Zeitschleifen: Im Gespräch mit Christa Wolf

Anlässlich des Tages der deutschen Einheit krame ich ein Filmdokument aus dem Archiv das den #Bildungsherbst bereichern sollte. In der DVD-Reihe „Nach der Wende“ veröffentlicht die Edition Salzgeber filmische Zeitdokumente aus der bewegten Zeit der deutschen Einheit. Mit „Zeitschleifen“ kommt die kürzlich verstorbene Autorin Christa Wolf zu Wort. Die DVD macht eine wichtige Wortmeldung der Zeit wieder erlebbar.

Der 1991 entstandene Dokumentarfilm von Regisseur Karlheinz Mund zeigt Gespräche der kürzlich verstorbenen Autorin, die direkt nach der Wende entstanden sind. Die aus der DDR stammende Autorin und Journalistin Daniela Dahn hat diese Gespräche mit dem „Aushängeschild der DDR-Literatur“ geführt. Darin geht es vor allem um die gesellschaftlichen Umwälzungen im ehemals sozialistischen Teils Deutschlands, die mit der Wende eingetreten sind. Es geht um Identitätsverlust, Gesellschaftskritik, die Utopie und um die Position der Intellektuellen in der Gesellschaft.

Die Edition Salzgeber veröffentlichte die DVD Ende 2011. Diese Edition liegt der Filmbesprechung zugrunde. Inzwischen ist die Doku bei Edel Motion neu aufgelegt worden (VÖ 19.11.2021)

In einigen „Zeitschleifen“ wird dabei auch Christa Wolfs literarischer Werdegang aufgerollt. An dieser Stelle auf das literarische Schaffen Christa Wolfs und ihre herausragende Bedeutung für die deutsche Literatur einzugehen, erspare ich mir. Wichtig im Kontext der Wende ist ihre gesellschaftliche Einmischung ihre Argumentation, auch nach dem Mauerfall in Ostdeutschland zu bleiben und ihre Rolle bei der Aufarbeitung der sozialistischen Vergangenheit.

Entstanden ist „Zeitschleifen – Im Dialog mit Christa Wolf“ aus einer Reihe von Gesprächen 1990, die der Regisseur 1991 für den Deutschen Fernsehfunk und die DEFA-Studios für Dokumentarfilme produziert hat. So überzeugend und interessant „Zeitschleifen“ inhaltlich ist, so mäßig ist das Filmmaterial in Bild- und Tonqualität. Man merkt die lange zurückliegende Entstehungszeit und auch die fehlenden Mittel. Während der Gespräche bleibt die Kamera häufig statisch auf Christa Wolf gerichtet, das Mikrophon ist nicht immer nah an den Sprechern und schwankt in Lautstärke und Sound. Dies erschwert die inhaltliche Auseinandersetzung leider, weil es schlicht ermüdend ist.

Die Dokumentation „Zeitschleifen – Im Dialog mit Christa Wolf“ ist nur Politik- und Literaturinteressierten zu empfehlen. Wer sich rein inhaltlich mit dem filmischen „Wendedokument“ beschäftig, wird allerdings mit einer wesentlichen Stimme der damaligen Zeit belohnt.

Zeitschleifen: im Dialog mit Christa Wolf
Genre: Doku, Interview
Länge: 101 Minuten, D, 1991
Regie: Karlheinz Mundt
Mitwirkende: Chtrista Wolf, Kurt Biedenkopf, Lev Kkopelev
FSK: ohne Altersbeschränkung, ab 0 Jahren
Vertrieb: Edition Salzgeber, Neuauflage Edel Motion
DVD-VÖ: 13.12.2011
Neuauflage: 19.11.2021