Generations 2: Treffen der Generationen

Wie schon bei der Vorstellung des ersten Bandes mit „Marvels Generations“-Geschichten, geht es auch in den fünf US-Ausgaben darum, die Superhelden mit ihren alten beziehungsweise neuen Identitäten aufeinander loszulassen und zu sehen, was passiert. In „Generations2“ treffen sich Iron Man, Captain Marvel, Spider-Man, Ms.Marvel und Captain America. Soviel sei schon einmal verraten, die Geschichten machen mehr Spaß als im ersten bei Panini erschienenen Sammelband.

Noch kurz zur Einordung der „Generations“-Stories in den gesamten Marvel Superhelden-Kosmos. Der amerikanische Comic-Riese plant wie bereits der Konkurrent DC Comics mit „Rebirth“ vorgelegt hat, eine inhaltliche Neuausrichtung, einen Relaunch, in dem die Storylines aufgeräumt, entrümpelt und aufgefrischt werden. Das ganze firmiert dann unter dem Namen „Marvel Legacy“ und in der Vorstellung des „Marvel Legacy“ Specials gibt es dann mehr Infos zu dem was da kommen soll.

Aber zurück zu „Generations“: Bei Marvel Comics sind inzwischen mehrere mehrerer Generationen von Helden unterwegs, zum Teil haben die sich abgelöst, zum Teil waren sie Parallel unterwegs, zum Teil in anderen Universen, wer kann da über sieben Jahrzehnte schon den Überblick behalten. Die Stories in „Generations“ stehen also ganz unter dem Motto zwei Generationen einer Superheldengestalt aufeinandertreffen zu lassen und zu sehen, was dabei herauskommen könnte.

Ermöglicht wird das in der „Comiclogik“, weil das Inhuman-Mädchen Kobik den Helden im Anschluss des „Secret Empire“-Events Treffen außerhalb von Zeit und Raum ermöglicht. Die „aktuelleren“ Versionen haben dabei meistens einen Wissensvorsprung, aber der ist kaum von Belang, außer, dass man natürlich nicht in die übermäßig Vergangenheit eingreifen sollte…aber wir sind ja nicht in der Vergangenheit, sondern außerhalb der laufenden Serienchronologien.

Für unterschiedliche Stories und Helden sind wie schon in „Generations 1“verschiedene Kreativ-Teams verantwortlich. Das über einen rezeptionellen Kamm zu scheren, wäre unsachlich. Folglich wird die durchaus unterschiedliche Qualität von Geschichten und Artworks jeweils einzeln vorgestellt, wie das schon bei der Besprechung von „Generations 1“ der Fall war, schließlich entsprechen die Stories in dem Panini-Sammelband jeweils eigene US-Ausgaben.

Eine herkömmliche US-Ausgabe hat gerade einmal gute 32 Seiten. „Was für eine komplexe Story lässt sich da schon erzählen?“, könnte man fragen. Die Antwort liefert Autor Brian Michael Bendis gleich mit der Auftaktgeschichte von „Generations 2“. In „Die Eisernen“ krempelt er erstmal die herkömmliche Storylogik um und lässt Iron Heart, Riri Williams, in der Zukunft auf einen Tony Stark treffen, der nicht mehr „Iron Man“ ist, sondern der „oberste Zauberer“, der die Erde beschützt. Die von Szymon Kudranski und anderen gezeichnete und von Paul Monts und Co. kolorierte Geschichte ist eine allerfeinste Utopie, in der sogar die Luft auf dem Planeten sauber ist. Action gibt es dennoch genug und das Artwork ist abwechslungsreich, fantasievoll und zum Teil atemberaubend schön.

Anschließend schickt Autorin Margaret Stohl zusammen mit Zeichner Brent Schoonover und Kolorist Jordan Boyd Carol Danvers als „Captain Marvel“ in der Story „Die Mutigsten“ auf einen fernen Planeten, der von Annihilus bedroht wird. Die Bewohner kämpfen aus religiösen Gründen nicht und Captain Marvel, die beim Straßenkampf auf einen ahnungslosen und jungen Mar-Vell getroffen ist, landet wegen der Keilerei erst einmal im Knast. Zeit genug herauszufinden, ob sich Mar-Vell, der seine Zeit als irdischer Superheld bereits hinter sich hat, an Carol Danvers die Laborassistentin erinnert. Die Story knüpft inhaltlich an die intergalaktische „Captain Marvel“-Serie von Kelly Sue DeConnick an, in der CVarol Danvers ihren Namen von Ms. Marvel in Captain Marvel änderte. De Keilerei mit Annihilus ist solide und eine unterhaltsame Space-Opera.

