Nicht nur hierzulande war es lange still um die superhelden-Truppe „Die Fantastischen Vier“ oder auch „Fantastic Four“, die jahrzehntelang als Marvels unzerstörbares Flaggschiff galten. 2015 wurde die Comic-Serie um die Veteranen des Superhelden-Genres eingestellt. Nun kommt es im Zuge der Marvel Aktion „Fresh Start“ zu einem Neustart der ursprünglichen heldenhaften Vier. Zuvor allerdings müssen sich „Das Ding und die Fackel“ auf die Suche nach den Richards machen, die irgendwo in einem Paralleluniversum verschollen sind. Der Auftakt der zweibändigen Serie „Das Ding und die Fackel“ wurde von Autor Chip Zdarsky und den Zeichnern Jim Cheung und Valerio Schiti sehr unterhaltsam gestaltet und macht definitiv Lust auf ein Comeback der „Fantastic Four“.
Seit sich die Familie Richards mit den Studenten der Future Foundation auf eine waghalsige Erkundungstour durch den Kosmos und diverse Parallel-Universen begeben hat, sind die „Fantastischen Vier“ Geschichte. Während sich Ben Grimm alias „Das Ding“ zwischenzeitlich den „Guardians of the Galaxy“ angeschlossen hatte, suchte Johnny Storm aka „Die Fackel“ sein Heil in einer Karriere als Rennfahrer. Doch so richtig zufrieden sind die beiden verbliebenen Mitglieder der „Fantastischen Vier“ nicht.
Als Ben Grimm auf einer Gala Besuch von Spider-Man bekommt, der ihm die Schlüssel zu den Habseligkeiten aus dem Baxter Building, dem ehemaligen Hauptsitz der „Vier“, in die Hand drückt und Ben dringend rät, sich mal um Johnny Storm zu kümmern, ist das „Ding“ zunächst skeptisch. Dann aber taucht Victor von Doom mit einer herben Überraschung auf: Jahrelang hat er eine Nachricht von Reed Richards, die an Ben Grimm gerichtet war, zurückgehalten und vergeblich versucht, diese zu entschlüsseln.
Nun beteuert Doctor Doom, zu einem aufrechten Bürger geläutert zu sein und Ben hat einen Hinweis, wo er nach Spuren von Reed und Sue Richards und ihren Kindern Valeria und Franklin suchen kann. Aber das geht nicht ohne Hilfe, denn die Fackel und das Ding verlieren ihre Kräfte. Zum Glück kennt der alte Kumpel Hercules jemanden, der da Abhilfe schaffen kann.
Das zeitweilige Verschwinden der „Fantastic Four“ aus dem Universum der Marvel Comics hat sicherlich auch mit den erheblich gefloppten Verfilmungen zu tun. Sowohl die Verfilmungen von 2005 und 2007 als auch der jüngere Versuch einer Neubelebung mit anderem Team 2015 blieb weit hinter den kommerziellen Erwartungen zurück. Das mag sicherlich auch damit zusammenhängen, dass Constantin Films die Rechte der Verfilmungen innehat und bei den Umsetzungen definitiv weniger Computer-Power zur Verfügung hat als der mächtige Disney-Konzern, der nicht nur Marvel aufgekauft hatte, sondern auch Pixar und Lucas Film und somit erhebliche Man- und Rechenpower in die Spezialeffkte der Filme aus der Avengers Reihe stecken können.
Das Marvel Cinematic Universe (MCU) rockt seit Jahren die Kinokassen, jeder liebt die eigentlich „zweitklassigen“ „Guardians of the Galaxy“ während die „Fantastic Four“ in der Versenkung verschwinden – nicht nur auf der Leinwand, auch in den Comics. Einige Versuche das Team zeitgemäßer zu gestalten, erwiesen sich als schwierig wie etwa die „Future Foundation“. 2015 stellte Marvel auch die Comicreihe ein und seitdem sind auch bei Panini-Comics keine neuen „Fantastic Four“-Titel erschienen.
Damit soll nun Schluss sein, wenn sich Marvel auf die alten Helden besinnt und während des Relaunches „Fresh Start“ die Original-Helden wieder ins Rennen schickt (In den USA ist das freilich schon 2018 passiert). Um den Übergang locker, flockig und interessant hinzubekommen gab es die „Marvel Legacy“-Titel zu denen auch „Das Ding und die Fackel“ gehört. Dabei bekommt sogar die alte Team-Up-Serie „Marvel 2 in One“ ein Revival, in der „Das Ding“ immer wieder mit einem anderen Partner das Böse bekämpft hat.
Nun also ein „Fantastisches Duo“ und Autor Chip Zdarsky („Sex Criminals“, „Howard the Duck“) gelingt es, die eigentlich unmögliche und vergebliche Suche nach Totgeglaubten durch alle Dimensionen und Galaxien zu einer recht handfesten Sache zu machen. Dabei steht im Vordergrund, was die Fantastic Four schon immer ausgezeichnet hat, ein wahrhaft kosmisches Setting, quasi eine „Space Opera“, und handfeste Action und Sticheleinen zwischen den weniger intellektuellen Team-Mitgliedern. Die Mischung stimmt auch in den ersten 6 US-Ausgaben von „Das Ding und die Fackel“. Die Story wird im zweiten Band abgeschlossen, der bislang aber bei Panini noch nicht angekündigt ist.
Das Artwork ist stark und abwechslungsreich. Die ausdrucksvolle Farbgebung von Frank Martin („East of West“, „Thanos Megaband 1“) hält den Laden zusammen und sorgt für galaktische Farbexplosionen. Das ist zwar nicht so abgespaced wie die trippigen Artworks, die Jack Kirby in den magischen Anfangstagen der „Fantastic Four“ auf die Seiten zauberte, hat aber einen zeitgemäßen Weltraum-Charme. Und selbstverständlich kommen Ben und Johnny ganz schön weit rum und treffen jede Menge alte und neue Bekannte. Das gibt den Zeichnern genügend Raum, sich auszutoben.
Besser kann man die Hoffnung auf eine Rückkehr der „Fantastic Four“ nicht gestalten. Je länger man liest, desto bewusster wird die Lücke, die die Superhelden-Urgesteine in den letzten Jahren offen gelassen haben. Ich freue mich schon auf mehr.
Comic-Wertung: (8 / 10)
Das Ding und die Fackel – Band 1: Fantastisches Duo
OT: Marvel 2-In-One 1-6, 2017, Marvel Comics
Genre: Comic, Superhelden,
Autor: Chip Zdarsky
Zeichner: Jim Cheung, Valerio Schiti
Farben: Frank Martin
Übersetzung: Alexander Rösch
Verlag: Panini Comics, Softcover, 140 Seiten
VÖ: 15.01.2019
Fantastic Four bei Wikipedia
Das Ding und die Fackel bei Panini Comics