Avengers (2018) 39 & 40: Jubliäums-Mash-up

Anfang April 2022 erscheint bei Panini Comics, die selbst gerade ihr 25jähriges Bestehen feiern, die Jubiläumsaugabe der “Avengers“-Serie. Heft Nummer 40 markiert in der Tat zwei US-amerikanische Avengers-Feiertage. Einerseits ist dies die 50. Ausgabe der aktuellen Serie von Jason Aaron, die 2018 gestartet ist, andererseits ist dies nach der “Legacy“-Nummerierung bei Marvel Comics die 750 „Avengers“-Ausgabe überhaupt. Also Anlass genug für eine vollgepackte Ausgabe. Zur Einstimmung stelle ich vorher noch die deutsche „Avengers“-Ausgabe 39 vor.

Normalerweise bespreche ich bei brutstatt.de die Hauptserien der US-Superhelden-Comics aus dem Grund nicht, dass die Hefte hierzulande bei Panini Comics monatlich erscheinen und jeweils nur ein US-Heft enthalten. Das mag für viele Leser:innen und Fans interessant sein. Für Reviews, die deutlich länger dauern als das Heft zu lesen, ist mir aber der Erkenntnisgewinn der Besprechung zu gering. Die Jubiläumsausgabe der Avengers umfasst immerhin 100 Seiten und bietet sowohl den Abschluss einer erfolgreichen und beliebten Story als einen Vorgeschmack auf kommende Ereignisse.

Autor Jason Aaron gehört zu meinen Lieblingen, sein „Doctor Strange“ rangiert in meinen modernen Superhelden Top 10. Und damit ich besser in die Story komme stelle ich auch noch den vierten Teil des „World War She-Hulk“ Storybogens vor, der in der deutschen „Avengers“-Ausgabe 39 enthalten ist. Also auf ins Geschehen.

Avengers Nummer 39 (US #49)

In „World War She-Hulk“ (W.W.S.H.) geht es darum, dass die Atlanter unter der Führung von Prinz Namor mal wieder versuchen, die Oberflächenbewohner zu bekriegen. Aber das klappt nicht so recht und nun begehrt das submarine Volk gegen den eigenen Herrscher auf.

Ausgerechnet jetzt taucht auch She-Hulk, die von den Russen aus dem Avengers-Hauptquartier entführt wurde, in Atlantis auf, weil sie Namor für die Russen töten soll. Begleitet wird die Gehirn-gewaschene She-Hulk von Moskaus Super-Agentin Red Widow. Die hat noch ein Ass im Ärmel, falls der Anschlagplan auf den Herrscher von Atlantis nicht klappt.

Ganz ehrlich: Es dauert ein bisschen mitten in die Geschichte hineinzukommen. Auch deshalb, weil Jason Aaron hier so seltsame „Kalter Krieg“-Elemente wie Spionage und Gegenspionage und Gehirnwäsche inszeniert, nur um dann am Ende doch wieder Superwesen aufeinander zu hetzen. Dass passt zwar alles gut zum aktuellen (und berechtigten) Russland-Bashing, ist aber als Story nicht ganz mein Ding.

Auch das Artwork von Javier Garrón und Flaviano ist mir zu actiongeladen und zu poppig. Der atlantische Herrscher Prinz Namor hat einen jungenhaften Charme, der einem Damon Wayne alias Robin vom amerikanischen Konkurrenzverlag eher zu Gesicht steht als einem uralten, aber quasi alterslosen Atlanter. Viel Action und überbordendes, bisweilen verwirrendes Paneling. Dazu eine geschriebende Erzählebene, die erklärt und rückwärts erzählt, sind zwar clever aber auch irgendwie nicht sonderlich spannend.

Avengers Jubiläumsausgabe 40 (US #50 aka #750)

Immerhin komme ich mit der Lektüre von „Avengers“ –Ausgabe 39 (US-Heft 49) gut in die Jubiläumsausgabe hinein. Ich würde nun nicht behaupten, dass hier die „Word War She-Hulk“ Story ihr Finale findet, eher handelt es sich um einen Epilog, aber das ist Wortklauberei. Jason Aaron holt in dieser US-Jubiläumsausgabe haufenweise Helden in Licht. Die Ausgabe, die immerhin Nummer 50 seiner aktuellen Autorenschaft und insgesamt „Avengers“-Ausgabe 750 markiert, ist „Das Vermächtnis“ betitelt.

Das mag sich auf die Avengers beziehen, oder auch auf die Jason Aaron erfundene Urzeit-Reinkarnation der Rächer-Truppe, oder beides. Auf jeden Fall haben sich hier intergalaktische Superschurken von diabolischen Charakter und aus diversen Zeiten und Welten zusammengetan, um sämtliche Erden im Multiverse zu zerstören.

