Aus dem Archiv in die #IdenDesMärz: Die drei Musketiere von 2011. Einen Klassiker neu zu inszenieren ist legitim, gerade im Filmgeschäft, schließlich hat jede Generation das Recht auf eine eigene Version: Dabei kann es heutzutage ruhig fantastisch zugehen. Die Technik gibt’s ja her. Dennoch bleibt die Neuinterpretation von Alexandre Dumas „Die drei Musketiere“ erstaunlich blutarm. Da wäre eindeutig mehr drin gewesen.
Falls jemand die Geschichte tatsächlich nicht kennen sollte, was heutzutage ja durchaus möglich ist, da Computerspiele eine Alternative zur klassischen Abenteuerliteratur darstellen, hier die Kurzversion: Am französischen Königshof von Ludwig dem 13. ist die Abteilung der Musketiere zu Anfang des 17. Jahrhunderts nicht mehr sehr gefragt. Der Kardinal Richelieu (Christoph Waltz) hält die Zügel der Staatsmacht in Händen und die Königstreuen Musketiere werden aufs Abstellgleis geschoben. Just in dieser Zeit bricht ein junger Mann D’Artagnon (Logan Lermon), aus der Provinz auf, um wie sein Vater Musketier zu werden.
Schon auf dem Weg handelt sich D’Artagnon Ärger ein und auch in Paris sucht er Streit, diesmal mit den Musketieren Artos, Portos und Aramis. Als sich der junge Mann als Feind der Kardinalsgarde entpuppt, wird D’Artagnon von den drei Musketieren aufgenommen. Und es dauert nicht lange, bis die vier mit einer heiklen Mission betraut werden, die den Frieden in Europa und die Herrschaft Ludwigs stützen muss. Eine Intrige des Kardinals bedroht das Gleichgewicht der Mächte.
Die Ehre der Königin
Im Grunde folgt die Neuverfilmung von „Resident Evil“-Regisseur Paul W. S. Anderson der Handlung der Romanvorlage von Alexandre Dumas. Allerdings hat man sich deutlich einer zeitgemäßen Interpretation verschrieben, was heutzutage bedeutet, dass man in 3D filmt und somit die Actionsequenzen atemberaubender macht und in den Vordergrund rückt. Neben einigen Charakterdarstellern, die in einem anvisierten Blockbuster nicht fehlen dürfen, wird auch gerne ein fantastisches Element in die Handlung eingeführt. Hier sorgt eine sagenumwobene Flugmaschine nach einem Entwurf von Leonardo DaVinci für Aufsehen.
Dem Puristen und dem älteren Publikum wird das sauer aufstoßen, aber heutzutage geht in Sachen Blockbuster wohl nichts mehr ohne filmische Fantastik-Elemente, die den Einsatz von CGI rechtfertigen. Das hat schon in Guy Ritchies „Sherlock Holmes“ funktioniert und auch in dem asiatischen Spektakel „Detective Dee und das Geheimnis der Phantomflammen“, ebenfalls nach klassischer Kriminalvorlage.
Die Hauptrolle des D’Artagnon ist mit Logan Lerman („Percy Jackson“) zielgenau auf ein junges Publikum zugeschnitten, während Orlando Bloom, Mads Mikkelsen und Christoph Waltz für Starpower sorgen. „Resident Evil“-Amazone Milla Jovovic interpretiert ihre Mylady De Winter als Spionin und versierte Attentäterin.
Steampunk regiert
Abgesehen von den spektakulären Neuerungen folgt „Die drei Musketiere“ aber der klassischen Story und schafft es dennoch nicht zu überzeugen. Erstaunlicher Weise liegt das aber nicht an den cineastischen Updates, sondern an einer Oberflächlichkeit, die sich durch den Film zieht. Die Bildwelten des frühen 17. Jahrhunderts sind einfach zu farbenfroh und kostümlastig, ohne dabei Zeitgeist zu transportieren. Die Actionsequenzen bleiben trotz einiger gelungener 3D Effekte weitgehen wenig spannend.
Das zieht sich auch in die Darstellung der Figuren weiter: Der junge Held ist notgedrungen ein großmäuliger Draufgänger mit Hang zur Selbstdarstellung. Doch die übrigen Charaktere bleiben erstaunlich nah an der Plakativität. Was gerade den Bösewichten des Films vieles von ihrem bedrohlichen Potential nimmt. Aber auch die Musketiere selbst wirken auf ihre Klischees reduziert. Jegliche Bedrohung oder gar Kriegsgefahr wird so als dramatisches Potential verspielt. Vielleicht ist auch das ein Zeichen zeitgemäßer Blockbuster-Produktion: Nur nicht zu bedrohlich oder zu intensiv werden, es könnte die Zuschauer verschrecken.
„Die 3 Musketiere“ wirken wie ein großes buntes aber harmloses Spiel und reihen sich damit nahtlos in die Reihe von Blockbustern dieses Sommers (2011), die letztlich nicht überzeugen, weil sie zu formelhaft und emotional oberflächlich konstruiert sind.
Die europäische Großproduktion „Die drei Musketiere“ schafft es zwar die Story des Klassikers mit modernen Elementen auszustatten, vergisst dabei aber Primärtugenden des Films. Auch die wirklich gute Besetzung ihr Potential so nicht entfalten. Letztlich bleibt das Abenteuer der vier Haudegen spektakulär aber harmlos.
Film-Wertung: (5 / 10)
Die drei Musketiere
OT: The Three Musketeers
Länge: 110 Minuten, GB/D/F, 2011
Regie: Paul W.S. Anderson
Darsteller:innen: Milla Jovovic, Christoph Waltz, Logan Lermon
FSK: ab 12 Jahren
Vertrieb: Constantin
Kinostart: 01.09.2011
DVD-VÖ: 09.02.2012