Kaiserschmarrndrama: Waschbärenpo

Erstaunlicherweise wurde bei brutstatt.de noch kein einzige Verfilmung der beliebten Rita Falk Romane vorgestellt. Nun also macht „Kaiserschmarrn-Drama“ der achte Roman und die siebente Verfilmung der Reihe den Anfang. Der bayrische Dorfpolizist Franz Eberhofer bekommt es dieses Mal mit einem vermeintlichen Sexualstraftäter zu tun. Um’s vorweg zu nehmen, Fans der Reihe, kommen auch mit dem „Kaiserschmarrndrama“ auf ihre Kosten, es geht trinkfreudig, schräg und familiär zu wie eh und je.

Weil es hier bislang keinen Eberhofer-Krimi gab, also kurz zu den harten Fakten des kriminologischen Settings. Der bayrische Provinzkrimi mit großen Humoranteilen spielt in der Gemeinde Niederkaltenkirchen. Hier ist Franz Eberhofer (Sebastian Brezzl) der zuständige Polizeibeamte. Der Franz wohnt auf dem Hof seiner Großmutter (Enzi Fuchs) in einem ausgebauten ehemaligen Schweinestall. Den Hof bewirtschaftet sein kiffender alleinstehender Vater (Eisi Gulp). Franz’s älterer Bruder Leopold ist und war schon immer ein Langeweiler.

Mit seinem besten Kumpel Rudi Birkenberger (Simon Schwarz) war Franz zusammen auf der Polizeischule, aber der Rudi ermittelt inzwischen privat, immer öfter aber auch mit Franz und quasi für die Polizei. Das gefällt dem Dienststellenleiter, der nicht vor Ort sitzt, und dem Bürgermeister meistens weniger, aber der Erfolg gibt dem Dream Team recht.

Wenn der Eberhofer mal nicht dienstlich unterwegs ist, hat er so seine Beziehungsprobleme mit Susi (Lisa Potthoff), mit der er inzwischen einen Sohn hat. Oder aber, Franz verbringt seine Zeit in der Dorfkneipe mit den ehemaligen Schulkumpels Simmerl (Stefan Zinner), der inzwischen die örtliche Metzgerei betreibt, und Ignatz Flötzinger (Daniel Christensen), dem Inhaber der Sanitärinstallationen in Niederkaltenkirchen.

Während auf dem Eberhofer Hof gerade ein modernes Doppelhaus gebaut wird, in das sowohl Leopold mit Familie als auch Susi und Franz mit dem Nachwuchs-Pauli einziehen wollen, wird im Wald eine weibliche Leiche gefunden. Die Leiche entpuppt sich als Schwester eines Pfarrers und Untermieterin des Metzgers und war in den Weiten des Internets in Sachen Erotik unterwegs. Der Flötziger findet derweil neue Freunde und ein neues Körperverständnis.

Eberhofer geht von einer Sexualstraftat aus, und Rudi, der gerade missmutig im Rollstuhl sitzt, legt bei den Zeugenbefragungen beinahe internationale Härte an den Tag. Das mag aber auch damit zusammenhängen, dass er aus dem Krankenhaus als geheilt entlassen wurde. Die Ärzte konnten keine Ursache finden, die den Rudi am Laufen hindert, die Schwestern waren von dem Terrorpatienten entnervt und der Kaiserschmarrn in der Hospitalkantine war sowieso eine totale Katastrophe, ein „Kaiserschmarrndrama“.

Rita Falk hat 2010 mit „Winterkartoffelknödel“ ihren Eberhofer-Krimis begonnen und die Mischung aus eher verschrobenen Verbrechen und alternativer Heimatfolklore hat gleich großen Anklang gefunden. Das mag an der hinreißenden Mixtur aus Landleben, herzhafter Verköstigung und einem anarchischen Hang zum Rock’n’Roll liegen, die sich zu einer einzigartigen Mischung zusammenfügen und nicht nur in der deutschen Krimi-Landschaft einzigartig sind.

Die erste Eberhofer-Verfilmung „Dampfnudelblues“ (Nach dem 2. Roman) ließ nicht lange auf sich warten und kam 2013 in die Kinos. Zumindest in Süddeutschland sind seitdem die Kinostarts der Eberhofer-Filme eine gut besuchte Mordsgaudi. Das liegt auch daran, dass alle Beteiligten scheinbar sehr gerne wieder in ihre Rollen schlüpfen und Regisseur Ed Herzog es immer wieder schafft, die Fressereien, das Gesaufe und das Chaos in eine turbulente und nachvollziehbare Form zu bringen.

Im Lauf der Zeit haben sich einige Wesenszüge und Routinen eingestellt, die zu Running Gags in der Eberhofer-Mythologie gehören und jedes Mal wieder humorig bedient werden. Diese Mal kommt der Hanf-Vorliebe vom Papa eine besondere Bedeutung zu. Überhaupt sind die Familienangelegenheiten im „Kaiserschmarrndrama“ deutlich drängender als der Kriminalfall. Das ist unterhaltsam und flott und nicht so eine absurde Fressorgie wie im Vorgänger „Leberkäsjunkie“.

Eventuell mag die populäre Reihe um den Provinzbullen Franz Eberhofer ihren Zenit überschritten haben, wie das bei fast allen (Krimi-)Serien irgendwann einmal passiert, unterhaltsam bleiben die Verfilmungen allemal. Die Zutaten für ein eigenwilliges Ermittlungsgeschehen und viel Dorftratsch sind bekannt und werden immer wieder auf’s Neue gemischt. Hinzu kommt eine private Entwicklung, die sich immer weiter zum Erwachsensein verändert, woran der Hallodri von einem Antihelden immer wieder scheitert. Spaßig war‘s.

Film-Wertung: 6 out of 10 stars (6 / 10)

Kaiserschmarrndrama
Genre: Krimi, Komödie
Länge: 96 Minuten, D, 2021
Regie: Ed Herzog
Vorlage: Gleichnamiger Roman von Rita Falk
Darsteller:innen: Sebastian Bezzl, Lisa Marie Potthoff, Simon Schwarz
FSK: ab 12 Jahren
Vertrieb: Constantin Film, Eurovideo
Kinostart: 05.08.2021
DVD- & BD_VÖ: 21.12.2021