Fantastic Four: Die Rückkehr

Marvels Superhelden-Familie „Fantastic Four“ war in den 1960ern nicht nur einer der ersten Titel des damals jungen, aufstrebenden Comic-Verlages, sondern auch das Vorbild für Pixars Animationshit „The Incredibles“. Jahrzehnte später schien in der neuen bunten Welt der Superhelden, kein Platz also kein Markt mehr für die sympathische Familienbande zu sein. Dass die deutsche Ausgabe des Rückkehr-Albums bei Panini Comics bereits nach zwei Wochen ausverkauft ist, belehrt die Fans und Leser eines Besseren. Im Grunde wussten wir schon immer, dass man uns Geschichten erzählt.

Es gibt ein Wirtschaftsprinzip, nachdem man eine Ware verknappen muss, um den Preis dafür in die Höhe zu treiben. Wenn der Preis Aufmerksamkeit ist, so hat Marvel mit der Einstellung seines Jahrzehnte alten Comic-Flaggschiffes „Fantastic Four“ 2015 vielleicht versucht, eine ganz große neue Öffentlichkeit, will sagen einen Hype, um die Fantastic Four zu kreieren. Und nun – beziehungsweise Ende 2018 – löst der Comic-Verlag seine Warenverknappung auf und lässt die Serie durch Zeit und Raum des Multiverse wiederauferstehen.

Genau das passiert irgendwie … aber eben doch nicht: Die Familie Richard, bestehend aus Vater Reed („Mister Fantastic“), Mutter Sue („Die Unisichtbare“) und Tochter Valerie und Sohn Franklin (beide haben freilich auch übernatürliche Fähigkeiten) muss nicht durch das Multiversum wieder nach Hause, zur richtigen Erde, nur weil hier verzweifelte Comicfans und das Ding und die Fackel auf sie warten.

Im Gegenteil, die Future Foundation marodiert forschend fröhlich im Multiversum, und dank Franklin Richards Superpower erschaffen die Forscher sogar haufenweise neue Welten. Nun allerdings ist damit Schluss, denn die Future Foundation wird zur Rechenschaft gezogen von einer der stärksten Kräfte des Universum. Griever, die personifizierte Trauer am Ende alles Seins, zerstört etliche der neuen Universen und will auch deren anmaßende Erschaffer vernichten. Doch Schlaukopf Reed Richards ist auch intellektuell ein derartiger Gummimann wie körperlich und leiert der fiesen Griever einen Wettstreit aus dem Kreuz wie weiland die Großmutter dem Teufel.

So weit so mainstream-fantastisch und so überbordend und durchgeknallt, dass es das Teenager-Publikum noch nachvollziehen kann. Anders als die komplett wirre Slott-Story vom „Spider-Verse“ kann dieser fantastische Coup durch diverse Universen im Multiverse dramaturgisch nachvollzogen werden und ist auch dergestalt bebildert, dass es die Handlung unterstützt. Das Artwork ist hier knackig und modern, die Geschichte wendungsreich und fantasievoll. Allerdings hatte ich mir nach Zdarskys Fanta Vier-Prequel „Das Ding und die Fackel“ einen etwas reiferen, erwachseneren Ansatz erhofft. Bleib auf dem fliegenden Nanotec-Teppich! Du redest über Superhelden-Comics!

Dan Slott („Silver Surfer Megaband“) ist unbestritten ein guter und erfolgreicher Comic-Autor, nur werde ich mit seiner Art zu erzählen und seinen Stories nicht richtig warm. Das ist subjektiv und emotional, aber Slott gelingt es treffsicher, Elemente in seinen Geschichten so anzuordnen, wie ich es nicht lesen möchte. Wir ticken wohl einfach unterschiedlich.

Für die Rückkehr der Fantastic Four ist sein Engagement allerdings perfekt getimt, da es eine Steilvorlage gibt um die Fantastischen Vier nun endlich auch in das Marvel Cinematic Universe zu überführen. Von dessen wahnsinnigem Box Office-Erfolg konnten die Fantas nur träumen, da die Filmrechte bei der Konkurrenz lagen. Nun steht einer Reunion auf der Leinwand wie weiland bei „Spider-Man“ nichts mehr im Wege. Wer die Brandbeschleuniger-Qualitäten der regradierenden Blockbuster kennt, darf nun getrost annehmen, dass es demnächst diverse umsatzstarke Comic-Reihen mit den Heimkehrern geben wird.

Für Superhelden-Fans ist es eine große und schöne Sache, dass die Routiniers der Fantastic Four wieder auf der Platte stehen und mittanzen können im großen Ringelreigen der quietschbunten Blockbuster-Maschine Marvel Cinematic Universe. Ein Beigeschmack bleibt doch. Scheinbar ist bzw. war es ein offenes Geheimnis, wie Thomas Witzler im Vorwort schreibt, dass Disney, Marvels Mutterkonzern, keine Werbung für die „Fantastischen Vier“-Filme der Konkurrenz machen wollte. Da hat ein riesiger Konzern schlicht seine Marktmacht ausgespielt. So wie der Weltenverschlinger Galactus.

Comic-Wertung: 7 out of 10 stars (7 / 10)

Fantastic Four: Die Rückkehr
OT: Fantastic Four 1-4, Marvel Comics, 2018-2019
Genre: Superhelden, Comic,
Autor: Dan Slott
Zeichner: Sara Pichelli, et. Al.
Farben: Simone Bianchi, et al.
Übersetzung: Bernd Kronsbein
Verlag: Panini Comics, Softcover, 124 Seiten,
VÖ: 18.06.2019

Fantastic Four 1: Die Rückkehr bei Panini Comics