Meta-Superschurken als Gruppe organisiert

Allen voran Doktor Doom, der als Oberster Magier seiner Zeit mit dem teuflischen Mephisto eine extrem Schlagkräftige Truppe zusammengestellt hat. Black Panther schickt in seiner Funktion als Herrscher von Wakanda und Anführer der Rächer einen Zeitagenten, Ka-Zar, in die Vergangenheit, um zu erforschen, was denn da los ist und das Raum-Zeit-Kontinuum irritiert.

Ka-Zar erweist sich immerhin vertraut im Umgang mit urzeitlichen Kreaturen, dass er aber an den Zielkoordinaten in Raum und Zeit auf einen hochgerüsteten Agenten Mephistos trifft, war nicht zu erwarten. Überhaupt ist aller Orten großes Rekrutieren angesagt, auch weil sich erschütternde Ereignisse ankündigen. Avenger Robbie Reyes alias Ghost Rider sorgt sich um seinen kleinen Bruder, weil er fühlt, dass andere Rider systematisch von fiesen Ghost Goblin getötet werden. Und, und, und.

Zu viel, zu schnell?

Ordentlich was los in der amerikanischen Avengers-Jubiläumsausgabe. Zwischenzeitlich war ich mir nicht sicher, ob das überbordende Schaulaufen der Superhelden und –schurken denn nun lesenswert ist, oder einfach nur der absolute Overkill an Personal. Es wäre allerdings fatal Autor Jason Aaron zu unterstellen, er würde mit seinem Story-Auftakt direkt ins kosmisch Leere laufen.

Im Gegenteil: Der Mash-up an Charakteren und Zeit- und Raum-Varianten sorgt für einige ausgesprochen originelle Wandlungen, die viel Potential versprechen. Gleichzeitig ist mir das aber auch zu toll und zu überkandidelt. Auch deshalb, weil quasi kaum ein Marvel-Element sicher scheint. Fanta Four, Eternals, Spider-Man und so weiter blitzen hier auf, um sie irgendwann einzubinden. Zugegeben, die Avengers als Helden-Truppe verlangen schon nach einer anderen Kategorie an Abenteuer und Herausforderung als der freundliche Nachbarschaftsheld an sich. Da geht es kaum einmal bodenständig und menschelnd zu. Doch dies ist mir einfach zuviel – und zuviel Rahmen, der erst noch mit Handlung gefüllt werden muss.

Zu laut, zu bunt?

Das Artwork ist ebenfalls ziemlich überladen, was eindeutig an der Story liegt und nicht am Action-Willen der beteiligten Illustratoren. Diese Auftaktgeschichte wird von vielen Orts-und Personen-Wechseln geprägt, fügt die einzelnen Handlungshappen aber noch nicht in eine Ordnung. So fragmentarisch und bisweilen skizzenhaft angerissen bleiben auch die Handlungselemente. Viel Action ist da nicht unbedingt nur hilfreich. Aber eventuell bin ich auch einfach gerade nicht kosmisch genug drauf.

Quasi als Jubiläumsbonus gibt es eine doppelseitige Karte des Avengers-Haupotquartiers in dem toten Celestial in der Arktis. Das ist nett, aber auch nicht wirklich notwendig. Außerdem eine Story, in der der Donnergott thor auf den jungen Arthus trifft, bevor dieser seine Bestimmung und seine Aufgabe, Excalibur aus dem Stein zu ziehen, findet. Der Junge ist mächtig beeindruckt von der nordischen Gottheit. Aber das lest ihr am besten selbst.

Also, für Fans mag die Avengers-Serie von Jason Aaron eine Augenweide sein, die US-Jubiläumsausgabe hat einen wuseligen und hochpotenten Story-Übergang zu bieten, der mir schlicht zu überbordend ist, aber zugegebenermaßen viele Möglichkeiten aufmacht, wie es bei den Avengers und bei Marvel weitergehen kann. Dranbleiben könnte sich lohnen.

Comic-Wertung Avengers 39: 5 out of 10 stars (5 / 10)
Comic Wertung Avengers 40: 7 out of 10 stars (7 / 10)

Avengers 39: W.W.S.H. Teil 4
OT: Avengers (2018) 49, 2021 Marvel Comics
Autor: Jason Aaron
Zeichner: Javier Garrón, Flaviano
Farben: David Curiel
Übersetzung: Michael Strittmatter
Verlag: Panini comics, Heft, 28 Seiten
VÖ: 01.03.2022

Avengers 40: Das Vermächtnis
OT: Avengers (2018) 50 aka Avengers Legacy Counting 750, 2022, Marvel Comics
Autor: Jason Aaron, Christopher Ruocchio
Zeichner: Aaron Kuder, Ed McGuinness, Javier Garron, Steve McNiven, et al.
Farben: Alex Sinclair, David Curiel, Frank D’armata, et al.
Übersetzung: Michael Strittmatter
Verlag: Panini Comics, Heft, 100 Seiten
VÖ: 05.04.2022

Avengers #40 bei Panini comics