Moon Knight 2: Blackout – Aussicht auf etwas Besseres

Nachdem das Kreativduo Warren Ellis und Declan Shalvey die Figur des Moon Knight erfolgreich in die „Marvel Now“-Ära geführt habt, steht der zweite Band nun unter der Regie von „DMZ“-Autor Brian Wood und Zeichner-„Newcomer“ Greg Smallwood. Die beidem machen mit „Blackout“ da weiter, wo „Aus dem Reich der Toten“ aufgehört hat. Für Fans spannender Thriller-Action und ungewöhnlicher Stilistik ist auch der zweite „Moon Knight“-Band eine Entdeckung.

Da rennt ein wirklich gut ausgerüsteter Attentäter durch New York und versucht, den Präsidenten des kleinen afrikanischen Landes Akima zu ermorden. Marc Spector alias Moon Knight hat so seine Mühe, den Sniper auszuschalten, nachdem der New York die Lichter ausgeknipst hat. Die eigentliche Überraschung für den Beschützer nächtlicher Reisender ist allerdings die Person, die hinter dem geplanten Attentat steht.

Als Moon Knight dann der Polizei hilft, einen Geiselnehmer zu fassen und dabei selbst in das Visier der Ordnungshüter gerät, scheinen der Reinkarnation der altägyptischen Gottheit Konshu die Felle wegzuschwimmen. Da nutzt auch Spectors Erkenntnis nichts, dass er reingelegt wurde.

Nachdem Warren Ellis den Auftakt der neuen Serie „Moon Knight“ in der  Marvel Now-Arä mit sechs in sich abgeschlossenen kurzen Abenteuern begonnen hatte, führt Autor Brian Wood nun einen Handlungsbogen ein, der sich über die sechs US-Ausgaben erstreckt, die er zusammen mit Zeichner Greg Smallwood geschaffen hat. Dabei greift er Aspekte und Figuren aus dem Vorgänger auf und baut sie stimmig in die Story ein. Inhaltlich wird es politisch und der mysteriöse Superheld muss sich nicht nur mit seiner gespaltenen Persönlichkeit herumplagen, sondern auch mit der Tatsache, dass er keineswegs sicher sein kann, dass ihm der alte Gott, der für seine Kräfte verantwortlich ist, gewogen bleibt. Also solides Thrillermaterial mit Ausflügen in die Weltpolitik und einer persönlichen Identitätskrise des (Anti-)Helden. Leser, was willst du mehr?

Nach dem Auftakt der Serie darf man durchaus mehr verlangen. Und so spielt auch das Artwork, die Umsetzung wieder eine große Rolle für den Lesespaß von „Moon Knight 2“. Für eine gewisse Kontinuität in der Optik sorgen einerseits die Cover von Declan Shalvey, der der Serie als Cover-Künstler dann doch erhalten bleibt, aber vor allem Kolorist Jordie Bellaire, der sozusagen das Bindeglied zwischen all den Autoren und Zeichnern darstellt und mit seiner Farbgebung den Look von „Moon Knight“ maßgeblich mitgestaltet.

Während man von dem routinierten Autor Wood erwarten konnte, dass er eine packende Story abliefert, war bei Smallwood nicht ganz so klar, ob sein Stil sich in die Serie einfindet. Doch Smallwood gelingt nicht nur das, sondern er schafft es auch noch, eine eigene graphische Dynamik zu erzeugen. Abgesehen von US-Ausgabe #8, die komplett im Smartphone und Digicam-Look gehalten ist, setzt Smallwood vor allem auf klar strukturierten, statischen Seitenaufbau wie man ihn eher von Graphic Novels kennt. Und weil Smallwood immer wieder zwischen Closeups und Panoramaszenarien wechselt, vor allem aber, weil er sich mit den Zeichnungen nicht an die engen Panels hält, sondern ein Bild über die gesamte Seitenbreite streckt, erzeugt das eine erstaunliche Dynamik, die perfekt ergänzt, was die Story vorgibt. Außerdem sieht Konshus Racheaspekt, der Vogelschädel, der den Tenor der Geschichte bestimmt, einfach cool aus.

Auch der zweite „Moon Knight“ Sammelband „Blackout“ weiß mit intelligenter Story und psychologischen Kniffen zu überzeugen und hält das hohe Niveau der Serie. Man darf gespannt sein, wie sich „Moon Knight“ weiter entwickelt. Mehr als ein Geheimtipp.

Comic-Wertung: 8 out of 10 stars (8 / 10)

Moon Knight 2– Blackout
OT: Moon Knight (Volume 5) 7 – 12, Marvel, 2014-15
Autor: Brian Wood
Zeichner: Greg Smallwood
Farben: Jordie Bellaire
Übersetzung: Bernd Kronsbein
Verlag: Panini Comics, Softcover, 132 Seiten
VÖ: 23.06.2015