Syrische Flüchtlinge haben sich in Europa zusammengetan um Kriegsverbrecher aus ihrer Heimat vor Gericht zu bringen. Hamid glaubt seinen Folterer wiedererkannt zu haben. Der französische Filmmacher Jonathan Millet legt mit „Die Schattenkrieger“ einen Thriller mit ruhigen Bildern vor, der auf wahren Begebenheiten beruht. „Die Schattenkrieger“ startet am 13. März 2025 in den Kinos.
In der Wüste werden einige Männer ausgesetzt und in Richtung Grenze geschickt. Einige Zeit später ist Hamid (Adam Bassa) in Straßburg und hat Asyl beantragt. Doch der ehemalige Literaturprofessor hat sich auch einer geheimen Gruppe von Syrischen Flüchtlingen angeschlossen, die auf eigene Faust syrische Kriegsverbrecher aufspüren.
Hamid glaubt in dem Chemie-Studenten Harfaz (Tawfeek Barhom) seinen Folterer, der „der Chemiker“ genannt wurde, zu erkennen. Als er dessen Fluchtgeschichte überprüft, lernt er Yara (Hala Yajab) kennen, die ihn ganz nett findet. Doch Hamid hat anderes zu tun. Er muss nicht nur nach Deutschland, während sein Asylverfahren läuft, sondern auch noch versuchen seiner Mutter Medikamente zu schicken. Die lebt in einem Flüchtlingslager im Libanon, wo die Versorgungslage schlecht ist.
„Er ist der Teufel.“
Sie sind gut vernetzt und über ganz Europa verteilt, die „Schattenkrieger“ der Yaqaza-Organisation. Syrische Flüchtlinge, die es sich zur Aufgabe gemacht haben Kriegsverbrecher des Assad-Regimes aufzuspüren, die im Flüchtlingsstrom nach Europa untergetaucht sind und hier unbehelligt leben. Die Gruppen haben auch europäische Unterstützer und sie kommunizieren im Multiplayer-Modus von Videospielen.
Filmmacher Jonathan Millet hat bislang vor allem Dokumentarfilme gedreht und „Die Schattenjäger“ ist sein erster Spielfilm. Dafür hat er zwei Jahre recherchiert und sich entschieden, eine fiktionalisierte Geschichte in Form eines ruhigen Thrillers zu erzählen. Das Konzept geht auf und ist mit den beiden Gegenspielern Adam Bessa („Harka“) und Tawfeek Barhom („Die Kairo Verschwörung“, „Das 1. Omen“) trefflich besetzt.
Vor allem wenn sich die beiden freundschaftlich annähern ist die aufgebaute Spannung spürbar. Die angedeutete Freundschaft zwischen Hamid und Yara hingegen mag nicht so ganz überzeugen. In ruhigen und stimmungsvoll verschwörerischen Bildern gelingt es dem Thriller“ mit wenigen Mitteln viel Atmosphäre zu erzeugen. Das ist klassisches Thriller-Territorium und dennoch ist der Blick auf die „Flüchtlingscommunity“ (man verzeihe mir den Ausdruck) ein anderer Blickwinkel.
„Ich kenne seine Schritte. Ich weiß wie er riecht.“
Das hatte als Mörderjagd auch eine Folge der Thriller-Serie „Die purpurnen Flüsse“ in reißerischer Form auch schon mal am Wickel. die Stimmung in „Die Schattenkrieger“ erinnert an die Bildwelten von Anton Corbijns „A Most Wanted Man“, die Spurensuche bisweilen an Denis Villeneuves „L’incendies – Die Frau die singt“. All dies sind nicht eben schwache Verwandte bei dem Versuch ein sehr reales Phänomen präsent zu machen.
Ganz erheblich trug beim Schreiberling auch zu Spannung bei, dass anfangs keineswegs gewiss ist, es mit einem verlässlichen Erzähler zu tun zu haben. So wäre auch aus Thriller- wie Täterlogik denkbar, dass der ausgesetzte Hamid ein Scherge des Regimes sein könnte. Spionage erzeugt bekanntlich Gegenspionage. Und auf der Suche nach den Nazi-Tätern war der Mossad, freilich in anderer Organisation, jahrzehntelang weltweit aktiv.
„Die Schattenkrieger“ ist ein außergewöhnlicher Thriller, der seine Spannung langsam entfaltet und mit viel Atmosphäre aus einer Schattenwelt erzählt. Die packende Thrillerhandlung ist durch die Flüchtlingsthematik hochaktuell und weist auf ein kaum zu bewältigendes Problem hin: Dass Täter sich als Opfer ausgeben.
Die Schattenkrieger
OT: Les fantômes, int: Ghost Trail
Genre: Thriller, Drama
Länge: 106 Minuten, F/B/D, 2024
Regie: Jonathan Millet
Schauspiel: Adam Bessa, Halas Yajab, Tawfeek Barhom
FSK: ab 12 Jahren
Verleih: Immer gute Filme
Kinostart: 13.03.2025