Metal Evolution: Schwermetall in Serienreife

Metal Evolution 2Die Zeiten, in denen Heavy Metal als Musik frustrierter, zumeist männlicher Teenager ein Nischendasein fristete, sind längst vorbei. Metal hat sich etabliert und ist seit Jahrzehnten eine der umsatzstärksten Musiksparten. Eine anhaltende Erfolgsgeschichte, die trotz einiger Flauten immer weiter zu gehen scheint. Die Szene ist dabei an Vielschichtigkeit und Subgenres kaum noch zu überschauen. Zeit, dass da mal jemand Grund reinbringt. Dokumentarfilmer Sam Dunn ist da genau der Richtige: Er hat ein Faible für harte Rockmusik und legte mit „Metal: A Headbangers Journeys“ zusammen mit seinem Co-Regisseur Scott McFayden bereits 2005 eine sehenswerte Genre-Doku vor. Zum Jahresende 2012 ist nun die für VH 1 produzierte Doku-Serie über das Musikgenre Heavy Metal erscheint. „Metal Evolution“ ist große Klasse: kompetent, umfangreich und heavy!

Metal Evolution 4Sam Dunn folgt dabei einem ähnlichen Konzept wie schon auf seiner Kopfschüttler Reise von 2005: Quasi als Anthropologe mit beinahe wissenschaftlichem Anspruch macht er sich auf Spurensuche und eröffnet dem geneigten Zuschauer und Musikfan einen Kosmos unterschiedlichster Stämme  harter Rockmusik. Dabei geht’s im Wesentlichen chronologisch zu und die Evolution des Heavy Metal beginnt da, wo alle moderne Popmusik beginnt, in den guten alten Zeiten. Von dem Proto-Metal-Bands der 1970er schlägt Dunn den Bogen bis zu den Bluesmen im Mississippi-Delta. Seine Ausgangsfrage ist immer, was eine bestimmte, maßgebliche Band oder ein irgendwie definiertes Untergenre zum Gesamtbild dessen beigetragen hat, was wir heute als Heavy Metal einordnen.

Die Episodenaufteilung weicht auf der DVD-Ausgabe leicht von dem Sendekonzept bei VH 1 ab: So bildet die Progessive Metal – Episode eigentlich den Abschluss und der Shock Rock, eine der schwächeren Abhandlungen, ist eigentlich erst später im Serienverlauf vorgesehen.  Aber weil die Episoden thematisch relativ abgeschlossen sind, fällt das nicht so ins Gewicht.  Ich frage mich nur, warum man das so editieren musste? Anyway: weiter geht’s.

Metal Evolution 1Man muss auch die Kategorisierungswut des Soziologen Sam Dunn nicht unbedingt teilen und kann sich einfach wie Motörheads Lemmy auf die Bühne stellen und behaupten, Rock’n’Roll zu spielen, bevor das Stahlgewitter losgetreten wird. Doch vor allem die Vielzahl musikalischer Beispiele ist ein stetiger Quell für den Headbanger oder den Musikinteressierten, selbst auf Entdeckungsreise zu gehen. Es gibt so unendlich viel großartige, harte Rockmusik zu entdecken. Da wird es zweitrangig, dass einem der Ansatz von Sam Dunn gelegentlich leicht auf den Senkel geht.

Man merkt Sam Dunn aber immer an, dass er mit dem Herzen bei der Sache ist und seine Kompetenz macht die filmischen Schwächen, des gelegentlich leicht lehrerhaft wirkenden Doku-Konzepts wieder wett. Irgendwie muss man der Unübersichtlichkeit ja schließlich Herr werden. Und am Ende jeder Episode hat man verstanden, was die Eigenarten des Subgenres ausmacht. Die Crew sucht maßgebliche Bands und Musiker auf und macht sich selbst daran, die Charakteristika von „Hair-Metal“, „Grunge“, „Proto-Metal“ und „Trash“ herauszufinden.

Metal Evolution 6Vor allem jüngere Fans werden hier unglaubliche Mengen an Inspiration und hörenswerter Musik finden, Menschen, die sich bisher nicht mit Heavy Metal auseinander gesetzt haben, finden einen Einstieg in die Musik und altgediente Fans (wie der Schreiberling auch) können sich entspannt zurücklehnen und auf eine mehr oder minder nostalgische Reise in die eigene Vergangenheit abtauchen. Und falls mal einer den Pfad wahren Metals verlassen hat, kriegt er in den Episoden, die die jüngere Musikgeschichte abdecken, wieder Anregungen für aktuelles Ohrenfutter.

Fazit: „Metal Evolution“ ist für mich ein begeisternder Ritt durch meine eigene musikalische Erlebniswelt und Entwicklung, auch wenn ich meine Ohren nicht mehr ausschließlich mit Metal füttere.  Für jüngere Zuschauer und Interessierte gibt die Doku einen schlicht genialen, umfangreichen Durchblick über alles was Heavy Metal sein könnte – oder auch nicht. „Metal Evolution“  gehört in jede Rocker Hausapotheke!

[xrr rating=9.0/10 imageset=red_star label=“Movie Rating:“]

Metal Evolution CoverMetal EvolutionDie komplette Serie
OT: Metal Evolution
Länge: 361 Minuten
Genre: Musik, Dokumentarfilm, Serie
Regie: Sam Dunn, scott McFayden
Mitwirkende: Scott, Ian, Geddy Lee, Alice Cooper, Steve Harris
FSK: ab 12 Jahren
Vertrieb: Polyband
DVD VÖ: 30.11.2012