Swamp Thing – Grüne Hölle: Endzeit ohne Blumen

Das Sumpf-Ding führt bei all den DC Superhelden ein eher stiefmütterliches Dasein. Nun hat sich Starautor Jeff Lemire zusammen mit Zeichner Doug Mahnke einer finsteren Apokalypse angenommen, die bei DCs „erwachsenerem“ Black Label erschienen ist. Darin wollen die Natur-Mächte der Erde die Reste der Menschheit auslöschen um neu anzufangen. Ausgerechnet das verstorbene Swamp Thing soll helfen? Ein düsteres Wiedersehen mit einigen alten Bekannten, neu bei Panini Comics im November 2023.

In nicht allzu ferner Zukunft ist der Meeresspeigel so hoch gestiegen, dass die verbleibenden menschlichen Kolonien auf Inseln leben. Donald und seine Tochter Ronnie fischen eher Schrott aus dem Meer als Fische. Aber auch in diesem Fang könnte sich etwas Brauchbares verstecken. Dann taucht unerwartet die Gang von der Nachbarinsel auf und fordert außerplanmäßigen Tribut. Dem alten George fällt nur ein, den verhassten Einsiedler auf der Leuchtturminsel um Hilfe zu fragen.

Als sich das Blau, das Rot und das Grün im Parlament der Bäume zusammensetzen und einen Reboot des Planeten beschließen, wird das Grün damit betraut, die Reste der Menschheit zu vernichten. Und aus den Fluten entsteigt ein pflanzenartiges Monster. Donald schickt seine Tochter nach Norden, doch die fährt mit George zum Leuchtturm.

Der Einsiedler entpuppt sich als John Constantine. Wegen seiner magischen Talente weiß er bereits Bescheid und hat auch einen fiesen Plan, um die Menschheit zu retten. Constantin holt Alec Holland aka Swamp Thing von den Toten zurück. Alec ist mega genervt, lässt sich aber doch überreden gegen das Parlament der Bäume anzutreten. Auch weil ihn Ronnie an seine eigene Tochter erinnert. Die Frage bleibt, wie lange Swamp Thing durchhalten kann, sobald er sich gegen das Grün stellt?

Das mächtige Grün, das verletzte Blau und das wütende Rot

„Swamp Thing – Grüne Hölle“ ist eine typische Apokalypse, die in den ersten Panels irgendwo zwischen „Mad Max“ und „Waterworld“ angesiedelt ist. Der düstere Grundton wird auch optisch beibehalten und entwickelt sich zu einem feinen Horror-Trip. Dass es mit den Elementarkräften des Planeten etwas esoterisch zugeht, mag Neuleser eventuell ein wenig fordern. Erfahrenere DC Leser:innen kennen das Konzept vom Neustart der New 52.

Seinerzeit hatte sich Jeff Lemire („Sweet Tooth“) als Autor der „Animal Man“ Serie mit Scott Snyder, dem damaligen „Swamp Thing“ Autor zusammengetan und das Konzept der unterschiedlichen Weltseelen entwickelt. Das Grün, ein mit allen pflanzlichen Lebewesen verbundenes Bewusstsein, gab auch dem „Swamp Thing“ seine Kraft und seine Leitung. Analog dazu speiste sich die Kraft des „Animal Man“, Buddy Baker aus dem Rot.

Nun nimmt Jeff Lemire diese Metaphysik nicht nur wieder auf, sondern er knüpft auch mit anderen Storyelementen an seine DC Historie als Autor an. Lemire hat zu unterschiedlichen Zeiten nicht nur die Autorenschaft für Constantine, den ins DC Universum transferierten Hellblazer, sondern auch für die übernatürliche Superwesen-Truppe „Justice League Dark“. Und neben der lesenswerten apokalyptischen Vision bezieht „Grüne Hölle“ seinen Charme aus diesem „Wir bringen die Band wieder zusammen“-Ding. Mir hat’s Spaß gemacht.

…und die gierige Fäule

Das liegt nicht zuletzt an dem feinen Artwork von Zeichner Doug Mahnke und Kolorist David Baron. Im dritten US-Heft der dreiteiligen Miniserie übernimmt zwar Shawn Moll die Zeichnungen, aber weil die Farbgebung konsistent bleibt, ist der optische Bruch nur gering. Mahnke zeichnet seine Charaktere mit vielen skizzenhaften Strichen und Schraffuren. Das schafft ein auch eine grundnervöse Anspannung, die sich in die Story und Atmosphäre von „Grüne Hölle“ schleicht.

Die Hintergründe sind oft monochrom gehalten, haben aufgrund einer ätzenden, fiebrigen Knalligkeit und der bissigen Grauphasen eine höllische Stimmung. Das passt ganz hervorragend zu der Endzeitstimmung in „Grüne Hölle“. Ich bin zwar kein Fan farbiger Sprachblasen, aber hier ist das Ganze stimmig umgesetzt.“Swamp Thing – Grüne Hölle“ ist eine packende Endzeit-Vision. Bleibt die Frage wo die Underdogs bei DC Comics wieder auftauchen.

Bei Panini Comics kommt „Grüne Hölle“ als schöne, großformatige Hardcover-Ausgabe auf den Markt. Das Artwork hat auf den Seiten Raum um zu begeistern. Ich in ja ohnehin „Swamp Thing“ Fan, und habe auf diesen Seiten die wenig überzeugenden „Neuen Wurzeln“ ebenso vorgestellt wie die tollen „Geschichten aus dem Sumpf. Wahrscheinlich erinnert mich das „Swamp Thing“ einfach immer auch ein bisschen an den Motörhead mit dem Joe Petagno einige meiner Lieblings LP-Cover der gleichnamigen Band verziert hat.

Schaurig schöne Horror-Unterhaltung die Lemire und Mahnke da abgeliefert haben. Lemires Rückkehr zur „Mythologie der Urkräfte“ und zu DCs Horror-Abteilung ist packend ausgefallen. Mich als Lemire-Fan freut es, die Justice League Dark Truppe wieder vereint zu sehen. Aber Obacht, bei DCs Black Label geht es auch schon mal etwas deftiger zur Sache. Swamp Thing rocks!

Comic-Wertung: 8 out of 10 stars (8 / 10)

Swamp Thing – Grüne Hölle
OT: Swamp Thing: Green Hell 1-3, DC Comics, 2023
Genre: Comic, superhelden
Autor: Jeff Lemire
Zeichner: Doug Mahnke, Shawn Moll (b. 3)
Farben: David Barom
Übersetzung: Josef Rother
ISBN: 9783741629723
Verlag: Panini Comics, Hardcover,
VÖ: 21.11.2023

Swamp Thing – Grüne Hölle bei Panini comics