Animal Man –Die Jagd

Im Zuge des kompletten Relauchs im DC-Comicuniversum taucht auch Animal Man Buddy Baker wieder mit einer eigenen Serie auf. Der Kult-Comic der 80er Jahre, als Grant Morisson den 1965 geborenen Superhelden und Justice League Kämpfer für eine erwachsenen Zielgruppe ummodelte, bekommt mit Autor Jeff Lemire auch einen der angesagtesten Schreiberlinge und Künster verpasst und so verwundert es nicht gerade, dass „Animal Man – Die Jagd“ mit Kritikerlob überschüttet wurde und eine echte Überraschung ist.

Die lange Auszeit des Animal Man erklärt sich dadurch, dass der gute Buddy Baker erstens eine Familie gegründet hat und daher beschloss, als Stuntman einer ordentlichen Beschäftigung nachzugehen, und zweitens der Erkenntnis, dass dieses Superheldending irgendwie nicht mehr zeitgemäß war, als Öko-Aktivist kannst du ja viel mehr bewegen und verändern.

Doch Buddy ist nicht ausgelastet, obwohl er gerade erst eine Filmrolle übernommen hatte, und so macht sich Animal Man mal wieder auf einen Ausflug, einen Geiselnehmer in einem Krankenhaus unschädlich zu machen. Doch Buddy zeigt seltsame Symptome und blutet aus den Augen. Gleichzeitig macht seine Tochter Maxine eine seltsame Veränderung durch und legt Fähigkeiten an den Tag, die Buddy beunruhigen. Maxine scheint ebenfalls mit der Kraftquelle verbunden, aus der Animal Man seine Fähigkeit nimmt, Tiergestalten anzunehmen. Etwas bedroht diese Kraftquelle, das Rot,  und Buddy muss nicht nur seine Familie vor mächtigen, finsteren Kräften beschützen, sondern auch, zusammen mit Maxine, das Rot beschützen. Eine übergroße Aufgabe.

Als „Animal Man“ seinerzeit in den 80ern abging, hatte ich, ehrlich gesagt mit Superhelden und Comics nicht viel am Hut, insofern kann ich auch nicht aus dem Nähkästchen plaudern und gebe zu, dass ich Jeff Lemire Fan bin. Grund genug, auch „Animal Man“ anzuchecken, der von Travel Foreman zusammen mit Steve Pugh und John Paul Leon in Bilder umgesetzt wurde. Und das Ergebnis ist erstmal schräg und ganz schön seltsam.

Lemire erfindet die Story neu und definiert sogar Buddys Kraftquelle um, mit Außerirdischen hat das nun nix mehr zu tun. Die Totems des Rot, des Lebensnetzes, das alles Lebewesen verbindet, haben Buddy „nur in eine Geschichte gehüllt, die du leichter verstehst“. Nun denn, das ist wohl wie der Spiralkurrikulum in der Schule. Wissensvermittlung nur soweit, wie die Entwicklung gerade ist. Aber die Story, die ja quasi auf uralten Glaubensvorstellungen beruht, dass alles miteinander verbunden ist, funktioniert ganz ausgesprochen gut. Anleihen beim „Swamp Thing“ sind dabei durchaus gewollt und die beiden „Helden“ steuern wohl auf eine gemeinsame Zukunft zu.

Und Zeichner Travel Foreman findet dafür mit seinem ungewöhnlichen Strich und seiner abwechslungsreichen, panelsprengenden Dynamik eine zwar gewöhnungsbedürftige, aber absolut stimmige Umsetzung: kantig, verzerrt, flächig und detailliert ziemlich gruselig und sehr organisch mutet an, was Foreman aufs Blatt bringt. Extrem und außergewöhnlich und originell. „Animal Man“ unterscheidet sich von anderen Superhelden-Comics nicht nur durch einen etwas anderen Helden, sondern durch eine einerseits  realistische Lebenssituation und andererseits eine komplett schräge Horrorstory, die wenig damit zu tun hat, Superschurken zu verprügeln.

Fazit: „Animal Man“ mag nicht jedermanns Sache sein, aber die Superhelden-Horrorstory gehört definitiv zu den Highlights der New 52. Autor Jeff Lemire liefert eine abgedrehte, aber originelle Story, die von Trevor Foreman kongenial umgesetzt wird. Zumindest der Auftakt ist mehr als nur gelungen und macht verdammt viel Lust auf mehr.

Comic-Wertung: 8 out of 10 stars (8 / 10)

Animal Man – Die Jagd
OT: Animal Man #1-6, DC, 2011
Autor: Jeff Lemire
Zeichner: Travel Foreman, Steve Pugh, John Paul Leon
Übersetzung: Christian Heiß
ISBN: 978-3-86201-420-0
Verlag: Panini Comics
VÖ: 24.07.2012

Weiterführende Links:
Animal Man bei Panini
Leseprobe bei MyComics

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