Hypnotic: Zwei Sekunden Ablenkung

Die Chose mit der Hypnose wird in Robert Rodriguez Thriller „Hypnotic“ auf die Spitze getrieben. Da bekommt es ein traumatisierter Cop, der eigentlich seit Jahren seine verschollene Tochter sucht, mit einem vermeintlichen „Superschurken“ zu tun, der unbedarfte Leute mittels Hypnose zu Straftaten verleiten soll. Schwer zu glauben? Hollywood-Star Ben Affleck ist der Cop unseres Vertrauens und dürfte die Leute ebenso ins Kino lotsen wie der kultige Ruf von Regisseur Rodriguez. Zu sehen ab 10. August 2023.

Da wird Cop Danny Rourke (Ben Affleck) aus seiner Therapie-Stunde gerufen, weil gerade ein Bankraub stattfinden soll. Partner Randy (JD Pardo) fährt vor und erzählt von einem merkwürdig detaillierten anonymen Anruf. Und während der Observierung meint Rourke einen Verdächtigen ausmachen zu können.

Gegen jede Weisung, greift er ein und will die Beute sichern, ein Schließfach, in den sich ein Foto befindet, auf das eine Nachricht geschrieben ist. Seltsame Beute für einen Banküberfall? Vor allem, wenn das Polaroid Rourkes vor vier Jahren verschwundene Tochter zeigt und der Hinweis laute: „Finde Lev Dellrayne“. Der Gauner kann entkommen, weil er Rourkes uniformierte Kollegen scheinbar manipuliert.

Polizisten-Tochter aus Park entführt

Rourke folgt dem anonymen Anruf zu einer Wahrsagerin mit krimineller Vergangenheit. Diana Cruz (Alice Braga) erzählt Rourke von so genannten Hypnotics, Menschen mit stark ausgeprägten Hypnosefähigkeiten. Diese sollen in einem geheimen Programm der Regierung untersucht, ausgebildet und instrumentalisiert worden sein. Diana selbst behauptet, aus dem Programm geflohen zu sein. Außerdem sei jener Dellrayne kaum zu stoppen und ihr auf den Fersen. Und da taucht der Superschurke auch schon auf…

Ganz schön heiß in Austin, Texas. Die filterbearbeiteten Aufnahmen vermitteln gleißendes Sonnenlicht ebenso wie verschwommen Tönung, wie eine Sonnenbrille oder der Blick durch das Rum-Glas. Regisseur Rodriguez inszeniert seine Heimatstadt wie auch den Thriller mit souveräner Spannung, die auch einem nie enden wollenden Score geschuldet ist. Das hat schon wieder was unangenehm Manipulatives. Und dann zaubert „Hypnotic“ doch noch Wendungen aus dem Taschenspieler-Hut, die die eine oder der andere diffus finden mögen.

Vermeintlicher Entführer ohne Erinnerung – nicht zurechnungsfähig

Ben Affleck allerdings ist ein Star. Sicher, er ist auch Schauspieler, Produzent und Filmschaffender (Drehbuch-Oscar für „Good Will Hunting“ Oscar als Bester Film für „Argo“) und er hat eine nicht ganz skandallose Vita, aber Ben Affleck ist auch jemand, der einem Staubsauger verkaufen könnte (oder Turnschuhe) und als Schwiegermutterliebling durchgeht. Ein Typ, dem wir vertrauen.

So einen braucht ein Film wie „Hypnotic“, damit sich das Publikum überhaupt auf die Reise begibt und sich identifizieren kann, mit dem tragischen Verlust dieses Vaters, mit der irren Hoffnung, die dieser Bankraub ungeahnt auftut. Und nur dann funktionieren auch die Ablenkungen, Wendungen, Weiterentwicklungen und Sackgassen, in die sich Detective Danny Rourke hineinbegibt.

Bisweilen mag sich das Publikum in seltsam anmutenden Sequenzen wiederfinden, aber Held und Zuschauer:innen haben es schließlich mit Manipulation zu tun. Das erinnert bisweilen an den einen oder anderen Film von Christopher Nolan („Oppenheimer“), bleibt aber immer in Genrekino verhaftet, in dem Robert Rodriguez sich seit „El MAriachi“ seinen Ruf als Filmmacher erarbeitet hat. Das mag nach „Spy Kids 4“ und „Mandalorian“-Folgen ein abstruser Hinweis sein, aber „Hypnotic“ ist nahezu klassischer Sci-Fi-thriller mit einigen mäßig jugenddreien Kinken. Ich mag das durchaus und würde in „Hypnotic“ nicht allzuviel Tiefenpsychologie hineinlegen.

„Hypnotic“ ist Thrillerkino mit Starbesetzung und Mut zum „Trash“-Faktor, der aus mehrheitsfähiger Spannungs-Unterhaltung, eigenwilliges Genre-Kino macht, das zu jeder Sekunde schmeckt und riecht wie von Robert Rodriguez gemacht. „Finde Lev Dellrayne.“ Geh doch selber suchen…

Film-Wertung: 7 out of 10 stars (7 / 10)

Hypnotic
OT: Hypnotic
Genre: Thriller
Länge: 90 Minuten, USA, 2023
Regie: Robert Rodriguez
Darsteller:innen: Ben Affleck, William Fichtner, Alice Braga,
FSK: ab 16 Jahren
Vertrieb: Telepool
Kinostart: 10.08.2023