Es wird Zeit, sich dem „Neustart“ bei Marvel Comics zu zuwenden. Mit dem Neuanfang vieler Serien, in denen die „Echten Helden“ wieder in ihre Superhelden-Rollen zurückkehren, will der amerikanische Comic-Konzern sein Programm ein wenig entrümpeln, entschlacken, neue Leser ansprechen und alte zurückgewinnen. Bei „Iron Man“ gehört schon Einiges dazu, denn Tony Stark liegt beziehungsweise lag seit Jahren im Koma und etliche Rüstungsträger fliegen beziehungswweise flogen herum. Autor Dan Slott und Zeichner Valerio Schitti holen „Tony Stark: Iron Man“ zurück ins Leben.
Mittels Bewusstseins Back-ups und High-Tech-Verfahren stellt Tony Stark seinen Körper und den seines besten Freundes Colonel Jim Rhodes wieder her und bringt den Stark Konzern in neue wirtschaftliche Fahrwasser. Weil Tony Stark künstliche Intelligenzen intelligent und gleichberechtigt vernetzen will, heuert er für sein jüngstes Projekt einen alten Wissenschaftsrivalen an. Andy Bhang hat bislang wenig erfolgreich in seiner Garage gebastelt und ist mehr als erstaunt, was bei Stark Industries so alles möglich ist. Daran, dass die KI Jocasta, die Ulton einst erschuf, nun seine Vorgesezte ist, gewöhnt sich der Neuling schnell, an Starks sprunghafte Arbeitsabfragen eher weniger.
Doch der Stark Konzern hat ein Problem, irgendjemand betreibt Daten-Raub und hackt sich wiederholt in die Rechner ein, um das neue Virtual Reality Projekt „eScape“ auszuspionieren. Tony Stark, der mit diversen Rüstungen als „Iron Man“ unterwegs ist, hat auch als Firmenchef alle Hände voll zu tun und trifft auch noch Janet van Dyne alias „Wasp“, mit der er zu Avengers-Zeiten mal eine kurze Beziehung hatte. Aber das war früher.
Der Auftakt zur neuen „Iron Man“ Solo-Serie ist gemacht und Star-Autor Dan Slott („Spider-Verse“) schlägt sich wacker. Die wundersame Körper- und Menschwerdung Tony Starks selbst wird weniger thematisiert als seine neue quirlige Ausrichtung. Dabei übernimmt Stark schon etliche der Marotten, die man von Robert Downey Jr. aus den erfolgreichen Filmen des Marvel Cinematic Universe (MCU) kennt. Das sorgt zwar für einen schnellen Einstieg in die Story und die Charaktere, ist aber auch ein wenig stark auf jene Leserschaft ausgerichtet, die mit den Superhelden-Filmen der Marvel-Schmiede aufgewachsen ist.
Immerhin hatte die Helden-Figur „Iron Man“ in den letzten Jahren einiges zu verkraften: seit 2015 liegt Strak im Koma, die junge Riri Williams ist als „Iron Heart“ unterwegs und auch Doctor Doom hat sich mal in die Rot-Gelbe-Rüstung gezwängt. Zuletzt war Tony Stark in der „Generations“-Story „Die Eisernen“ sogar der Oberste Zauberer einer zukünftigen Welt, also quasi „Doctor Strange“. Mehr zu all diesen Verwirrungen um Marvels „Neustart“ gibt es hier zu lesen.
Der Schwerpunkt der Auftaktstory, die sich unter dem Titel „Marke Eigenbau“, OT: „Self-Made Man“) über fünf US-Hefte zieht, liegt vor allem auf der Firmenentwicklung (wie auch von Stark Industries), und die „Iron Man“-Auftritte sind eher die Bonbons in der Stark-Geschichte. Aber mit Wissenschaft und Firmenimperien hat Dan Slott als langgedienter „Spider-Man“-Autor ja Erfahrung; und irgendwie erinnert der neue Iron Man auch ein bisschen an den „All New, All Different“-Spider-Man“. gleichfalls im aspekt des Verlagerns von Bewusstsein und Persönlichkeit in andere Körper, schließlich machte Slott seinerzeit Doc Ock zum „neuen“ Spider-Man („Der Tod von Peter Parker“).
Das Artwork des ersten Bandes von „Tony Stark: Iron Man“ ist abwechslungsreich, ziemlich bunt und knüpft mit lockerem, variablen Panneling und quietschiger, klarer Farbgebung sehr souverän an aktuelle Trends in Superhelden-Comics für jüngere Zielgruppen heran. Zwar fällt das Ergebnis nicht so kunterbunt aus wie es die Allreds beim „Silver Surfer“ ausgelebt haben, der ebenfalls auch einmal von Dan Slott geschrieben wurde, aber so vielfältig wie die Charaktere und Lebensentwürfe sind auch die Farben im Auftakt-Band „Tony Stark: Iron Man“.
Wie so oft bei Dan Slott wirbeln haufenweise Figuren durch die Geschichte (was schlicht und einfach nicht immer mein Fall ist). Da gibt es ziemlich viele aktuelle Gesellschafts- und Technik-Trends (Dating-Portale, Virtuelle Realität), die aufgenommen werden, und diverse amouröse Verstrickungen werden ausgelotet. Das ist nicht immer auf hohem Niveau unterhaltsam, hat nicht immer etwas mit Superhelden zu tun, ist aber jederzeit turbulent.
Comic-Wertung: (6 / 10)
Tony Stark: Iron Man 1 -Die Rückkehr einer Legende
OT: Tony Stark: Iron Man 1-5, Marvel Comics, 2018
Genre: Comic, Superhelden,
Autor: Dan Slott
Zeichner: Valerio Schiti
Farben: Edgar Delgado
Übersetzung: Alexander Rösch
Verlag: Panini Comics, Softcover, 124 Seiten
VÖ: 12.02.2019