Als die Mangaserie „Slam Dunk“ vor mehr als 30 Jahren in Japan veröffentlicht wurde, sorgte sie bei Jugendlichen für einen Basketball-Boom. Nun hat der Serien-Mastermind Takehiko Inoue die Chance bekommen, seine packende Sportgeschichte noch einmal für ein abendfüllendes Leinwand-Abenteuer zu inszenieren. In Japan ist „The First Slam Dunk“ längst einer der erfolgreichsten Kino-Animationsfilme aller Zeiten und wurde als bester Zeichentrickfilm des letzten Jahres ausgezeichnet. Ab dem 5. Dezember 2023 bringt KSMAnime zusammen mit Plaion Pictures „The First Slam Dunk“ auch in Deutschland in die Kinos.
Als kleiner Junge muss Ryota Miyagi den frühen Tod seines großen Bruders verkraften. Der war vor allem Vorbild, aber auch einer der talentiertesten Basketball-Spieler der gesamten Präfektur. Jahre später spielt auch Ryota als Point Guard in der Schulmannschaft der Shohoku High School. Im Turnier trifft Ryotas Mannschaft auf das beste Team der Region, die Mannschaft der Shanoh Kogyio Oberschule. Die scheinen unbesiegbar und haben in den letzten Jahren die Meisterschaft quasi abonniert.
Für Sportfilme braucht es nicht viel Handlung. Es braucht eine oder mehrere Hauptfiguren, die eine persönliche Entwicklung durchmachen. Die Spannung ergibt sich fast immer aus der Wettebewerbslogik und der Dynamik der jeweiligen Sportart. Der Rest ist Geschmackssache und Filmmacher können wie Oliver Stone „An jedem verdammten Sonntag“ eher von den geschäftlichen Seiten erzählen und die Football-Seqzuenzen filmen, als säße die Kamera in den Helmen der Spieler. Bisweilen taugt Sport auch für gehaltvolle Komödien wie in „Rocket Man“. Oder aber wie Barry Levinson in „The Natural“ (Deutsch: „Der Unbeugsame“) einen Filmstar als gealtertes Baseball-Talent zeigen, der einst dem Druck nicht standhielt, aber dennoch seinen Weg findet. Baseball ist ein wenig temporeiches Spiel, da lässt sich im Film viel Charakterentwicklung einarbeiten.
Basketball hingegen ist ein schnelles Spiel. Ein dynamischer Wettbewerb mit vielen Treffern und wenig Körperkontakt. Das war schon immer eine sehr spezielle Angelegenheit und dass die deutsche Nationalmannschaft in diesem Jahr überraschend Weltmeister wurde, mag zur Beliebtheit des Ports beitragen.
In Japan hat einst zu Beginn der 1990er Jahre eine Comic-Serie den Sport gehypt. „Slam Dunk“ erschien über sechs Jahre, zunächst als Fortsetzung in einem Magazin, später in Einzelausgaben und dann in 31 Sammelbänden.
Erfolgreiches und kultiges Shonen Manga
Selbstredendresultierte daraus auch eine sehr erfolgreiche Anime-Serie, die einige Spielfilm-Ableger nach sich zog. Der Manga von Zeichner und Autor, beziehungsweise Mangaka, Takehiko Inoue wurde auch hierzulande veröffentlicht. Ab 2001 beispielsweise bei Panini Manga. Wie vollständig ist mit nicht bekannt. Immerhin wurde anlässlich des neuen Spielfilms eine Neuauflage der kultigen Erfolgsserie beim Verlag Hayabusa angekündigt. Es soll wohl 2024 losgehen.
Nun also endlich zu „The First Slam Dunk“. Was auffällt, ist die spektakuläre 3D-Optik der Spielszenen des Matches gegen Shanoh High. Das ist mit viel Tempo und Dynamik umgesetzt und macht ehrlich Spaß. Auch und gerade, weil so viele typische Sportmoves zu sehen sind. Dramaturgisch ist das Spiel, das die Rahmenhandlung für den zweistündigen animierten Spielfilm bietet, eine genretypische Außenseiter-Aufstellung.
Dann aber kommt es immer wieder zu Unterbrechungen des Spiels und zu Rückblenden, in deren Fokus vor allem Ryota steht, der als Junge gegen das vermeintlich überlebensgroße Talent seines Bruders anspielen muss. Das ist nicht immer leicht und wird in mehreren Sequenzen und unterschiedlichen Aspekten thematisiert. Die Animation ist dann eher traditionell gehalten, weiß aber auch zu gefallen.
Ryotas Mitspieler und Gegenspieler werden hingegen nur kurz eingeführt und direkt auf das Spielfeld geworfen. Das ist einerseits verständlich, andererseits schade. Denn auch ihre Geschichten mögen interessant sein. Und hier unterscheiden sich Spielfilm und Serie beziehungsweise Film und Comic in ihren Stärken und Schwächen durchaus. Wer die Serie kennt, mag mit der großen Anzahl der Charaktere und der Geworfenheit der Szenarien wie selbstverständlich klarkommen und sie sogar begrüßen.
Mangaka Takehiko Inoue als Regisseur
Für Neulinge ist das zuviel Information, die nicht zuschauergerecht aufbereitet ist. Es lenkt ab, wenn sich das Publikum zu sehr in den Szenarien orientieren muss, darunter leidet der Erzählfluss. Ebenso wie der sportliche Wettkampf leidet, wenn er zu oft unterbrochen wird. So kann sich keine Spannung einstellen, so rückt das Tempo, das ja eigentlich noch durch den J-Rock Soundtrack unterstrichen wird, immer wieder abrupt in den Hintergrund. Als Stilmittel lässt sich das gelegentlich nutzen, aber hier ist mir das eindeutig zuviel.
Wie viele nachträgliche Spielfilme erfolgreicher Manga- und Animeserien, die in der japanischen Heimat nur für ein eingeweihtes Publikum produziert werden, wirkt auch „The First Slam dunk“ immer wieder überfrachtet, vollgestopft und dramaturgisch unausgegoren, weil es zuviel zu erzählen gibt, das letztlich nur angedeutet wird. Schade eigentlich, weil es Reichweite und Einstiegsoptionen verspielt, aber Fans haben sicher dennoch ihren Spaß.
Das Vermächtnis der epischen und erfolgreichen Manga-Serie „Slam Dunk“ ist groß und zum Teil wird „The First Slam Dunk“ diesem Andenken gerecht und transportiert es in die Gegenwart. Andererseits will Serienmacher und Regisseur Takehiko Inoue vielleicht zuviel. Die vielen Rückblenden und die filmisch nicht immer strukturierte Etablierung der Charaktere sorgt dafür, dass dem spiel ziemlich viel Tempo verloren geht. Dafür sieht „The First Slam Dunk“ in vielen Passagen einfach ziemlich klasse aus.
Film-Wertung: (6 / 10)
The First Slam Dunk
OT: The First Slam Dunk
Genre: Anime, Sport, Drama
Länge: 124 Minuten, J, 2022
Regie: Takehiko Inoue
Basierend auf Mangaserie „Slam Dunk“ von Takehiko Inohue
FSK: ab 12 Jahren
Vertrieb: Plaion Pictures, KSM Anime
Kinostart: 05.12.2023
offizielle deutsche Filmseite (mit Kinofinder)
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