Thor 1: Rückkehr des Donnerers

Es wird Zeit, dass die alten Götter zurückkehren. Im Zuge des Relaunches bei Marvel Comics kommen die „Echten Helden“ zurück in ihre klassische Rolle. Modern erzählt werden soll das Ganze aber schon, denn Marvel Comics erhofft sich von dem „Neustart“ einen erheblichen Zuwachs der Auflage. Auch der nordische Donnergott Thor darf wieder mitmischen. Seine Hammer „Mjölnir“ gesteht ihm Autor Jason Aaron allerdings nicht zu, was zu einem Running-Gag in der neuen Comic-Serie „Thor“ führt. „Die Rückkehr des Donnerers“ können Fans beruhigt feiern.

Dass einige Marvel Superhelden zuletzt in anderen Besetzungen unterwegs waren als den jeweils ursprünglichen, ist kein Geheimnis. Nachzulesen auch in den „Generations“-Geschichten in „Generations 1“ und „Generations 2“. Auch Thor, der Sohn des nordischen Gottvaters Odin, war eine zeitlang unwürdig, den Hammer „Mjolnir“ zu schwingen, der den Donnergott ausmacht. Daher übernahm die an Krebs erkrankte Ärztin Jane Foster das Amt des Donnergottes und seinen Platz im Marvel Superhelden-Kosmos. Wer mehr Infos über den „Neustart“ bei Marvel braucht, findet hier Orientierung.

Kein Hammer mehr

Nun aber ist „Asgardia“, die von Tony Stark entwickelte kosmische Zuflucht der Nordgötter, zerstört. Die Götter suchen erneut eine neue Heimat. Überall dort, wo sie Zuflucht finden. Thor Odinsohn ist damit beschäftigt, mächtige magische Artefakte aus Asgard wieder zusammen zu sammeln. Das ist umso schwieriger, da er seinen Hammer Mjölnir nicht mehr zur Verfügung hat und auch die Schmiede der Götterwaffen zerstört ist. Thor muss also mit neuem, nicht sehr bruchfestem Gerät auf Artefaktejagd gehen. Dabei trifft er ausgerechnet auf den erstarkten Juggernaut.

Anschließend wagt es Thors Halbbruder Loki zuhause auf dem „Hausboot“ des Donnergott aufzutauchen und bietet ihm seine Hilfe an. Das geht erst mal gründlich schief und verfrachtet die Halbbrüder nach Niflheim, wo sich ein Machtkampf in der nordischen Unterwelt Hel anbahnt. Baldur ist hier aktuell König, doch Feuerdämonen aus Muspel machen ihm die Herrschaft streitig. Thor und Loki geraten mitten hinein diesen diabolischen Machtkampf.

Wie bringt man einen Helden zurück, den man selbst ersetzt hat? Das mag sich Autor Jason Aaron („Doctor Strange“) gefragt haben, der die „Thor“-Serien seit einigen Jahren betreut. So gesehen, ist der Relaunch für Aaron eine willkommene Gelegenheit, die ganzen Entwicklungen nach dem großen Knall wieder zusammenzuführen und eine konsistente Heldensaga zu beginnen. Das Desaster der zerbrechlichen Hammer ist nicht der einzige Humorfaktor in der neuen „Thor“-Serie. Jason Aaron sorgt mit den Höllenhund Thori für einen tierischen Sidekick, der Captain Marvels Kätzchen Konkurrenz machen könnte.

Jason Aaron verneigt sich vor Jack Kirby

Zudem schickt der Autor, der schon im „Marvel Legacy“-Sonderheft für eine überraschende, archaische „Avengers“-Inkarnation sorgte, die nordischen Götter in ihre eigene Unterwelt, aus der sie erst einmal wieder herauskommen müssen. Da bleibt wenig Zeit für Empfindlichkeiten in der Familienaufstellung. Viel Action verspricht die als Road –Trip angelegte Geschichte, die streckenweise aufgrund der eisigen Umgebung an den koreanischen Film-Actioner „Snow-Piercer“ erinnert (der ja wiederum auf eine Graphic Novel basiert). Das Artwork von Mike Del Mundo, Christian Ward ist wahnwitzig und sehr eigenwillig.

Bisweilen fühlt man sich in Aarons neuer „Thor“-Serie an Kirby’sche Psychedelik erinnert, bisweilen wirkt die Action aufgrund der Kolorierung wie auf die Seiten gegossenes Flüssigmetall. Das ist schon herausragend und einzigartig, was das Zeichnerteam vor allem in „God of Thunder Reborn“ und in „ Thor 3“ auf die Seiten zaubert.

Der neue / alte Donnergott kommt zwar ohne blonde Mähne aber selbstredend mit Bart zurück ins Spiel, mit viel Selbstironie und Witz gelingt der Auftakt der „Marvel Neustart“-Serie „Thor“ unterhaltsam und wendungsreich. Es dauert für Neuleser ein bisschen, in das Setting zu kommen und mir persönlich fehlt (wie auch in den so erfolgreichen dritten „Thor“-Film) ein wenig das Pathos, das den Asen in Marvels Universum so angeboren schien wie die Fantasy-mäßige mittelalterliche Schrifttype. Wiederbelebung gelungen.

Comic-Wertung: 8 out of 10 stars (8 / 10)

Thor 1: Rückkehr des Donnerers
OT: God of Thunder Reborn, Thor 1-4, Marvel Comics, 2018
Genre: Comic, Superhelden,
Autor: Jason Aaron
Zeichner: Mike Del Mundo, Christian Ward
Farben: Marco D’Alfonso, et al.
Übersetzung: Carolin Hidalgo
Verlag: Panini Comics, Softcover, 116 Seiten
VÖ: 12.02.2019

Thor 1 bei Panini Comics