The Contractor: Last Exit Berlin

Hollywood-Star Chris Pine spielt in dem actiongeladenen Thriller „The Contractor“ einen ehemaligen Soldaten, den die wirtschaftliche Not in eine gefährliche Jobsituation treibt. Als privater „Söldner“ wird der Ex-Soldat schnell zum Spielball von Intrigen und Verrat. Der schwedische Regisseur Tarik Saleh inszeniert den Thriller mit hohem Dramaanteil teilweise in Berlin und mit viel Dreck unter den Fingernägeln, leider aber auch mit einiger Absehbarkeit.

Nach einigen Einsätzen hat es der amerikanische Soldat James Harper (Chris Pine) nicht leicht, sich wieder an das Leistungsniveau der Truppe heran zu trainieren. Auch und gerade, weil das Knie stark geschädigt ist, hat Harper Probleme. Als er dann völlig überraschend doch unehrenhaft entlassen wird, hat der Familienvater wirtschaftliche Probleme, denn er hat es nur gelernt Soldat zu sein.

Obwohl Harper seiner Frau versprochen hat, nicht bei einer privaten Sicherheitsfirma anzuheuern, sieht er keine Alternative. Sein Ex-Kamerad Mike (Ben Foster) bringt Harper in Kontakt mit seinem Boss Rusty Jennings (Kiefer Sutherland) und Harper nimmt den Job an. Die erste Mission scheint einfach und schnell zu sein: in Berlin muss eine islamistische Terrorzelle unschädlich gemacht werden.

Doch der Einsatz das Labor des Wissenschaftlers Salim Mohsin (Fares Fares „Erbarmen“) geht gründlich schief und plötzlich sind Harper und Mike in der deutschen Hauptstadt auf sich gestellt.

Das Setting

Selbstredend ist Bio-Terrorismus in unseren Zeiten ein realistisches Bedrohungsszenario. Ebenso wie die Forschung nach wirksamen Impfstoffen gegen mutierte Viren, die die Menschheit bedrohen. Covid-19 hat das in den vergangenen Jahren eindrucksvoll beweisen. Damit liegt „The Contractor“ schon am Puls der Zeit. Allerdings lässt sich der Eindruck nicht ganz verdrängen, dass dieses Szenario dem Thriller nur zugfällig ganz gelegen kam. Denn eigentlich geht es in der Story vor allem um die Probleme des ehemaligen Soldaten und die schwer durchschaubare Welt privater Sicherheitsfirmen, die global agieren.

Auf dem Sektor der Privatarmeen, die ihre Söldner und ihre Feuerkraft weltweit anbieten, geht es nicht darum, moralisch zu agieren, sondern Verträge zu erfüllen. Die Interessen eines Auftraggebers mögen sehr wohl denen der Allgemeinheit oder eines Konkurrenten entgegenlaufen. Wenn der Kunde eine Dienstleistung einkauft, hat er Kampfkraft zur Verfügung.

Das Drama

Da kann es wie in Harpers Fall schon mal schmerzhaft ausfallen, wenn einem ein inkorrekte Einsatzbeschreibung und eine vorgeschobene Mission aufgebürdet werden. Die darauf folgende Reaktion des solcherart Hintergangenen, ist in diversen Actionern thematisiert worden. Darin kommt „The Contractor“ den besten des Genres nicht ansatzweise so nahe wie Harper dem vermeintlich islamistischen Wissenschaftler.

Bleibt also die persönliche Geschichte des Ex-Soldaten Harper, der von Chris Pine („Das Zeiträtsel“) durchaus sehenswert dargeboten wird. Dieser Familienvater wird nicht nur von der eigenen Kindheit verfolgt, sondern auch von der harten Realität der Armut in den USA unter Druck gesetzt. Das ist sicherlich nichts, was nicht schon Gegenstand eines Dramas gewesen wäre, aber in „The Contractor“ wird die dramatische Ausgangskonstellation durchaus ausführlich und auch gelungen ausgeführt.

Die Action

Das sorgt dann aber leider auch dafür, dass der Ton des Films sich ins Sozial-Dramatische bewegt, noch bevor die Action des Thrillers einsetzt. Deren reißerische, wenngleich handfeste Inszenierung wirkt dann anfangs durchaus störend. Wenn Filmelemente und Abschnitte nicht ineinandergreifen und irritieren, kann das einerseits gewollt sein, andererseits ist es aber öfter das Ergebnis unausgewogener Geschichten. So auch hier. Dabei macht der Survival-Modus der Handlung durchaus die Hälfte des Films aus.

„Ich bin nicht mein Vater.“ (Harper)

Einer der sehenswerten Aspekte in „The Contractor“ ist das Zusammenspiel von Chris Pine und Ben Foster („Pandorum“), die bereits in dem großartigen Drama „Hell or High Water“ Brüder spielten. Auch dieses Mal mit einer stimmigen Chemie zwischen ihren Figuren das Niveau des Action-Dramas anheben. Es macht einfach Spaß den beiden zuzusehen, wie sie Zwischenmenschlichkeit unter vermeintlich harten Kerlen ausloten. Ob das ausreicht, um „The Contractor“ auf der Leinwand zu genießen, oder doch eher später auf dem heimischen Bildschirm, muss jede:r für sich selbst entscheiden.

„The Contractor“ kommt als Actioner ziemlich dramatisch rüber. Lässt sich als Thriller aber viel Zeit bei der Figurenentwicklung. Zuviel, um letztlich doch nur eine absehbare Geschichte über Verrat und Gier zu erzählen. Da wäre sicher mehr möglich gewesen, auch und gerade weil Chris Pine und Ben Foster ausgesprochen gut zusammenspielen. So bleibt ein solider Thriller, der zwar leidlich aktuell erscheint, es aber letztlich nur unbeabsichtigt ist, weil er etwas ganz Anderes erzählen will.

Film-Wertung: 6 out of 10 stars (6 / 10)

The Contractor
OT: The Contractor
Genre: Drama, Thriller
Länge: 104 Minuten, USA, 2022
Regie: Tarik Saleh
Darsteller: Chris Pine, Kiefer Sutherland, Ben Foster
FSK: ab 16 Jahren
Vertrieb: Leonine
Kinostart. 14.04.2022