Les Misérables: Sing when you’re Winning

Ein weiterer neuverfilmter Klassiker aus dem Archiv in die #IdenDesMärz: „Les Misérables“ von 2012. Die acht Oscar-Nominierungen für die Musical-Verfilmung “Les Miserables” beweisen eigentlich nur, dass es eine sichere Nummer war, das Erfolgsmusical mit zugkräftigen Stars auf die Leinwand zu bringen. Aber damit täte man Tom Hoopers Verfilmung Unrecht, „Die Elenden“ spielen bombastisch und grandios auf.

Und weil die ganze Zeit gesungen wird, ist es durchaus sinnvoll, wie bei Opern auch, sich zunächst mit der Handlung vertraut zu machen. Vor allem, da „Les Misérables“ auch in den deutschen Kinos mit Originalgesang und Untertiteln startet. Das Musical „Les Miserables“ von Komponist Claude-Michel Schönberg und Librettist Alain Boublil basiert auf dem Erfolgsroman „Die Elenden“. Der große französische Romancier Victor Hugo beendete den Roman 1862 im Exil.

Der Sträfling Jean Valjean (Hugh Jackman) kommt nach Jahren der Zwangsarbeit frei. Der Aufseher Javert (Russel Crowe) prophezeit dem Sträfling allerdings, dass er bald wieder in Gewahrsam sein würde. Dabei hatte Valjean einst nur vor Hunger ein Brot geklaut. Als er direkt nach seiner Entlassung keine Arbeit findet, bestiehlt er eine Kirche und wird gefasst. Doch der Priester bezeugt, er habe Valjean die Kunstgegenstände geschenkt. Und entlässt diesen mit der Auflage, ein besserer Mensch zu werden. Jahre später ist der ehemalige Sträfling Besitzer einer Fabrik und Bürgermeister einer Kleinstadt. Doch Javert erkennt dem Mann wieder.

Die Geschichte nach Victor Hugo

Währenddessen, wird die alleinerziehende Mutter Fantine (Anne Hathaway) aus Valjeans Fabrik entlassen, ohne dass dieser davon weiß. Die Frau landet in der Gosse und im Elend. Kurz vor ihrem Tod allerdings trifft sie ihren ehemaligen Chef wieder. Der verspricht, sich um Fantines Tochter zu kümmern, was er auch tut. Die beiden beginnen ein neues Leben unter anderem Namen.

Jahre später verliebt sich die nun erwachsene junge Frau (Amanda Seyfried) in einen revolutionären Studenten und gerät in die Wirren der Pariser Aufstände. Auch Javiert ist inzwischen bei der Geheimpolizei in Paris und erneut kreuzen sich die Wege des Polizisten und des Sträflings.

Mit 158 Minuten ist die Leinwandversion des Musicals „Les Misérables“ zwar 20 Minuten kürzer ausgefallen als die Bühnenversion. Die ist zu ihrem 25-jährigen Jubiläum 2010 auch als DVD erschienen. Die Geschichte im Kino verlangt dem Zuschauer doch einiges an Sitzfleisch ab. Ausdauer wird allerdings mit einer bombastischen Inszenierung belohnt. Die Schauspieler singen sich auf höchst originelle Weise die Seele aus dem Leib. Das Ensemble schlägt sich dabei erstaunlich gut und weiß den Gesang auch dramaturgisch umzusetzen.

Episches Musical

Das Drehbuch von William Nicholson („Gladiator“) hält sich an die Dramaturgie des Musicals und weiß die szenischen Abläufe gut und gelungen zu verknüpfen. Dadurch kommen die aufwändigen Kulissen und Szenarien auch tatsächlich zur Geltung. Gerade die Eingangsszene in der Werft für Kriegsschiffe ist höchst imposant ausgefallen, wie auch die Pariser Unruhen. Regisseur Tom Hooper („The King’s Speech“) legt nach seinem Kammerspiel ein großes Epos nach und weiß dabei bis ins Detail zu überzeugen. So sollten Musical-Adaptionen aussehen.

Nun, „Les Miserables“ bleibt ein Musical, was den direkten Vergleich mit der Hollywood-Neuverfilmung von Hugos „Elenden“ von 1998 (Mit Liam Neeson und Geoffrey Rush) quasi unmöglich macht. Wo das Drama um eine fließende Erzählhaltung bemüht ist, gibt sich das Musical ganz der bühnenartigen, szenischen Wiedergabe der Geschichte hin. Das ist nicht weniger dramatisch, aber deutlich weniger spannend, weil viel Handlung über die Liedtexte vermittelt wird.

Musical-Fans bekommen mit Tom Hoopers „Les Miserables“ eine bildgewaltige und rundherum gelungene Version des klassischen Dramas von Victor Hugo zu sehen, die zwar etwas zu lang geraten ist, ansonsten aber mit vielen pompösen Schauwerten, großartiger Besetzung und originellem Gesang fasziniert. Zu Recht ein heißer Oscar-Anwärter.

Film-Wertung: 8 out of 10 stars (8 / 10)

Les Misérables
OT: Les Misérables
Genre: Musical, Drama,
Länge: 151 Minuten, USA, 2012
Regie: Tom Hooper
Darsteller:innen: Hugh Jackman, Anne Hathaway, Russel Crowe
FSK: ab 12 Jahren
Vertrieb: Universal Pictures
Kinostart: 21.02.2013
DVD-& BD-VÖ: 27.06.2013