Na, den Übergang in 2011 gut überstanden? Für alle, die schon wieder genügend Energie und Finanzmittel aufbringen können, am kulturellen Leben teilzunehmen, gibt es hier die ersten Tipps des jungen Jahres, um seine Kohle zu verjuxen. Für Hamburg sind da – Norddeutschland möge mir den zugereisten Ausdruck verzeihen – einige Schmankerl dabei. Auf geht’s.
LIVE: Auf den Bühnen der Republik ist anders als in den Fußballstadien keine Winterpause. Freunde melancholischen Post-Rocks können sich dieser Tage auf die anstehende Tour von I Like Trains freuen. Die Band aus Leeds ist ab dem 12. Januar auch in Deutschland unterwegs. Den Auftakt macht am kommenden Mittwoch der Gig im Comet Club, Berlin. Das Knust in Hamburg ist am 21. Januar dran. Alles weitere und ein paar Höreindrücke auf der Myspace-Seite der Zugliebhaber.
Meine Stadt an der Elbe kann sich derweil auf Rantanplan freuen, die am Samstag (8.1.11) im Downtown Bluesclub (im Landhaus Wolter beim Stadtpark) spielen. Deutscher Ska-Punk vom Feinsten und live immer eine wohltuende Gelegenheit, den Winterschlaf aus den Gliedern zu tanzen, wenn Rantanplan von der Leine gelassen wird.
Aber wie soll ich mein Wochenhighlight in eine Kategorie packen? Eine Lesung ist nun mal kein Konzert, aber doch live und gerade deswegen gehört die Veranstaltung am Dienstag, 11.1.2011, in der Buchhandlung Felix Jud genau hierhin. Gut, wenn Sophie Rois Texte von Unica Zürn liest, gibt’s auch zwei Kurzvorträge, aber das sollte nicht weiter stören, wenn eine der intensivsten deutschsprachigen Schauspielerinnen – gerade in Tom Tykwers „Drei“ im Kino zu sehen – die einzigartigen Anagramme und Texte mit Nähe zum Surrealismus interpretiert. “Wandeln zwischen Welten“. Wehe, der Laden wird nicht voll!
KINO: Einige süddeutsche Kinos zeigen schon ab heute die Hoffenheim-Doku „Das Leben ist kein Heimspiel“, alle anderen müssen nun aber kein Geheul anstimmen, sondern können sich das auf der Leinwand anschauen: „Howl“ nähert sich auf unterhaltsame Weise und auf verschiedenen Ebenen dem legendären Gedicht des Beat-Dichters Alan Ginsberg. James Franco gibt dem Poeten ein Gesicht. Hier gibt’s den Trailer.
Auch die zweite Kino-Empfehlung hat etwas mit Literatur zu tun: In „Das Labyrinth der Wörter“ inszeniert Jean Becker seinen Star Gerhard Depardieu als gutherzigen, proletarischen Analphabeten, der durch die zufällige Bekanntschaft mit einer alten Dame zum Lesen kommt. Ist eine Bestseller-Verfilmung und hört sich schnulzig an, hat mich aber auf dem letzten Filmfest Hamburg begeistert. Depardieu ist unglaublich beeindruckend und das kleinstädtische, fast dörfliche Milieu ist ziemlich pointiert getroffen. Der Gang ins Kino lohnt sich, Rezension ist in Arbeit.
DVD: Auf dem Sektor für Sofasurfer tut sich in dieser Woche nicht viel Weltbewegendes. Liegt wohl am Weihnachtsgeschäft und der danach folgenden Flaute. Immerhin kommt mit „Babys“ (ich kann nichts für die falsche Schreibweise) eine Doku auf den Markt, die mit dem Kindchenschema kokettiert.
Absolut nicht niedlich hingegen ist „Heartless“, der Abräumer des letzten Fantasy Filmfests. Jamie, ein junger Mann mit einem herzförmigen Mal im Gesicht, entdeckt, dass sich im Londoner East-End Dämonen tummeln. Genre-Fans sollten mit „Heartless“ auf ihre Kosten kommen.
MUSIK: Schon mal was von Tu Fawning gehört? Dann wird’s Zeit.
Das Label City Slang, gerade 20 geworden, veröffentlicht dieser Tage „Hearts on Hold“, das Debut-Album der Band aus Portland. Stilistisch schwer zu fassen, geht es den Musikern um die Bandgründer Corinna Repp und Joe Haege um das Verarbeiten unterschiedlichster Einflüsse, heraus kommt eine mal folkloristische, mal rockige, beizeiten triphoppig psychedelische Mischung und ein ungewöhnliches Album. Einige Songs und Appetizer, sowie kommende Tourdaten findet ihr auf der Myspace-Seite von Tu Fawning. Im Februar und März ist die Band bei uns unterwegs.
2011 beginnt doch ganz vielversprechend.
Kommt sicher durch die Woche.