Superhelden-Comics waren mal absoluter Kinderkram. Dass sich das geändert hat, liegt auch an Miracleman, der Anfang der 1980er Jahre auf den Plan trat. Dazu später mehr. Nach diversen Rechtsstreitigkeiten scheint nur Marvel Comics die Rechte an der Figur zu besitzen und hat vier Sammelbände herausgebracht. Der erste wurde auch schon bei Panini veröffentlicht und entführt in das politisch umtriebige Großbritannien der achtziger Jahre.
1982 führt der Journalist Michael Moran ein überschaubares Leben. Allerdings klappt‘s mit der Arbeit nicht so richtig, kein Wunder wenn man freiberuflich unterwegs ist. Als Moran von einem Lokaltermin bei der atomaren Lagerstätte Lakesmere berichten will, wird er als Geisel genommen und die Lage eskaliert. Es kommt zur Explosion, doch Moran überlebt, denn er ist Miracleman. Ein Supermann, der durch atomare Experimente in den 1950ern geschaffen wurde. Doch die Erinnerung daran ging dem Journalisten verloren. Damals hatte er auch Mitstreiter Kid Miracle und Miracleboy. Nach der Explosion hat Miracleman sein Gedächtnis wieder und schon bald taucht auch ein alter Mitstreiter auf, der ist allerdings inzwischen zu einem ausgewachsenen Psychopathen mutiert. Dann wird auch noch Morans Frau schwanger und der Journalist wird für eine mysteriöse Geheimorganisation zur Gefahr.
Sich an dieser Stelle ausführlich über die Historie von Miracleman auszulassen, würde den Rahmen sprengen. Nachzulesen ist das im gelungenen Wikipedia-Artikel zu „Marvelman“ (Link siehe unten). Denn so hieß die Erfindung von Mick Anglo aus den Fünfzigern ursprünglich. Durch die Segnungen der Atomenergie konnte sich Michael Moran durch das Zauberwort Kimota (atomic rückärts!!!) in ein unzerstörbares heldenhaftes Überwesen verwandeln. Der Brite hatte den Superhelden kreiert, um den Amis einen britischen Helden entgegenzusetzen und hatte damit Erfolg.
In den achtziger Jahren hat dann das Warrior-Magazin den Stories neues Leben eingehaucht. Dafür hauptverantwortlich war neben den Zeichnern Gary Leach und Allan Davis die britische Comic-Legende Alan Moore. Irgendeinen Grund muss es allerdings haben, dass der namentlich in diesem Sammelband nicht erwähnt wird. Der schaffte es nicht nur, den Charakter (damals noch Marvelman) wiederzubeleben, sondern auch inhaltlich in neue, ernsthaftere Sphären zu katapultieren. Damit wurden die Superhelden definitiv erwachsener als sie bislang waren. Realistischere Settings, auch aktuelle gesellschaftliche Ereignisse und menschliche Probleme gaben den Superheldencomics eine zusätzliche Dimension. Der Name allerdings stieß bei Marvel Comics nicht gerade auf Begeisterung. Aber als Captain Britain wechselte der Charakter quasi ins Marvel-Universum. Marvelman wurde dann in den Neuzigern zu Miracleman, als man die Stories aus dem Warrior-Magazin neu auflegte und die Serie auch noch mit namhaften Autoren fortsetzte.
Die Geschichten im ersten Miracleman-Sammelband gehören vielleicht nicht zu den besten aus der Feder Alan Moores, der nicht nur mit „Hellblazer“, „Watchmen“ und V-wie Vendetta“ Comic-Geschichte geschrieben hat, aber solide Superhelden-Action wie man sie heutzutage kennt, sind die Abenteuer allemal. Und man darf nicht vergessen, dass der Autor auch versucht, der ursprünglichen Figur von Mick Anglo gerecht zu werden.
Aus heutiger Sicht mag „Miracleman“ nicht mehr so bahnbrechend anmuten wie beim Erscheinen der Serie in den Achtziger, aber eine gelungene Superhelden-Geschichte ist das Ganze allemal.
Comic-Wertung: (8 / 10)
Miracleman: Der Traum vom Fliegen
OT: Miracleman: Invaders from the Future, A Dream of Flying, Cold War, Cold Warrior; The Yesterday Gambit, Marvel Comics
Autor: Mick Angelo, Alan Moore
Zeichner: Gary Leach, Allan Davis, et al.
Farben: Steve Oliff
Übersetzung: Gerlinde Althoff,
Verlag: Panini Comics, Hardcover, 141 Seiten
Hardcover–VÖ: 29.07.2014
Softcover-VÖ: 14.10.2014