13 Hours – Secret Soldiers of Benghazi

Bisweilen kommt in Gestalt von Actionfilmen auch die eine oder andere fragwürdige Botschaft auf das Publikum zu. Etwa in dem Action-Thriller “13 Hours of Benghazi” von Regisseur und Produzent Michael Bay (“Transformers”- Filmreihe), der 2016 in die Kinos kam. Ein kriegsbebilderter Beitrag zur #PolitischenBildung bei brutstatt.de.

Der ehemalige US-Marine Jack Silva (John Krasinski) möchte eigentlich gerne zu Hause bei Frau und Töchtern sein. Doch im Zivilleben bekommt Jack nur schwer Boden unter die Füße, seine Fähigkeiten schei9nen nicht gefragt. Ex-Kollege Tyrone Woods (James Badge Dale) braucht Verstärkung für ein privates Sicherheitsteam im Libyen und Jack ist dabei. Die USA haben ihre diplomatische Vertretung auch während des Arabischen Frühlings 2011 aufrecht erhalten, der im Land für bürgerkriegsähnliche Zustände sorgte.

In der Küstenstadt Bengasi betreibt die CIA im Konsulat einen Aufklärungsposten. Der CIA-Chef (David Costabile) in Lybien will bis zur Rente eine ruhige Kugel schieben. Dann kündigt sich der US-Botschafter auf Stippvisite an. Was islamische Fundamentalisten auf den Plan ruft. Am 11. September, dem Jahrestag der Anschläge auf das World Trade Center, wird das Konsulat in Bengasi tatsächlich angegriffen. Die Männer um Woods und Silva beschließen eigenmächtig, das Konsulat zu verteidigen, denn Unterstützung bleibt aus.

Ein US-Konsulat in Begasi

In dem angespannten Kriegsthriller „13 Hours“ geht es mitten hinein in eine ausweglose, adrenalintriefende Gefechtssituation. Wer hier die Guten und die Bösen sind, steht von Beginn an außer Frage. Regisseur und Produzent Michael Bay entfacht kriegerisches Feuerwerk. Stakkatoartige Schnitte, hämmernder Soundtrack und konstant eingeblendeter Uhrzeit vermitteln Hektik und Dringlichkeit.

Beides ist notwendig um durch die Überlänge des Films zu gelangen. In allerbester Ego-Shooter-Manier wird in nordafrikanischer Hitze eine „Schlacht um Alamo“ (Zitat eines Charakters) zu inszeniert. Jenes „Alamo“ gilt vielen Amerikanern noch immer als heroischer Freiheitskampf der Texaner im Bürgerkrieg. Doch irgendwann sind die Stilmittel ausgereizt, Ermüdung stellt sich ein.

„13 Hours“ ist ein unreflektierter Exzess an Kriegsgefechten. Stattdessen werden heroische Amis präsentiert: echte Kerle, wachsam und hocheffizient. Nur in kurzen Pausen mal beim obligatorischen Anrufe in die Heimat erwischt. Der Feind hingegen bleibt seltsam gesichtslos. Das ist sicher auch der Verwirrung der Amerikaner vor Ort entsprechend, aber ebenfalls klassische Meinungsmache. Eine Unterscheidung zwischen Fundamentalisten und vermeintlichen Verbündeten scheint unmöglich.

Der Anschlag

Daraus ergibt sich zwangsweiser die Notwendigkeit und Rechtfertigung jeden feindlich anzusehen, der sich nähert. So wird das Gefecht um das US-Konsulat von Bengasi zu einem heroischen Akt der Selbstverteidigung gegen den Islam an sich. Den Teammitgliedern steht der aufopferungsvolle Heldentod zusteht, der den versteckten also feigen, islamischen Angreifer verwehrt wird. Deckung suchend hinter Schafen und Klageweibern.

„13 Hours“ beruft sich auf „wahre Begebenheiten“ und ein „Sachbuch“ von Michael Zuckoff. Das entstand mit Beteiligung des Secutrity Teams. Angesichts des seit 2014 wieder entfachten Bürgerkriegs in Libyen und der vielen Flüchtlinge zum Zeitpunkt von Dreh und Kinostart mag sich das nicht nur unbedacht anfühlen, sondern durchaus zynisch.

Feindbilder im Film

Das Perfide und ins Propagandistische zeigende an „13 Hours“ ist sich bei dem durchaus rassistischen und islamfeindlichen Spektakel auf „wahre Gegebenheiten“ zu berufen. Ähnlich unsäglich hat schon Peter Berg 2013 „Lone Survivor“ inszeniert, nach Erlebnissen des Soldaten Mark Lutrell, dargestellt von Mark Wahlberg. Auch Clint Eastwoods durchaus umstrittener Kriegsfilm „American Sniper“ erzählt von der „wahren Erlebnissen“ des Scharfschützen Chris Kyle (Bradley Cooper) und ist gelinde gesagt zumindest unkritisch patriotisch.

Film als Medium hat durchaus die Wahl auf welche Weise Faktisches fiktionalisiert wird. Werbeveranstaltungen für die amerikanischen Streitkräfte muss man nicht auf diese Weise inszenieren. Action und Thriller geht auch ohne das archaisch, testosterongesteuerte Männerbild des Kriegers. Anders betrachtet – oder weniger kritisch gesehen ist die Inszenierung von Action im Genrekino. Dort sind stereotype Feindbilder eher geduldet oder lassen sich besser übersehen. Im Grunde dreht Michael Bay (und nicht nur er) eigentlich immer B-Movies. Nur Budget und Effekte sind dermaßen aufgeblasen, dass es das Publikum visuell schlicht erschlägt.

Zweieinhalb Stunden Dauerbeschuss im „13 Hours“ sind mehr als anstrengend. Die rassistische und islamfeindliche Inszenierung dieser „wahren Geschichte“ geht eigentlich gar nicht. Wen das nicht stört, den wird das amerikanisch patriotische Ballerspiel „13 Hours – The Secret Soldiers of Benghaszi“ wohl interessieren.

„13 Hours – the Secret Soldiers of Benghazi“
OT: 13 Hours
Genre: Kiregsfilm, Action
Länge: 145 Minmuten, USA, 2016
Regie: Michael Bay
Darsteller:innen: John Krasinsky, james Badge Dale, David Costabile,
FSK: ab 16 Jahren
Vertrieb: Warner Bros
Kinostart: 03.03.2016
DVD- BD-VÖ: 28.07.2016

Michael Bay, Chuck Hogan, Mitchell Zuckoff, Dion Beebe, John Krasinski, Pablo Schreiber, Toby Stephens, David Denman, Max Martini, James Badge Dale, David Costabile, Elektra Anastasi, Dominic Fumusa, Alexia Barlier, Demetrius Grosse, Liisa Evastina, Kerim Troeller, Steffi Thake, Kenny Sheard