Black Road – Die schwarze Straße 1 – Alte und neue Götter

Das Erbe der skandinavischen Krieger ist einfach nicht totzukriegen und aus der Pop-Kultur lässt sich die Wikinger-Kultur auch nicht wegdenken. Da halten sich hartnäckig Gerüchte und Klischees und gelegentlich gibt es dann ein paar neue wissenschaftliche Erkenntnisse, die bei Terra X für gute Quoten sorgen. Mit dieser Art von Forschung und Folklore hat das Comic „Black Road“ so ziemlich gar nichts am Hut. Stattdessen schickt der amerikanische Autor Brian Wood, ein Star des Mediums, einen kampferprobten Haudegen auf eine absurde Mission: Ausgerechnet ein Wikinger-Söldner soll einen christlichen Würdenträger nach Norden eskortieren.

Magnus der Schwarze ist ein unverwüstlicher Hüne von einem Kerl und hat nicht nur so manche Schlacht gesehen, sondern auch schon bessere und glücklichere Tage, als ihm jemand einen einträglichen Job anbietet. Ein römischer Kardinal ist auf dem Weg in den hohen Norden und braucht dabei einen wehrhaften Begleiter. Der Kardinal soll dort in der winterlichen Abgeschiedenheit seltsamen Dingen auf den Grund gehen.
Der Weg nach Norden führt über die „schwarze Straße“, die berüchtigt ist für ihre Gefährlichkeit. Wegelagerer und Plünderer treiben sich hier herum und es dauert nicht lange, bis auch Magnus und der Kardinal mit ihnen Bekanntschaft machen.

Bereits mit der über mehrere Erzählstränge ausgelegten Comic-Reihe „Northlanders“ hat sich Autor Brian Wood („DMZ“, „Moon Knight“) mit den Wikingern und ihrer streitbaren Kultur auseinandergesetzt. Dabei ging es auch um die Eroberungszuge der Wikinger nach Britannien, was den Comic in die inhaltliche Nähe der TV-Serie „Last Kingdom“ rückt, in der sich die Britannier gegen die nordische Invasion zusammenraufen müssen.

„Black Road“ ist dagegen keine episch angelegte Saga wie die beiden oben genannten Titel, sondern ein kurze, knackige Action-Angelegenheit. Die Serie über Magnus den Schwarzen ist von Brian Wood und seinem Zeichner Garry Brown über zehn US-Comic-Ausgaben angelegt und erscheint bei Panini in zwei Sammelbänden im Hardcover. Der erste Teil „In Norden steht ein Kreuz“ beginnt mit einem düsteren Prolog, der von einer fanatischen Christenfestung berichtet, die im Norden des Wikingerlandes für Schrecken und Furcht sorgt.

Vor diesem Hintergrund ist Magnus einfach ein wortkarger, kampferprobter Held (oder Antiheld), der einen Job angenommen hat, welcher ihm leider komplett aus dem Ruder läuft. Bereits im zweiten Kapitel wird der ursprüngliche Job mehr oder minder obsolet und die Geschichte entwickelt sich in eine eher unvorhergesehene Richtung. Wer weiß schon, was da noch alles auf den Leser zukommen mag.

So wie die Story angelegt ist, ist sie mit ihren zehn Kapiteln auch solide und genrespezifisch erzählt, aber sofern der Held oder andere Protagonisten überleben, lässt das Setting immer wieder eine Rückkehr des Kreativ-Teams zu diesem fiktiven historischen Setting zu. Wer weiß schon, ob da in Zukunft nicht irgendwann einmal eine weiter Story folgt.

Brian Wood ist ein großartiger Erzähler, der sowohl komplexe wie einfache Geschichten auf unterhaltsame und moderne Art und Weise meisterhaft erzählen kann. Dazu braucht es kaum eine weitere Bestätigung. Der Reiz der „Black Road“-Story liegt ganz eindeutig im Genre, denn bei allem historischen Setting ist „Black Road“ sehr souveräne düstere und blutige Action, insofern zeitlos und von Wood auch nicht mit zuviel Hintergrundinfos überladen.

Die Hintergründe liefert vielmehr das Artwork von Zeichner Garry Brown und Kolorist Dave McCaig. Die beiden sorgen dafür, dass die Christianisierung im frühen Mittelalter mit viel Dreck und unwirtlichen Lebensumständen ins Leben gerufen wird. Das Paneling ist abwechslungsreich und sehr dynamisch und sorgt in dem Format für einen ganz eigenen Drive. Das Hardcover veredelt „Black Road“ schon fast zu einer „Graphic Novel“. Die Perspektiven und Close-ups sind nahezu cinematografisch und die Hintergründe so schlicht wie möglich und so filigran wie nötig, um unterschiedliche Stimmungen und Landschaften zu beschreiben. Alles in allem dominieren in dem Artwork aber doch eher dunkle Erdfarben und blutige Rottöne.

„Black Road“ ist kein historisches Epos, will dies auch gar nicht sein. Aber als düsterer Actioner vor archaischen, historischen Hintergrund rockt der „Road Trip“ von Magnus dem Schwarzen ganz gewaltig. Ich bin gewiss, das wird auch abschließenden Teil so sein. Der ist allerdings noch nicht angekündigt.

Comic-Wertung: 9 out of 10 stars (9 / 10)

Black Road – Die schwarze Straße: Band 1: Im Norden steht ein Kreuz
OT: Black Road 1-5, Image Comics, 2016
Genre: Comic, Action, Historisches
Autor: Brian Wood
Zeichner: Garry Brown
Farben: Dave McCaig
Übersetzung: joseph Rother
Verlag: Panini Comics, Hardcover, 140 Seiten
VÖ: 22.01.2019

Black Road 1 bei Panini