Spider-Man – No Way Home: Projektwoche

Es herrscht ja beileibe kein Mangel an Superhelden-Filmen, aber mit „Spider-Man: No Way Home“ kehrt einer der größten Namen des Genres zurück auf die Leinwand. Mit „No Way Home“ beendet Regisseur John Watts seine spinnenfreundliche „Heimat“-Trilogie und schickt Spider-Man Tom Holland durch ein Wechselbad der Gefühle. Da führt kein Weg zurück, möchte man sagen, also volle Kraft voraus in ein furioses Finale.

Fange ich wieder bei Null an, oder gehe ich davon aus, dass jeder, der hier beziehungsweise bei „Spider-Man: No Way Home“ im Kino landet, zumindest die grobe Checkung hat, was in letzten Film abging und dass Spidey zwischendurch mit den „Avengers“ ein „Endgame“ um das Schicksal der Erde zu bestreiten hatte? Falls nicht, geht euch informieren. Hier bei brutstatt fliegen Links, Filme und Comics zu allen möglichen Superhelden herum und Marvel hat eine eigene Wiki und bei Wikipedia findet mensch meistens Infos (gelegentlich auf englisch).

Ich sage nur Marvel Cinematic Universe und Spider-Verse. Der Film sagt: Multi-Verse. Dazu komme ich gleich. Nur soviel zum gewünscht spoiler-armen Einstand. „No Way Home“ setzt direkt nach dem Ende von „Far From Home“ ein, in dem Mysterio dabei war, die Identität Spider-Mans zu offenbaren. Nun ist Peter Parkers privater Supergau da und er merkt schnell, dass er seine Lieben nicht vor der geifernden Öffentlichkeit beschützen kann. Schon gar nicht, wenn Jonah Jameson, der Herausgeber des Daily Bugle, Stimmung gegen „Spider-Man“ macht.

„Entschuldigung, ich muss versuchen sie zu heilen.“

Was also tun? Glücklicherweise kennt Peter einen Magier in der Gegend, den er vielleicht um einen Gefallen bitten kann, weil man gemeinsam die Welt gerettet hat. Peter bittet Doctor Strange alle Welt vergessen zu machen, dass er Spider-Man ist. Doch während Strange zaubert, will der Teenager so viele Ausnahmen eingebaut haben, dass Stephen Strange die Magie nicht mehr halten kann.

In der Folge gibt es einige Gäste aus anderen Universen, die von der Spinne mit den Superkräften angezogen werden. Denn unsere Realität ist nicht die einzige, die existiert. Es gibt eine Vielzahl von parallelen Welten und Realitäten und Zeitlinien, in denen Vieles ähnlich sein kann, aber nicht muss. Dieses Multiversum hat Portale und Knotenpunkte, an denen Stranges Zauber gerüttelt hat. Kurz darauf findet sich Spider-Man im Kampf mit Superschurken und Erzfeinden, die er überhaupt nicht kennt. Stephen Strange bastelt derweil an einem Weg, die Touristen aus anderen Universen zurückzuschicken.

Die Idee des Multiversums ist bei Marvel Comics uralt und tauchte erstmals in einem Fantastic Four Comic auf, was der Comic-Ikone Jack Kirby zumindest einen Assist einbringt. Das Spider-Verse nimmt diese Idee auf und bescherte der Fanschar und den Kinozuschauern 2018 ein neues buntes Animations-Universum voller Spinnengebissener Helden. (Zu dem oscar-prämierten Animationsspaß ist bereits ein zweiter Film in Arbeit). Nun kommt die Spider-Verse Idee also auch im Haupt-Franchise der Spinne an und der jüngste aller Spider-Men muss gegen die alten Feinde aufstehen.

„Keine gute Tat bleibt unbestraft!“

Dabei gibt es auf dieser Erde erheblichen Kollateralschaden und außer Doctor Strange lassen sich keine Helden blicken. Peter ist auf sich allein gestellt und muss die Angelegenheit mit Freundin MJ (Zendaya) und Buddy Ned (Jacob Batalon) in Ordnung bringen. Mal wieder eine Sysiphos-Aufgabe für den Teenager.

„Spider-Man: No Way Home“ ist schnell, dynamisch und jugendlich frisch wie auch die beiden Vorgänger, aber gelegentlich etwas zu albern und zu flapsig. Ebenso haut die Action nicht immer ganz überzeugend hin, sorgt meistens aber für erhöhten Adrenalinausstoß im Kinosessel. Mit Doc Strange hat Spidey einen gut funktionierenden Kollegen am Start und die beiden haben einige der besten Szenen im Film.

Der Rest ist durchwachsen und lässt sich nicht an einzelnen Charakteren und Handlungsfinten festmachen, alle Ebenen und Charaktere haben überzeugende Szenen und solche, die bei mir irgendwie nicht zünden. Das mag anderen Zuschauer:innen ähnlich gehen, jede:r kriegt in dem Helden schließlich die Projektionsfläche die er oder sie möchte. Letztlich scheint mir die Grundidee auf die konventionellste Art umgesetzt worden zu sein.

Das hat sicher auch damit zu tun, dass sich in Sonys „Spider-Verse“ demnächst neben Spidey nicht nur „Venom“ und „Carnage“ tummeln, sondern auch „Morbius“, der lebende Vampir, ganz zu schwiegen von den animierten Helden „Spider-Gwen“ und „Spider-Man“ Miles Morales. Wenn sich das Spider-Verse strategisch so aufstellt wie Disney es mit dem MCU gemacht hat, ist da noch einiges möglich. Manche nennen das Vorsicht, andere Kalkül wieder andere sehen vertane Möglichkeiten. Wir bleiben gespannt.

„Und so sehen wir betroffen, den Vorhang zu und alle Fragen offen.“, möchte man in Anlehnung an Bert Brecht zu diesem multidimensionalen Spinnenwahn sagen. Am Ende hat der Film wie fast alle Marvel Filme wieder hingekriegt die Handlung abzuschließen und gleichzeitig alles offen zu lassen für die Zukunft. Das muss man erst einmal bringen. „No Way Home“ hat definitiv viel von dem jugendlichen Spirit, der die Hollander-Filme auszeichnet, versucht eine fulminante Synthese und schafft dann doch das Multiversum des kleinsten gemeinsamen Nenners. Auch dieser „Spider-Man“-Film hat großartige Momente für Fans und Neulinge, für alt und jung. Macht schon Freude, das im Kino zu sehen.

Film-Wertung: 7 out of 10 stars (7 / 10)

Spider-Man: No Way Home
OT: Spider-ManNo Way Home
Genre: Action, Fantasy, Superhelden,
Länge: 129 Minuten, USA, 2021
Regie: Jon Watts
Darsteller: Tom Holland, Zendaya, Benedict Cumberbatch, Marisa Tomei,
FSK: ab 12 Jahren
Vertrieb: Sony Pictures
Kinostart: 15.12.2011