Gerade erst vor einem halben Jahr erschien bei Edel Motion die erste Staffel der kanadischen Krimi-Serie “Private Eyes”. Nun legt der Verleih bereits nach und veröffentlicht die zweites Staffel des Erfolgsformats auf DVD. Fans von Cindy Sampson und Jason Priestley alias Angie Everett und Matt Shade können sich auf gleich 18 neue Fälle und Folgen freuen.
Es nützt ja nichts, Serienneulingen muss der Rahmen des Serienformats nähergebracht werden. Wer zu bequem ist die Besprechung von „Private Eyes – Staffel 1“ auf diesen Seiten nachzulesen findet hier eine kurze Zusammenfassung der Rahmenhandlung. Der ehemalige Eishockeyprofi Matt „Shadow“ Shade (Jason Priestley) beschließt Privatdetektiv zu werden und in der Detektei von Angie Everett (Cindy Simpson) mitzuarbeiten. Die Detektivin hat Detektei quasi von ihrem Vater geerbt und ist anfangs skeptisch über den neuen Mitarbeiter. Doch der stellt sich gar nicht so dusselig an. Zudem lebt der geschiedene Shade mit seinem Vater Don zusammen und kümmerte sich in der ersten Staffel um die fast erblindete Teenager-Tochter Jules, das Shades Ex-Frau Becca beruflich in Europa weilte.
Everett hat also einen Partner mit Familienanschluss bekommen. Außerdem hat sie eine Beziehung mit einem Polizisten angefangen. Der ist ganz zufällig der Vorgestzte von Angies Sandkastenkumpel Curtis „Maz“ Mazhari (Ennis Esmer), der den beiden Privatdetektiven immer mal wieder einen Gefallen tut.
Ungleiche Partner in der zweiten Runde
Das Serienformat „Private Eyes“ ist kein hierarchisch erzähltes Format, also keine Serie mit fortlaufender Handlung, sondern eine Serie mit vertikaler Dramaturgie. Das bedeutet, dass in jeder Folge ein abgeschlossener Fall behandelt wird. Für Krimi-Serien ist das ziemlich typisch, aber es gelingt den Serienmachern von „Private Eyes“, die privaten Entwicklungen der Figuren dabei immer weiter zu erzählen. Das ist insofern interessant, als dass den Charakteren eine Entwicklung zugebilligt wird. Ganz ähnlich wie es auch bei der französischen Erfolgsserie „Candice Renoir“ der Fall ist.
Für eine Serie ist es schon eine erhebliche Erfolgsbestätigung, wenn von Seiten des produzierenden Senders nicht nur um eine Staffel verlängert wird, sondern auch noch um etliche Folgen aufgestockt wird. Mit 18 Folgen ist die zweite Saison beinahe doppelt so umgfangreich wie die Auftakt-Staffel. Dabei bleibt es nicht aus, dass nicht alle Kriminalfälle so richtig unterhaltsam sind. Gerade die Auftaktfolge, in der es auf die Rennbahn geht und bei der Hauptdarsteller und Produzent Jason Priestley auch Regie führt, weiß kriminalistisch kaum zu überzeugen. Dafür werden die Zuschauer auf den neuesten Stand im Privatleben der beiden Privatdetektive gebracht. Andere Folgen wie die vorletzte über die sabotierte Craft Beer Brauerei sind da schon deutlich vertrackter. Ein eher lustiges Highlight und eine Hommage an klassische „Who dunnit?“-Morde a la Agatha Christie ist die zwölfte Folge, in der Angie und Matt jeweils mit ihren Partnern in einem abgelegenen Hotel einen Mord aufklären müssen.
Abwechslungsreiche Figuren und Promi-Cameos
Die zweite Staffel von „Private Eyes“ hat aber nicht nur ein breit gefächertes kriminalistische Palette für die Ermittler zu bieten, sondern auch eine Fülle neuer Figuren, die für neue Impulse und Verwicklungen sorgen. So kommt nicht nur Angies alte Flamme zurück nach Toronto, sondern Matt läuft einer attraktiven Staatsanwältin über den Weg. Größere Sorgen bereiten dem fürsorglichen Vater aber die Verliebtheiten seiner Tochter Jules. Zudem bekommen die Privatdetektive eine neue Mitarbeiterin: Aus der ehemaligen Klientin in der zweiten Folge, Zoe Chow (Samatha Wan), wird zur Freude der Zuschauer eine freche Bürodame, die zudem noch Maz den Kopf verdreht.
Neben den meist pfiffigen und knackigen Dialogen ist es aber auch die Liebe zum Detail, die „Private Eyes“ häufig ausmacht. Die beschriebenen Millieus sind zumeist sehr lebendig beschrieben und es gelingt den Machern immer wieder kleine Finessen und Insideraspekte einzubringen. Oder eine kleine liebevolle Hommage an Kanada oder Toronto wie den Kurzauftritt des ehemaligen kanadischen Schwergewichtschampions George Chuvalo als TV-Kommentator eines Frauenbox-Kampfes in Folge 10. Chuvalo ist inzwischen über 80 Jahre alt und gehört zu dem erlesenen Kreis jener Boxer, die einst Muhammad Ali herausforderten. (Sportinteressierten kann ich die grandiose Doku „Muhammad Ali – Der größte Boxer aller Zeiten“ – OT: „Facing Ali“ (2009) – nur empfehlen.)
Die Stadt als eigener Charakter
Man kommt aber nicht umhin zu loben, dass die Stadt Toronto selbst beinahe eine eigene Hauptfigur der erfolgreichen Serie ist. Immer wieder entführen uns die Folgen in unbekannte Stadtteile und weisen auf soziale Aspekte und Probleme sowie touristische Highlights hin. Es sollte mich nicht wundern, wenn sich das im gesteigerten Fremdenverkehr der Stadt bemerkbar macht. Die Stadtaspekte sind beinahe so schön wie das Konzept des französische Krimi-Autors Léo Malet, der seinen Kult-Detektiv Nestor Burma in jedem Roman in einem anderen Pariser Arrondissement ermitteln lässt. Stadtbilder sind in „Private Eyes“zumeist stylisch in Szene gesetzt. Die Kamerafahrt mit der Straßenbahn hat schon fast den Charakter eines Markenzeichens.
Als Bonusmaterial gibt es zur zweiten Staffel von „Privat Eyes“ einige kurze Featurettes zu Liebeleien, Drehorten, Stunts, den Familienaspekten und dem Porsche. Außerdem Blicke hinter die Kulissen bei den Drehs zu zwei Folgen. Das alles ist nett und unterhaltsam, aber vom Format her eher als TV-Teaser gedacht. Nette Häppchen für die Fans.
Alles in allem ist und bleibt auch die zweite Staffel der kanadischen Krimi-Serie „Private Eyes“ kurzweilige und humorvolle Krimiunterhaltung, selbst wenn nicht jeder Fall ein knüller ist, reißen es die sympathischen Figuren wieder raus.
Serien-Wertung: (7 / 10)
Private Eyes – Staffel 2
OT: Private Eyes – Season 2
Genre: TV-Serie, Krimi, Comedy
Länge: ca 760 Minuten (18 x 42 Minuten + ca. 35 Min.Bonus), 2017
Idee: Tim Killby, Shelley Eriksen,
Regie: Shawn Piller, Robert Lieberman, et al.
Darsteller: Cindy Sampson, Barry Flatman, Joryn Negri, Jason Priestley
FSK: ab 12 Jahren
Vertrieb: Edel Motion
DVD- & BD-VÖ: 22.02.2019