Anlässlich der gerade vorgestellten Mafia-Serie „Il Cacciatore“ wühle ich nochmal im Archiv: 2012 erschien hierzulande eine erfolgreiche italienische Serie über das organisierte Verbrechen in Rom: „Romanze Criminale“ lief in zwei Staffeln und konnte Publikum und Kritiker überzeugen. Ende der 1970er hat es eine Truppe von römischen Gossengaunern satt, im Elend herumzukrebsen und macht sich auf, Verbrechen in großem Stil zu planen. Die „Banda della Magliana“ mischt nicht nur die italienische Hauptstadt auf. Die TV-Serie „Romanzo Criminale“ verfolgt den Aufstieg der Bande und liefert absolut sehenswerte, realistische Krimi-Unterhaltung.
Bis in die 90er Jahre treibt die Bande ihr brutales Unwesen und hat ihre Finger vor allem im Rauschgiftgeschäft: Der Libanese und seine Kumpel haben es satt, kleine Fische zu sein und mit ihren Gaunereien immer nur eine kurze Zeit über die Runden zu kommen.
Die „Banda della Magliana“ existierte tatsächlich und schafft es gegen Ende der 1970er Jahre das Verbrechen in Rom zu kontrollieren. Angeführt von den „Libanesen“ (Francesco Montanari aktuell bekannt aus „Il Cacciatore“) gelingt es zwei kleinen Banden sich zwischen Mafia und Camorra zu positionieren.
Aus dem Armenvierteln Roms
Die Gauner kommen aus den Armenvierteln der Stadt. Nun plant der Libanese ein großes Ding: Seine Gang tut sich mit der von Fredo (Vinicio Marchioni) zusammen und entführt einen Baron. Das klappt zwar nicht reibungslos, aber mit dem Lösegeld ist das Startkapital für einen Ausflug in das Drogengeschäft beschafft.
Doch während die Gang des Libanesen Kriminalität im großen Stil übt, hat Platzhirsch „Il Terribile“ (Marco Giallini) einiges dagegen, dass ihm die Jungspunde das Revier streitig machen. Vor allem hat er mit dem Libanesen noch eine alte Rechnung offen und die Feindschaft der beiden macht es nicht eben leichter, sich zu arrangieren.
Außerdem kommt der junge, ambitionierte Kommissar Scialoja (Marco Bocci) der Bande langsam auf die Spur. Seien Vorgesetzten glauben zwar anfangs nicht an die These, dass es kleine römische Gauner waren, die den Baron entführt haben, aber Scialoja bliebt hartnäckig. Das fällt dem Kommissar umso leichter, weil er in der Polizeibehörde sowieso als Kommunist verschrien ist. In diesen politisch unruhigen Zeiten nicht eben eine leichte Bürde.
Ciancarlo De Cataldo: Ein Ex-Richter als Schriftsteller
Die TV-Serie „Romanzo Criminale“ beruht auf dem gleichnamigen Bestseller des ehemaligen Richters Giancarlo De Cataldo, der auch auf Deutsch erschienen ist. Bereits im Jahr 2005 verfilmte der „Allein gegen die Mafia“-Held Michele Placido als Regisseur die „Romanzo Criminale“ und wurde dafür bei der Berlinale für den Goldenen Bären nominiert.
Seinerzeit schrieb der Autor des Romans auch am Drehbuch mit. Da der 152 minütige Spielfilm von Michele Placido nur auf der Berlinale 2006 lief, fallen direkte Vergleiche an dieser Stelle ebenso flach, wie die Einordnung in das italienische TV-Universum, von dem ich offen gesagt keine Ahnung habe.
Banda della Magliana
Die TV-Serie nun breitet die Geschichte der „Banda della Magliana“ noch epischer aus. In zwei Staffeln wird der Aufstieg und Fall der erstaunlichen Gangster mit realistischer Härte vor dem Hintergrund einer gesellschaftlich unruhigen, aufrührerischen Zeit erzählt und spannend und dramatisch inszeniert. Die Charaktere sind ausgefeilt und es fehlt nicht an amourösen und politischen Verwicklungen, die eine gelungenes Krimidrama eben braucht.
In Italien wird „Romanzo Criminale“ als eine der besten TV-Serien aller Zeiten gehandelt. Der Vergleich mit dem US-Serienhit „The Wire“ hinkt allerdings schon weil in „Romanzo Criminale“ auf wahren Begebenheiten historisiert wird. Es geht eher um ein Zeitportrait als um aktuelle Probleme mit Kriminalität und Drogenhandel.
Romanzo Criminale“ ist absolut sehenswert ausgefallen. Die 50minütigen Folgen sind stimmig erzählt und die Charaktere wachsen im Verlauf der Handlung. Auch die Ausflüge in die Erinnerungen der Protagonisten sind gut in die Handlung eingebunden. Alles in allem, können Krimifans mit Romanzo Criminale“ nichts falsch machen. Das spannende an der Story ist der Werdegang einer „erfolgreichen“ Verbrecherorganisation eben ohne die Tradition der großen Camorra oder der Mafia.
Serien-Wertung: (7,5 / 10)
Romanzo Criminale – Der Pate von Rom Staffel 1 & 2
OT: Romanzo criminale – la Seria 1 &2
Genre: TV-Serie, Krimi, Thriller
Länge: Staffel 1 600 Minuten (12 Folgen), I, 2008, Staffel 2 550 Minuten (11 Folgen), 2010
Idee: Daniele Cesarone
Vorlage: Giancarlo De Cataldo „Romanze Criminale“
Regie: Steffano Solima
Darsteller:innen: Vinicio Marcioni, Francesco Montanari, Alessandro Roja, Marco Bocci
FSK: Staffel 1 ab 18 Jahren, Staffel 2 ab 16 Jahren
Vertrieb: Edel Motion
DVD-VÖ Staffel 1: 21.09.2012
DVD-VÖ Staffel 2: 07.12.2012
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