Schöne Töne am 08.04.2022

Manchmal frage ich mich schon, was hier tue? Doch die Sinnfrage stellt sich angesichts der Fülle großartiger Musik da draußen auf dem Globus eigentlich nicht.  In dieser Episode der „Schönen Töne“ geht es kunterbunt zu. Mit dabei Keziah Jones, Portishead, 24/7 Diva Heaven, Bodega, Rosaría, Dom Martin und Clutch. Viel zu hören, viel vorzustellen. Also „Zur Sache, Schätzchen“.

Bevor an dieser Stelle Genöhle ob meines Sprachgebrauchs und der unangebrachten Verniedlichung der weiblichen Bevölkerung des Planeten laut wird, „Zur Sache, Schätzchen“ ist ein Filmzitat – und ein nach wie vor sehenswertes deutsches Filmdokument von Regisseurin May Spils. Hier kannst du mehr darüber nachlesen.

Nachdem in der letzten Woche mit Stoned Jesus und Elephant Opinions zwei ukrainische Bands vorgestellt wurden kommt die Nachricht der Woche von den Triphop-Urgesteinen Portishead. Die haben zwar kein neues Output am Start, werden aber anlässlich eines Benefiz-Festivals für die Organisation „War Child“, Abteilung Bristol, am 2. Mai erstmals seit mehr als sieben Jahren wieder auftreten. Hier geht’s zu den Infos.

Portishead – Numb

Unter anderem Spielen auch Idles, Billy Nomates, Katy J Pearson, Heavy Lungs und Wilderman. Ich habe Portishead (Facebook) seinerzeit beim Roskilde Festival gesehen und war geflasht. Doch dieses Mal steht eindeutig der Anlass im Vordergrund. Hingehen, streamen, spenden, you name it. Hier zu Erinnerung an musikalische Revoutionen „Numb“ von 1994.

Keziah Jones – kpafuca

Für mich persönlich war auch der nigerianische Gitarrist Keziah Jones in den 1990ern eine Offenbarung.  Sein akustisch vorgetragener „Blufunk“ ließ mir die Kinnlade runterklappen. Die anschließende elektrisch verstärkte Scheibe ging dann abgespaced ganz woanders hin. Seit Jahren hat Keziah Jones nichts mehr veröffentlicht, aber mit dem Album „Black Oprheus“ kam dann mehr Afrika in den Sound. Und einfach nur, weil‘s schön ist, gibt hier „Kpafuca“.

Nun aber endlich neues Ohrenfutter: Die Berliner Noise Rockerinnen und Riot Grrrls von 24/7 Diva Heaven (Facebook) haben gerade ihre Tourdaten angekündigt (nachzulesen auch bei Noisolution). Dazu gibt’s ein neues Video zum Song „Everyman“, der allerdings schon auf dem Debutalbum „Stress“ veröffentlicht ist. Zum Album-Review geht’s hier lang. Zum Song kann ich nur sagen, keine:r braucht mansplaining wirklich. Solchen Schunkelblues aber schon.

24/7 Diva Heaven – Everyman

Da war doch in dieser Woche noch was. Ach ja, die Grammys. „Ham wa nich‘!“ würd‘ ich mal sagen. Dafür aber durchaus mainstreamfähiges Musik-Material mit subversivem Charakter. Die spanische Musikerin Rosalía (bei Facebook) sagt von sich selbst, sie würde das Musikbusiness unterminieren. Angesichts der hinreißend großmäuligen Performance in „Saoko“ kann ich nur sagen: Weiter so! Die Energie ist einfach ansteckend und lange habe ich nichts mehr gehört, was so druckvoll war.

Rosalía – Saoko

Der Blues Man Dom Martin (bei Facebook) geht’s dagegen ruhiger an. Mit „Echoes“ hat der mehrfach ausgezeichnete Blueser eine feine akustische Ballade vorgelegt. Ich weiß, der Mann kann auch rockiger, aber hier ist weniger mehr. Oder wie mein Kieler Lieblingskneipier mal sagte: „Für Männer die auch weinen können“. Das verheißungsvolle Album kommt heute auf den Markt. Der Kollege vom down that crossroads blog hat die Scheibe bereits reviewed. Danke für den Tipp. „Echoes“ hallt nach.

Dom Martin – Echoes

Bodega aus Brooklyn machen dann wieder ihr Ding. Die Kollegen von The Quietus haben es post punkig in der Nähe der bewunderungswürdigen LCD Soundsystem verortet und so ganz daneben liegen sie nicht. Im März 2022 erschien das Album „Broken Equipment“ und aktuell tourt die Band durch Frankreich und Teile von Europa. Die Tourdaten findet ihr auf der Bandcamp seite von Bodega. Ich sollte mir vielleicht den 27.April freihalten, dann sind Bodega im Hamburger Molotow auf der Bühne. Hier der Song C.I.R.P.

Bodega – C.I.R.P.

Zum Abschluss dieser wie immer viel zu langen Kolumne mein persönliches Highlight der Woche: die Rocker von Clutch (Facebook) haben was Neues am Start. Einer der treffendsten Kommentare unter dem Video zu „Red Alert (Boss Metal Zone)“ war eindeutig: „Seit über 30 Jahren im Geschäft und die Band enttäuscht nie.“ So geht das. Diese Kupplung (Clutch) zeigt keinen Verschleiß. Neues Album ist in der Pipeline, kann aber wohl noch ein bisschen dauern. Das Video zu „Red Alert (Boss Metal Zone)“ ist übrigens eine feine Hommage an „Blade Runner“ und inhaltlich geht es um Covid-Verschwörungs-Theorien. Nämlich jene, dass Impfung das Gehirn verzerrt. Folgerichtig tauchte in dem Zusammenhang und bei genannten Theoretikern auch das Schema des legendären Boss Metal Zone Effekt Pedals als „Beweis“ für die steile These auf. Habt Spaß mit „Red Alert (Boss Metal Zone“)

Clutch – Red Alert (Boss Metal Zone)

Das war‘s für heute. Kommenden Freitag wird hier nicht gearbeitet oder gepostet. Bleibt sauber, bleibt gesund.