Der „Gwenverse“-Sammelband hat schon ein paar Wochen auf dem Buckel. Panini hat den Comic bereits Anfang April veröffentlicht. Nun kommt demnächst der „Spider-Man“-Zeichentrickfilm „Across The Spider-Verse“ in die Kinos. Da spielt Gwen Stacy neben Miles Morales auch wieder eine Rolle. Aber hier geht es um den Comic. Was wäre, wenn eine Superschurkin das Mulitverse in Gwens Welt durcheinanderbringen würde.
Okay, vielleicht doch ein paar Eingangsbemerkungen. Wer die ganzen Marvel-Filme kennt, vor allem die jüngeren wie den letzten Spider-Man-Film mit Tom Holland und auch den oscar-prämierten Animationsspaß „Spider-Man: A new Universe“ oder gar „Doctor Strange in the Madness of the Multiverse“ weiß ungefähr, wie so ein Superhelden-Kosmos aufgebaut ist. Es gibt neben unserer Realität auch parallele Welten, auf denen die Entwicklungen andere abzweige genommen haben. Es gibt Portale und Schnittstellen.
Das ganze Gebilde muss sich die Leserschaft beziehungsweise das Publikum vorstellen wie ein Spinnennetz. Zusammengehalten von einem Meisterweber. Der grundlegende Comic zum Animationshit hat allerdings schon ein paar Jährchen auf dem Buckel und fiel mit seinerzeit vor allem durch unüberschaubare Charaktere und diffuse Storyelemente auf. Hier im „Gwenverse“ ist das anders.
Mit Emotern die Fans für’s Finale anzapfen
Die Masterweaver ist im vorliegenden Abenteuer, das 5 US-Ausgaben umfasst, eine Heldin namens Spider Zero. Und die muss Gwen Stacy alias Spider-Ghost, ausgestattet mit Symbiontenkostüm, gleich vor dem Fall retten. Die Superschurkin „Finale“ hat durch unterschiedliche Zeiten eine Gang aus Superschurken zusammengestellt, die ihr helfen sollen unsterblich zu werden. Doch das Ganze haut nicht hin, weil ein Element fehlt, so dass das Multiverse erschüttert wurde und einige Varianten von Gwen Stacy in Zeit und Raum verstreut sind.
Gwen bemüht sich nun ihre „Zwillinge“ einzusammeln, doch die vergnügen sich auf ihre Weise. Eine hat Thors Stelle eingenommen, eine wird zu Iron Woman, eine zu Wolverine und eine zu Miss Marvel. Aber es gilt erst einmal alle zu finden, bevor Finale der Garaus gemacht werden kann.
Autor Tim Seeley („Deadpool Vs Thanos“, „Swamp-Thing“) hat sichtlich Spaß daran, Gwen Stacy in ein verwirrendes Abenteuer zu schicken. Dabei bleibt alles immer schön übersichtlich und auch die Bösewichte sind von modernen Gelüsten wie Ruhm und Reichweite getrieben. Das hat seinen Charme und anfangs auch einen enormen Drive, der ein wenig an die junge Ms Marvel. Kamala Khan, in ihren Anfangstagen erinnert.
Abspaltungen der Persönlichkeit? Bitte Sammeln!
In Storyverlauf wird das Ganze allerdings etwas absehbarer und die Bösewichter sind auch nicht mehr so zwingend wie es am Anfang der Geschichte schien. Dennoch ist „Gwen-Verse“ eine feine Story, die allerdings nicht an die beiden Sammelbände „Spider-Gwen“ von Jason Latour“ heranreicht.
Dafür weiß die Optik durchgehend zu gefallen. Die Farben und das Paneling sind offen und knallig und hinreißend bunt ohne überkandidelt zu wirken. Der Zeichenstil von Jodi Nishijima („Teenage Mutant Turtles“) hat leichte Manga-Aanklänge, was den Charakteren spitze Nasen und feine Gesichtszüge verleiht. Daneben ist das actionreiche Geschehen immer überschaubar und die Perspektiven wirken geschickt gesetzt. Das ist optisch schon sehr fein anzuschauen.
Der Marvel-Sammelband „Spider-Gwen: Gwenverse – Eine Welt voller Gwens“ ist nicht nur für Fans der trommelnden Superheldin spannend, sondern auch für junge Leser:innen, die einen frischen Blick auf klassische Marvel-Helden lesen wollen.
Comic-Wertung: (7 / 10)
Spider-Gwen: Gwen-Verse – Eine Welt voller Gwens
OT: Spider-Gwen: Gwen-Verse 1-5, Marvel, 2022
Genre: Comic, Superhelden
Autor: Tim Seely
Zeichnungen: Jodi Nishijima
Farben: Federico Blee, Juan Fernandez, Fernando Sifluentes
Übersetzung: Michael Strittmatter
ISBN: 9783741631498
Verlag: Panini Comics, Softcover, 124 Seiten
VÖ: 04.04.2023