In unregelmäßigen Abständen brauchen die großen amerikanischen Comic-Verlage Marvel Comics und DC Comics, neue Impulse, um ihrer Superhelden-Universen, die bereits seit Jahrzehnten bestehen, für Fans wieder interessanter zu gestalten, die inhaltliche Kontinuität besser zu unterteilen und die Superhelden auch für neue Leser interessant zu machen. In den USA ist man immer schon etwas weiter als hierzulande, aber nun veröffentlicht auch Panini Comics die ersten „Legacy“ Geschichten. Die Heftausgabe „Marvel Legacy“ sollten Fans und solche, die es werden wollen, auf keinen Fall verpassen, denn darin Legt Autor Janson Aaron den Grundstein vieler folgenden „Legacy“-Ereignisse.
Es liegt etwas in der Luft. Während der „Ghost Rider“ Rob Reyes in seinem Auto aufwacht und scheinbar im Schlaf von Kalifornien bis nach Südafrika gefahren ist, sind weltweit erstaunliche Ereignisse im Gange. Der Rider muss sich mit „Starbrand“ herumschlagen, dieser Held faselt kryptisches Zeug und will verhindern, dass der Ghost Rider ein altes, mächtiges Artefakt zurück ans Tageslicht holt.
Derweil schickt Bösewicht Loki ein paar abtrünnige Eisriesen nach Midgard, also auf die Erde, um eine Kiste zu stehlen, die in einer S.H.I.E.L.D.-Lagerhalle verstaut wurde und längst in Vergessenheit geraten ist. Jane Foster als „Thor“, Riri Williams als „Iron Heart“ und Sam Wilson alias „Captain America“ versuchen gemeinsam, das zu verhindern und fühlen sich dabei beinahe wieder wie ein “Avengers”-Team. Aber auch die Fackel Johnny Storm und das Ding von den „Fantastischen Vier“ merken eine seltsame Stimmung und schicken ein Signal in den Weltraum. Dorthin hat es einige Superhelden verschlagen.
Ohne allzu viel zu verraten, kann ich nur betonen, dass die Heftausgabe „Marvel Legacy“ ein wahrlich gelungener Appetithappen geworden ist. Jason Aarons Geschichte enthält vor allem eine solide Rahmengeschichte, die ihren Anfang in grauer Vorzeit nimmt und sieben archtetypische Superhelden zu einem Team vereint. Diese Kämpfer sind nicht nur die ersten Verteidiger des Planeten, sondern gaben und geben ihre Kräfte auch über Generationen weiter. Und so stimmt auch die Verbindung zur Gegenwart. Angereichert wird diese Ausgangsgeschichte mit den Initialzündungen für einige Stories, die in diversen Serien weiterentwickelt werden und so für neue Impulse bei Marvel sorgen. Das gilt insbesondere für die Charaktere und Serien „Wolverine“, Die Fantastischen Vier“, „Black Panther“, „Guardians of The Galaxy“, Deadpool und selbstverständlich für die „Avengers“.
Nachdem DC Comics vor einer Weile den Relaunch „Rebirth“ auf den Weg brachte, zieht Marvel Comics nun mit „Legacy“ nach. Da gibt es bei beiden Verlagen auch immer parallele Entwicklungen. Hier „The New 52“ da „All New, All Different“, dort „Rebirth“ und hier „Legacy“. In beiden Fällen geht die inhaltliche Ausrichtung dahin, dem klassischne Charakter der Superhelden zbeizubehalten, ihn aber modern zu interpretieren. Marvel Geht sogar zur alten Nummerierung dre rComicserien zurück, will aber neue, zukunftsgerichtete Geschichten erzählen.
Inhaltlich befasst sich „Marvel Legacy“ wie der Name schon sagt, mit dem Vermächtnis, das Menschen und Helden hinterlassen. Gerade wenn bestimmte Superhelden im Laufe der Zeit verschiedene menschliche Inkarnationen hatten, stellt sich die Frage, was das Wesen der jeweiligen Superkräfte ausmacht und wie es sich auf das Verhalten auswirkt. Einige Helden-Inkarnationen waren ja schon in „Generations 1“ und „Generations2“ am Start. Als übergeordnetes Thema wird nun die Idee und die Bedeutung Vermächtnisses in dem Relaunch „Marvel Legacy“ weiter ausgeführt.
Das Bonus-Material in der Heftausgabe „Marvel Legacy“ enthält Interviews mit den Machern und Kreativen, die für den Neustart im Hause Marvel verantwortlich sind und geben Hinweise, welche US-Nummern man nicht verpassen sollte, um bei „Legacy“ einen guten Start hinzulegen. Wer die entsprechenden deutschen Ausgaben sucht, muss bei Panini Comics ein bisschen forschen: Dort im Shop sind online aber fast immer auch die enthaltenen US-Ausgaben angegeben. Eventuell beschäftige ich mich an anderer Stelle auch noch intensiver mit diesen vermeintlich bahnbrechenden Stories.
Mit dem großen „Neustart“ Marvel Legacy“ beginnt tatsächlich eine neue Ära, die den Superhelden-Kosmos neu sortiert und zugleich einsteigerfreundlich macht. Treue Fans müssen aber nicht um ihre Lieblinge fürchten, denn die kreativen Verantwortlichen gehören nicht nur zur Creme de la Creme der Comic-Szene, sondern sind auch selbst Fans. Inhaltlich kann das durchaus spannend werden, wie die Konkurrenz bei DC Comics mit ihrer „Rebirth“ Ausrichtung bewiesen hat. Wir bleiben gespannt.
Comic-Wertung: (8 / 10)
Marvel Legacy Spezial: Der Beginn einer neuen Ära
OT: Marvel Legacy
Genre: Comic, Superhelden,
Autor: Jason Aaron
Zeichner: Esas Ribic et al.
Farben: Daniel Acuna et al.
Übersetzung: Michael Strittmatter
Verlag: Panini Comics, Heft, 56 Seiten
VÖ: 05.06.2018