Hawkeye: Kate Bishop – Die Schnüfflerin

Die Solo-Serie der jungen Kate Bishop, die als weiblicher Hawkeye in Marvels Superheldenwelt umherstreunt, ist schon ein paar Jährchen alt. Autorin Kelly Thompson schickte die Privatdetektivin 2016 in eigene Abenteuer. Nun startete bei Disney die neue Hawkeye-TV-Serie mit beiden Super-Bogenschützen, so dass man bei Panini Comics begleitend „Hawkeye: Kate Bishop – Privatschnüfflerin als Megaband in der „Panini Ink“-Reihe auflegt, die sich vornehmlich an junge Neuleserinnen richtet. Aber ich hatte auch meinen Spaß.

Die Superheldin und Privatdetektivin Kate Bishop ist gerade nach Los Angeles gezogen. Ihr aktueller Auftrag ist die Beschattung eines Surfertypen, der einst in Venice-Beach das Wellenreiten gelernt hat und wieder nach Hause gekommen ist. Während der Observierung vereitelt Kate, die noch nicht einmal eine Lizenz hat, einen Bankraub – und verliert das Ziel aus dem Blick.

Mit neuen Aufträgen klappt es allerdings noch nicht so gut. „Hawkeye Investigations“ lockt vor allem Leute an, die was von Clint Barton wollen: ihm entweder aufs Maul hauen oder ihn daten. Dann aber taucht die Studentin Mikka auf, die glaubt gestalkt zu werden und Kate beginnt zu ermitteln.

Wie sich herausstellt hat Mikka tatsächlich einen Stalker, aber der ist nicht ihr größtes Problem. Eine absurde Studentenverbindung scheint es darauf angelegt zu haben nicht nur den Campus einer Gehirnwäsche zu unterziehen. Kate findet ein paar neue Freunde und legt sich mit der eigentlich engagierten Polizistin Detecitve Rivera an, deren Ermittlungen Kate wiederholt in die Quere kommt.

Surfer und Studenten in Kalifornien

Autorin Kelly Thompson („Captain Marvel“) hat ein Händchen für starke Frauen und taffe Geschichten. In „Hawkeye: Kate Bishop – Privatschnüfflerin“ gelingt ihr der erste große Wurf im Mainstream-Bereich. Ihre Heldin hatte 2005 als Mitglied der „Young Avengers“ den ersten Auftritt und war seither in diversen Team-ups unterwegs, nicht zuletzt in der hochgelobten Hawkeye-Solo-Serie von Matt Friction und David Aja. Die ja auch die Grundlage der aktuellen Marvel TV-Serie auf Disney+ ist.

Soweit ich recherchieren konnte, wurde die Hawkeye (2016)-Serie über 18 Ausgaben veröffentlicht. In dem „Panini Ink“-Sammelband sind die ersten zwölf US-Hefte als deutsche Erstveröffentlichung. In dem „Generations“-Sammelband ist ebenfalls eine Story mit den beiden Hawkeyes. Bleibt also noch ein kleiner sechsheftiger Überhang, der vielleicht demnächst auch noch hierzulande auf den Markt kommen mag. Ansonsten müssen Fans auf den US-Sammelband ausweichen.

Thompson sorgt dafür, dass Kate Bishop ein loses Mundwerk hat und auch mal Fehler macht, die sich als ziemlich dusselig herausstellen. Impulsiv, möchte die Leserschaft meinen, aber eben nicht nur. Kate, die Tochter aus gutem Hause, hat so ihre Probleme mit Regeln und Autoritäten – und auch mit der eigenen Familie. Das weiß sich die Autorin zu Nutze zu machen und so geht ein Storybogen quasi nahtlos in den nächsten über, vieles hängt zusammen und für Kate mag sich das ganze Detektivspiel wie ein Puzzle anfühlen. Glücklicherweise gibt es Unterstützung von den freundlichen Nachbarn und auch von Kollegin Jessica Jones. Für die hat Kelly Thompson später auch noch eine Story geschrieben („Jessica Jones: Blind Spot – im Visier“).

Flotte Sprüche, flotte Zeichnungen

In Sachen Artwork liegt über allem die hinreißende und wie immer ausdrucksstarke Farbgebung von Jordie Bellaire, die den actionreichen Zeichnungen von Leonardo Romero und Michael Walsh die richtige Stimmung verpasst. Die beiden Zeichner von „Hawkeye“ unterscheiden sich stilistisch schon voneinander, aber im Großen und Ganzen ist das Artwork recht einheitlich ausgefallen.

Michael Walshs Figuren sind in ihrer Mimik etwas reduzierter, die Körperlichkeit ist abstrakter und die Action wirkt etwas statischer. Romero hingegen hat einen definierteren Strich mehr Soundeffekte und Dynamik in den Bewegungen. Da wuchern die Actionpanels schon mal über eine Doppelseite und die Leserschaft muss erstmal die Leserichtung suchen. Falls das nun falsch rüberkommt: Am Artwork gibt‘s nix zu mäkeln, „Hawkeye: Kate Bishop – Privatschnüffler“ liest sich extrem flott weg.

Die Soloserie von „Hawkeye“ Kate Bishop knüpft in Sachen Storytelling an die Hochgelobte Clint Barton Serie an, bringt aber auch eine ganze eigene Weiblichkeit in die ganze Chose. Das hat auch damit zu tun, dass eine junge Frau sich an einem neuen Lebensmittelpunkt erst einmal einleben muss. Autorin Kelly Thompson schöpft in der lesenswerten, modernen Serie aus dem Vollen.

Comic-Wertung: 8 out of 10 stars (8 / 10)

Hawkeye: Kate Bishop – die Schnüfflerin
OT: Hawkeye (2016) 1-12
Genre: Superhelden, Comic,
Autorin: Kelly Thompson
Zeichner: Leonardo Romero, Michael Walsh
Farben: Jordie Bellaire,
Übersetzung: Carolin Hidalgo
ISBN: 9783741623486
Verlag: Panini Comics, Softcover, 276 Seiten,
VÖ: 09.11.2021

Hawkeye Kate Bischop – Privatschnüfflerin bei Panini