Spielverderber: Schiri, wir wissen, wo dein Auto steht!

spielverderber-vorJetzt kicken sie wieder und einer darf nicht mitspielen: Der Schiedsrichter. Grade bei Weltmeisterschaften wie aktuell in Brasilien wird immer wieder besonderes Augenmerk auf die Männer gelegt, die das Treiben rund um den Fußball in geordneten Bahnen halten sollen. Unser Mann an der Copacabana heißt Felix Brych und hat Mark Borsch und Stefan Lupp als Unterstützung dabei. Außerdem gibt es neues Regelwerk, das zur Anwendung kommt. Aber was bewegt Leute überhaupt Schiedsrichter zu werden. Hier sei nochmal die sehenswerte Doku „Spielverderber“ empfohlen, die 2009 sogar ins Kino kam.

„Was motiviert jemanden, sich für so ein einsames Amt zu entscheiden?“ ist die Grundfrage, der die ausgezeichnete Dokumentation „Spielverderber“ von Henning Drechsler und Georg Nonnenmacher nachgeht. Dass der Film weit darüber hinausgeht, ist ein untrügliches Zeichen, dass er gelungen ist.

SPIELVERDERBER_Herbert FandelAnhand von drei exemplarischen Karrieren, die unterschiedlicher kaum sein könnten, nehmen sich die Filmemacher des Phänomens Schiedsrichter im Fußball an.  Der Film begleitet dabei den international geschätzten Herbert Fandel, das Schiedsrichter-Urgestein Oreste Steiner und den Jugendlichen Kevin Prösdorf, der am Anfang des Films gerade seinen Schiedsrichterschein macht. Dabei werden nicht nur drei Menschen porträtiert, sondern auch drei Generationen von Schiedsrichtern und drei unterschiedliche sportliche Leistungsniveaus. Während Fandel sich auf die bevorstehende Weltmeisterschaft 2006 im eigenen Land vorbereitet, leitet der pensionierte Steiner immer noch Spiele in den Breitensport-Ligen und Prösdorf macht seine ersten Erfahrungen im Jugendfußball.

SPIELVERDERBER_Kevin ProesdorfSo unterschiedlich die Umstände der drei auch sind, so ähnlich sind ihre Erfahrungen als Schiedsrichter: Immer geht es darum, auf dem Platz als unparteiische Institution zu bestehen und sich mit dem Unmut der Betroffenen auseinanderzusetzen. Was der eine noch lernt – Autorität auf dem Spielfeld – hat der andere zur Perfektion getrieben und der dritte längst transzendiert. Doch um der Motivation der Schiedsrichter auf die Spur zu kommen, muss man über den Sport hinaus sehen. Die drei Protagonisten geben offen Auskunft und Einblicke in ihr Leben. Genau darum geht es in allen guten Dokumentationen, um den Menschen hinter der Funktion.

Das wird in „Spielverderber“ schnörkellos umgesetzt und der Zuschauer bekommt ungeahnte und ungewohnte Einblicke nicht nur auf den Fußballsport. Das folgt keiner vorgeschriebenen Dramaturgie sondern muss mit dem umgehen, was das Leben selbst vorgibt. So werden wir Zeuge von Kevins schulischen Problemen und fühlen mit Herbert Fandel, der dann doch nicht zur Weltmeisterschaft berufen wird. Am Ende bleibt die Gewissheit, dass Orest Steiner, der Schweizer in Essen, solange als Schiedsrichter weitermachen wird, wie man ihn lässt. Und wir sind uns sicher: Ein guter Schiedsrichter ist derjenige, den man eigentlich nicht bemerkt.

„Spielverderber“ ist ein gelungener Dokumentarfilm, der erstaunlich wenig mit Fußball zu tun hat. Wer rauschende Spielberichte erwartet, sollte sich lieber im Pay-TV tummeln. Wer ungewöhnlichen Einblicken etwas abgewinnen kann, ist bei „Spielverderber“ goldrichtig.

Film-Wertung: 7 out of 10 stars (7 / 10)

spielverderber-coverSpielverderber
Genre: Dokumentation, Sport, Fußball
Länge: 92 Minuten, D, 2007
Regisseure: Henning Drechsler, Georg Nonnenmacher
Mitwirkende: Herbert Fandel, Orest Steiner, Kevin Prösdorf
FSK: ohne Altersbeschränkung
Vertrieb: Zorro-Film
Kino-Start: 11.06.2009
DVD VÖ: 20.11.2009

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