In der nächsten Geschichte „Die Spinnen“ landet Spider-Man Miles Morales (mit dem im Herbst tatsächlich ein Zeichentrickfilm in die Kinos kommt) in den 1970er Jahren auf dem College, auf das auch Peter Parker geht. Der hat den Kopf voller sorgen, weil Tante May im Krankenhaus liegt. Miles denkt, er solle Peter in der Vergangenheit bei einer Sache helfen, aber dann guckt er noch mal in seine Nachbarschaft, wo das Kind Miles Morales gerade eine wichtige Bekanntschaft macht. Und vielleicht ist Miles ja hier, um etwas über sich selbst und seine „Super-Identität“ als Spider-Man zu lernen. Erneut zeigt Brian M. Bendis, der ja auch der Hausautor von Miles Morales ist, seine Klasse. Bei „Spider-Man“ kann der Autor aus dem Vollen schöpfen und zeigen wie sehr er die Figur geprägt und begleitet hat. Die von Zeichner Ramón Pérez und Kolorist Msassyk inszenierte Story ist zwar actionmäßig sehr unaufgeregt, überzeugt aber psychologisch auf ganzer Linie. Eine starke Story.

G.Willow Wilson, die als Autorin die „neue“ und muslimische Ms. Marvel in das Superheldenuniversum bei Marvel eingeführt hat, betreut auch das Treffen von Khamala und Carol Danvers in deren Vergangenheit, „Die Marvels“. Zeichner Paolo Villanelli und Kolorist Ian Herring bleiben dem Stil der neuen „Ms.Marvel“-Serie treu, legen aber einen ockerfarbenen Retro-Charme auf ihre Version der Phase als Carol Danvers bei Daily Bugle ein Frauenmagazin betreute. Khamala findet sich hier als Praktikantin wieder und eine Superschurkin gibt es natürlich auch. Die Geschichte ist witzig und hat auch einen emanzipatorischen Frauenpower Aspekt wie man das von G. Willow Wilson gewohnt ist.

Wie sollte es anders sein, macht „Captain America“, der erste Avenger, den Abschluss dieser „Generations“-Geschichten. Das ist angesichts der Bedeutung Caps in der Verlagshistorie und des Avengers-Erfolgs auch auf der „Leinwand“ absolut angemessen – und bringt den Leser auch wieder zurück in die Zeit nach dem „Secret Empire“ in dem Steve Rogers als Hydra-Agent die Macht übernahm. Autor Nick Spencer schickt Sam Wilson, den aktuellen „Captain America“, in der Geschichte „Die Captains“ innerhalb einer Sekunde in eine Vergangenheit, die ein ganzes Leben ausmacht. Dabei begleitet Sam die Karriere von Steve Rogers als Captain America und die Story lässt das alles noch einmal Revue passieren, zeigt aber auch wie sehr sich die beiden Helden und Freude gegenseitig beeinflusst haben. Starkes Storytelling von Nick Spencer wird umgesetzt von Zeichner Paul Renard und Koloristin Laura Martin.

Damit wären wir nun am „Ende“ der zehn Generations Geschichten aus dem Hause Marvel. Die Stories im zweiten Band sind insgesamt alle ´stärker, auch weil sie mehr Ausblick wagen, was denn da zukünftig auf die Helden und die Leser zukommen mag.

Nun aber noch etwas anderes: Meine Panini-Ausgabe von „Generations 2“ ist nicht auf Hochglanzpapier gedruckt, wie das eigentlich bei den Panini-Comics üblich ist. Eventuell ist das eine einmalige Angelegenheit, eventuell hat das Methode. Aus ökologischen Erwägungen ist das sicher zu begrüßen und die Bildgeschichten machen erheblichen Spaß, aber wenn man Generations 1 (Hochglanz-Papier) neben „Generations 2“ (normales Papier) stellt, fällt doch auf, wie erheblich das die Optik und damit auch die Dynamik der Darstellung beeinflusst. Aber das nur am Rande.

Die 5 Superhelden-Stories, die in Marvels „Generations 2“ zusammengefasst sind, liefern tolles Superhelden–Unterhaltung und sehr spannende Überlegungen, was das neue Marvel Konzept „Legacy“ so alles bieten könnte.

Comic-Wertung: 8 out of 10 stars (8 / 10)

Generations: Treffen der Generationen 2
OT: Generations: Sam Wilson Cap & Steve Rogers Cap, Iron Man & Ironheart, Captain Marvel & Captain Mar-Vell, Miles Morales & Peter Parker, Ms. Marvel & Ms. Marvel
Autoren: Brian Michael Bendis, Margareth Stohl, G. Willow Wilson, Nick Spencer
Zeichner: Ramon K. Perez, Paul Renaud, et al
Farben: Dean White, Laura Martin et al.
Übersetzung: Alexander Rösch, Robert Syska, et al.
Verlag: Panini Comics, Softcover, 164 Seiten
VÖ: 19.06.2018

Generations 2 bei Panini Comics