Rulaman – To Serve the Dune: Album Review

Vielleicht mag der Titel „To Serve The Dune“ auf Wüstenrock anspielen, eventuell sind auch gedankliche Verbindungen zu Frank Herberts Science-Fiction-Zyklus „Dune“ gemeint. Anspielungen sind im Fall von Rulaman durchaus denkbar. Immerhin hat sich die Band aus dem Würtembergischen nach einem Roman und deren gleichnamigen Helden aus der Steinzeit benannt. Da kommt schon die (eher akademische) Frage auf, ist das noch psychedelic oder schon pagan Rock?

Bevor es ins musikalische Geschehen geht, vorab ein bisschen Historie: „Rulaman“ sind ein Trio, bestehend aus Felix Berns (Gitarre, Gesang), Joel Büttner (Bass) und Nils Kunze (Drums). Gegründet wurde die Band allerdings 2015 als Quartett unter dem Namen „The Hace“. Dann verschwimmen die Faken. 2019 entstand eine EP mittels Crowdfunding („Peacemaker“). Dann erfolgte ein Besetzungswechsel, ein neuer Name. Man hat sich dem pyschedlischen Rock der frühen Siebziger Jahre verschrieben.

Ob die Band nun aus Tübingen stammt, wie einige Kollegen behaupten, oder aus Reutlingen, wie eine Trivia-Eintrag zum Roman „Rulaman“ nahelegt, oder in Stuttgart die Zelte aufgeschlagen hat wie auf der Bandcamp-Seite zu lesen, ist letztlich zweitrangig. Immerhin aber, legt die Namensgebung nach dem erfolgreichen Jugendroman „Rulaman“ des Zoologen David Friedrich Weiland (1829 bis 1915) nahe, dass eine gewisse Verbundenheit mit dem heimatlichen Landstrich und dessen frühgeschichtlicher Historie vorhanden ist.

Ein Steinzeit-Roman als Inspiration

Rulaman ist der jugendliche Held eines Stammes in der frühen Bronzezeit und Sohn des Häuptlings. Rulaman erlebt diverse Abenteuer während die Kelten (Kalats) in der Gegend auftauchen. Die sind immerhin der Metallverarbeitung mächtig. Die Band Rulaman hat sich alles andere als Heavy Metal auf die Fahnen geschrieben.

Die EP „Peacemaker“ firmiert dann unter (neuem) Bandlogo. Es folgten 2021 eine Single und eine weitere EP namens „Rulaman“. Nun also das erste Album. Wobei die Spielzeit von „To Serve The Dune“ mit 33 Minuten nicht gerade üppig ausgefallen ist und bei acht Songs nur unwesentlich mehr Zeit auf die Uhr bringt als die vier Songs von „Rulaman“, die knappe 28 Minuten zu bieten haben. Als Punk-Alben gingen beide durch und seinen wir mal ehrlich, die Hochphase des Albums als musikalische Paradedisziplin ist auch vorbei, abgesehen von einigen Sparten des Undergrounds und der härteren Gangarten.

Jetzt also „To Serve the Dune“. Geboten werden acht Songs viele davon instrumental. Mit „Creatures“ und „Mantra“ sind zwei 7minüter dabei, andererseits aber auch vier Stücke unterhalb der 3minuten-Marke. Den Auftakt macht „Bitkin“ ein straighter Rocker mit Gesang, der flott und leicht uptempo loslegt. Der Gesang kommt mit Pop-Attitüde daher und ist gefällig. Ich bin mir nicht sicher, warum es da bei der Hälfte eines Breaks bedarf statt durchzuziehen, aber eine dramatische Pause hat noch nie geschadet.

Es schließt sich die als Viedeo-Single ausgekoppelte Nummer „Thirty Nine“ an, ein ebenfalls eingängiger Song mit atmosphärischem Intro und solidem Midtempo. Bei „Foothill“ fangen dann meine Irritationen an. In 150 Sekunden wird instrumental zum Fuß des Hügels galoppiert, ohne dass daraus für mich eine Erkenntnis entstünde. Hört sich an wie der Prolog zu etwas Epischem, aber die Überleitung zu „Creatures“ fehlt dann doch.

„Creatures“ nimmt einen ähnlichen Ansatz: startet getragen, kommt nach etwa zwei Minuten mit einem Themawechsel und nach etwa 4 Minuten noch einmal, dann startet ein ziemlich prominentes Gitarrenmotiv, das sich bis zum Ende sphärisch entfaltet. Auch hier kriege ich die Kurve nicht. Der Song kommt nirgendwo an, selbst wenn das Grundgefühl mich durchaus überzeugt.

Mit der Nomad Queen auf der Wiese

Auf Vinyl, das in limitierter grüner 12“ Auflage zu erwerben ist, käme nun wohl Seite zwei. Mit „Nomad Queen“ kommen „Rulaman“ Stoner Rock wohl am nächsten. Der Song geht ab und ist wuchtig, aber keineswegs außerhalb der bandeigenen Komfortzone retro-progressiver Sounds. „Meadow“ klingt dann mit der Delay-getränkten Gitarre bissig und anders als der Rest. Anyway.„Meadows“ ist mein Favorit auf „To Servet he Dune“. Ein bisschen dissonant und irgendwie eher Alternativ Rock. Vielleicht das modernste Stück auf dem Album.

„Mountain“ lässt mit seinem Hall dann die urzeitlichen Höhlen aufleben, die im Roman eine tragende Rolle spielen. Erneut instrumental und kurz. Erneut habe ich das Gefühl, es könnte auch als Intro herhalten. Aber das musikalische Motiv ist eigenständiger. Getragen, instrumental, abgerundet vorgetragen. Am Ende wird es dann kontemplativ, zumindest dem Titel nach: „Mantra“ ist eine Slow Blues, der es in sich hat und sich zu einem progressiven Teppich ausweitet. So lässt sich ein hypnotischer Charme entwickeln.

Wenn man den Infos auf der Bandcamp-Seite glauben darf, wurden die Songs live im Studio eingespielt und auch von der Band selbst produziert. Soviel Do It Yourself (DIY) ist immer lobenswert, in diesem Fall ist aber noch etwas Luft nach oben. Zwar sind alle Instrumente gleichberechtigt und stimmstark zu hören, aber es fehlt mir persönlich etwas an Dynamik, an Druck nach vorne. Eben dem, was sehr oft den Unterscheid ausmacht zwischen einer Live-Performance und einem Studio-Take einer Band.

Bei „To Serve The Dune“ habe ich gelegentlich das Gefühl, die Power kommt nicht aufs Parkett. Wobei zu bedenken ist, dass die Siebziger Prog- und Psych-Rock Institutionen, die dem „Rulaman“-Sound Pate standen, der Hörerschaft auch nicht mit geballter Wucht ins Gehör sprangen. Da müssen sich musikalische Ideen auch entfalten, da ist Musikalität wichtiger als Energie. Fraglich bleibt allerdings wie sich dieser Sound in Zeiten hyperventilierender Aufmerksamkeitsspannen behaupten kann. Aber wer schon so lange zusammen musiziert, sollte sich nicht um Kritiker schweren, sondern unbeirrt mit Spaß an der Sache weitermachen.

Album-Review: 6 out of 10 stars (6 / 10)

Rulaman: To Serve The Dune
Genre: Psycheldelic, Blues, Progessive Rock
Länge: 330 Minuten, D, 2023
Interpret: Rulaman
Label: Tonzonen
Vertireb:Soulfood
Album-VÖ: 27.01.2023

Rulaman bei Facebook

Bandcamp-seite Rulaman

Tonzonen- Records

Band-Homepage Rulaman