Venom – Tödlicher Beschützer: Existenzgründung

Während Tom Hardy im Kino als Eddie Brock beziehungsweise “Venom” die Leinwand unsicher macht, ist bei Panini Comics aus aktuellem Anlass noch einmal jener Comic erschienen, auf dessen Story sich der Kino-Blockbuster beruft. Angereichert wird der 220 Seiten starke „Venom“-Band durch ein Duell zwischen dem „Punisher“ und „Venom“. Hinein ins Vergnügen.

Eddie Brock hat sich mit seinem eigenwilligen Alien-Symbionten arrangiert und irgendwie auch mit Spider-Man eine Art Waffenstillstand erreicht. Nun versucht Eddie als Reporter einen Neustart an der US-amerikanischen Westküste und ist nach San Francisco gezogen. Doch Venoms erster Auftritt als Superheld wird von den Medien irgendwie zwiespältig aufgenommen und im fernen New York fragt sich Peter Parker alias Spider-Man angesichts der Fernsehbilder, ob er Venom auch in seiner neuen Wahlheimat in die Schranken weisen muss.

Eddie gerät derweil zufällig in eine Auseinandersetzung mit einem Kampfroboter und findet Zugang zu einer Gruppe Wohnungsloser, die in San Francisco im Untergrund leben. Deren Existenz wird allerdings von einem Immobilienhai bedroht, der auch die Kampfroboter ausgesandt hat. Nicht jeder in der Obdachlosen-Gemeinschaft ist von Eddies auftauchen angetan und dann taucht auch noch Spider-Man auf und sorgt für Unruhe.

Die Venom-Story „Tödlicher Beschützer“ (OT: „Lethal Protector“) erschien 1993 im Rahmen einer Venom Solo-Serie und erstreckte sich über sechs US-Ausgaben. Autor David Micheline schuf zusammen mit Zeichner Mark Bagley und Rom Lim einen „Venom“-Klassiker, der auch heute noch mit einer tollen Story punkten kann. Zwar sind das muskelbepackte Artwork, die Spidey-coolen Sprüche und auch einige Story-Wendungen typisch für Neunzigerjahre-Superhelden-Comics aber sowohl die Action als auch die Originalität der Geschichte stimmen und überzeugen noch heute.

Vor allem die Parallelgesellschaft der Wohnungslosen, die im Untergrund einen ganzen Stadtteil bewohnt ist ziemlich fantastisch und geht auf San Franciscos erbebenreiche Historie zurück. Das zu lesen macht schon immer noch Spaß, etwa so wie „Spider-Man: Die Klon-Saga“, die von Panini Comics vor einigen Jahren noch einmal in Sammelbänden aufgelegt wurde.

Selbstverständlich ist es nun angesichts der „Venom“-Verfilmung mit Tom Hardy („Taboo“) in der Hauptrolle interessant, welche Story-Elemente der Film übernommen hat. Ich hole dann mal kurz aus, ohne zu spoilern. „Venom“ erscheint bei „Sony Pictures“ die immer noch die Film-Rechte an den Marvel-Figuren aus dem Spider-Man Kontext halten, weshalb im Dezember auch noch der Animationsfilm „Spider-Man: Into the Spider-Verse“ mit Miles Morales als hauptsächlichem Netzschwinger in die Kinos kommt.

Zurück zur „Venom“-Verfilmung: Natürlich ist nicht nur Fans klar, dass der Alien-Symbiont ursprünglich als Kostüm von Peter Parker auf die Erde gekommen ist, aber um die „Venom-Geschichte unabhängig zu gestalten, taucht Spidey in der Verfilmung nicht auf und so kommt es dann auch zu einer abweichenden Origin-Story (Vergleiche dazu „Venom: Dark Origin“). Auch ist Eddie Brook als Charakter deutlich weniger zwiespältig ausgefallen als in den Comics. Was also bleibt von der Geschichte „Venom: Lethal Protector“, ist, das Eddie Brook in San Francisco lebt und als Journalist arbeitet. Aber das können interessierte Fans dann ja selbst sehen.

Der „Venom“—Sammelband ist damit allerdings noch nicht vollständig. Denn auch die klassische Story „Venom: Funeral Pyre“ (Zu Deutsch: etwa „Scheiterhaufen für Bestattungen“, die sich über drei US-Ausgaben erstreckte und 1993 direkt auf „Tödlicher Beschützer“ folgte ist noch enthalten und zeigt das legendäre erste Aufeinandertreffen von „Venom“ und dem „Punisher“, Frank Castle. Die beiden ausgesprochenen Antihelden in Marvels Superhelden-Truppe geraten aneinander, weil sie unterschiedliche Auffassungen von Gerechtigkeit haben und im speziellen Fall eines Kleinganoven unterschiedlicher Meinung sind. Als der sich dann aber durch ein Laborexperiment in einen ernstzunehmenden Gegner verwandelt, müssen die beiden Vigilanten sich etwas überlegen.

Die Geschichte von Carl Potts ist vor allem auf Action ausgelegt und somit eine Steilvorlage für Zeichner Tom Lyle der sichtlich Vergnügen daran hat, diese Straßenkriminalität in Szene zu setzen. Klar, auch „Funeral Pyre“ ist im Sound und in der Ausführung ein typisches Produkt der Neunziger, aber da man sich ja bereits bei „Tödliher Beschützer“ eingelesen hat, kann man das Action-Feuerwerk auch richtig genießen.

Der „Venom“-Sammelband „Tödlicher Beschützer“ ist für alle Fans und solche, die es nach dem Kino-Besuch werden wollen eine Pflichtveranstaltung, um sich besser mit der Comic-Figur „Venom“ anzufreunden und herauszufinden, was der Film weggelassen hat. „Tödlicher Beschützer“ enthält mit seinen neun US-Ausgaben fast einen kompletten Jahrgang „Venom“. Freut euch.

Comic-Wertung: 8 out of 10 stars (8 / 10)

Venom: Tödlicher Beschützer
OT: Venom: Lethal Protector 1-6, Venom: Funeral Pyre 1-3, Marvel Comics, 1993
Genre: Comic, Superhelden,
Autoren: David Michelinie, Carl Potts
Zeichner: Mark Bagley, Ron Lim, Tom Lyle
Farben: Marie Javins, Ed Lazellari,
Übersetzung: Michael Strittmatter
Verlag: Panini Comics, Softcover, 220 Seiten
VÖ: 18.09.2018

„Venom“ bei Wikipedia (Englisch)

„Venom: Tödlicher Bechützer“ bei Panini Comics