Im deutschsprachigen Raum wurde die beliebte Jugendbuchreihe „Malory Towers“ der Autorin Enid Blyton als „Dolly“-Reihe bekannt. Aber dazu später mehr. Nun wurde die beliebte Serie, die in einem Internat für Mädchen in den 1940er Jahren spielt als TV-Serie umgesetzt und Justbridge Entertainment veröffentlich „Malory Towers“ im Dezember auf DVD für das klassische Home-Entertainment.
Die zwölfjährige Darrell Rivers (Ella Bright) kommt im Jahr 1940 auf ein neues Internat. Sie ist aus ihrer Alten Schule herausgeflogen und hofft in dem Mädcheninternat Malory Towers einen Neuanfang zu schaffen. Zusammen mit Darrell beginnen auch andere Schülerinnen das neue Schuljahr in dem Internat an der Küste von Cornwall, darunter die zickige Gwendolyne (Danya Griver).
Doch irgendwie gelingt es der lebendigen Darrell nicht so richtig einen guten ersten Eindruck zu machen. Bereits am Bahnhof vergisst sie den Hut ihrer Schuluniform auf dem Bahnsteig und zerreißt sich den Rock bei dem Versuch den Hut zu holen. Natürlich fällt das der strengen Hausdame Miss M (Ashley Mcguire) sofort auf und sorgt für einen Rüffel.
Als die neuen Schülerinnen dann noch bei der Rektorin Grayling (Jennifer Wigmore) antanzen sollen, ist für Gwen klar, dass Mädchen wie Darrell nur Ärger bedeuten, ganz wie Gwens Mutter das bereits vorhergesagt hat. Doch die Rektorin will die Neuen nur begrüßen und ihnen den Rat mit auf den Weg geben, immer auch etwas von sich selbst zurückzugeben. Auf Malory Towers komme es nicht nur auf gute Schulleistungen an.
Während Darrell sich schnell eingewöhnt und sich mit der selbstsicheren Alicia (Zoey Sievert) anfreundet, bleibt Gwen immer irgendwie außen vor. Aber das Mädchen weiß, dass Darrell daran schuld ist. In der Folge entsteht daraus eine ganze Reihe kleiner und größerer Streitpunkte. Und Darrell, die möchte, das niemand von ihrer letzten Schule erfährt, gibt sich mit Gwen besondere Mühe, aber es scheint nichts zu nützen. Und dann wäre da noch die Sache mit dem Geist der Lady von Malory Towers…
Die bekannte und beliebte Jugendbuchautorin Enid Blyton („Fünf Freunde“, „Hanni und Nanni“) begann die Buchreihe über Malory Towers“ kurz nach dem zweiten Weltkrieg und führte die Schulabenteuer von Darrell Rivers über sechs Bände fort. Thematisch geht es wie so oft bei Enid Blyton um die kleinen alltäglichen Probleme junger Menschen, das Aufzeigen von Verhaltensmöglichkeiten und das Lösen von Konflikten. Das ist mit mehr oder weniger Spaß und Abenteuer gepaart.
Im deutschen Sprachraum entdeckte man Enid Blyton, die 1968 mit 71 Jahren verstarb, erst später und gerade die Abenteuer von Darrell Rivers wurden erst in den 1960er Jahren übersetzt. Dabei wurde Editorisch ordentlich eingegriffen und umbenannt, um die Verhältnisse besser an die deutsche Leserschaft anzupassen.
Das war seinerzeit nicht unüblich, führt nun aber dazu, dass mit dem Originaltitel kaum jemand etwas anfangen kann, denn hierzulande würde die Buchreihe nicht nach dem Internat benannt, sondern nach der Hauptfigur. Die allerdings ebenfalls einen anderen Namen bekommen hat. Aus Darrell Rivers wurde Dolly Rieder, aus Malory Towers würde Burg Möwenfels. Mehr dazu findet sich unter dem Wikipedia-Eintrag.
Leider kommt durch die Namensänderung auch ein beschreibendes Charakterelement der Hauptfigur zu kurz. Darrell ist durchaus kein eindeutiger Mädchenname und unterstreicht wie auch die Kurzhaarfrisur der Heldin, deren burschikosen, abenteuerlustigen Charakter. Das hat auch mit dem Aufbrechen von Geschlechterstereotypen zu tun, selbst wenn alles unter Mädchen spielt.
Die Serien-Adaption verbreitet einen nostalgischen Charme, gefällt sich in der heute unüblichen Internatsaffäre, knüpft damit aber andererseits auch wieder am „Harry Potter“-hafte Zauberschulen an. Allein die Figurenzeichnung der Mitschülerinnen von Darrell alias Dolly wirkt ein wenig betulich und fast naiv. In „Malory Towers“ ist die Welt zwar ganz und gar nicht immer in Ordnung, aber es wirkt, als doch sehr wie eine selbstgenügsame heile Welt. Das hat zu tun mit Ausstattung, Musik und Stimmung und mangelndem dramaturgischen Biss.
Gelegentlich wirkt die Ausstattung und Figurenzeichnung etwas oberflächlich, andererseits kommen da definitiv auch die kritischen Erwachsenenblicke durch. Vielleicht brauchen Kinder einfach weniger ausformulierte Kulissen und Figuren, solange es gut möglich ist, den Charakteren in ihren Handlungen zu folgen und gefühlsmäßig daran Anteil zunehmen. Das bekommt „Malory Towers“ eindeutig gut hin.
Es scheint mir fast unmöglich abzuschätzen, ob das Serienformat von „Malory Towers“ heute noch zeitgemäß ist. Weil ich nun einmal kein junges Mädchen bin, das heutzutage aufwächst, kann ich nicht sagen, ob das Erzähltempo, die Ausstattung und die Botschaften über das Zusammenleben in einer Gruppe noch zeitgemäß präsentiert werden. Sicher ist „Malory Towers“ eine klassische Jugendbuchreihe und die Serie bleibt der Vorlage verpflichtet, daher rührt allerdings auch ein nostalgischer Touch, der schnell ins Altbackene kippen mag. Scheinbar gibt der Erfolg den Machern Recht, denn eine zweite Staffel ist bereits produziert.
Serien-Wertung: (6 / 10)
Malory Towers – Staffel 1
OT: Malery Towers Season 1
Genre: TV-Serie, Jugend-Abenteuer,
Länge: 325 Minuten (13 x 25 Minuten), GB, 2020
Idee: Rachel Flowerday
Regie: Rebecca Rycroft, Bruce McDonald,
Vorlage: Malory Towers (deutsch: „Dolly“-Bücher) von Enid Blyton
Darsteller:innen: Ella Bright, Danya Griver, Zoey Sievert
FSK: ohne Altersbeschränkung
Vertrieb: Justbridge Entertainment
DVD-VÖ: 10.12.2021
MALORY TOWERS – Staffel 1 Episodenguide:
- Der erste Schultag (The First Day)
- Aller Anfang ist schwer (The New Girls)
- Ausgetrickst (The Trick)
- Die Ohrfeige (The Slap)
- Der große Wettkampf (The Match)
- Das Mitternachtsfest (The Midnight Feast)
- Tag der offenen Tür (The Open Day)
- Der Stoß (The Push)
- Der Brief (The Letter)
- Das Ballkleid (The Dress)
- Die Spinne (The Spider)
- Der Geist (The Ghost)
- Der letzte Schultag (The Last Day)
Extras: Outtakes, Tour the Set & Meet the Cast