Lehrjahre sind keine Herrenjahre. Das muss auch der junge Richard „Dick“ Grayson feststellen als er von Bruce Wayne unter dessen Fittiche genommen wird. Bruce Wayne alias Batman bildet den Waisenjungen zwar als Verbrechensbekämpfer aus, aber bereit ist dick noch lange nicht. Autor Jeff Lemire und Zeichner David Nguyen erzählen die „Origin-Story“ des ersten „Robin“ als abgeschlossene Mini-Serie neu und zeitgemäß. Seit Juli 2022 bei Panini comics.
Dick Grayson ist gerade einmal elf Jahre alt, als er seine Eltern verliert. Die beiden Hochseilartisten werden ermordet und Millionär Bruce Wayne nimmt den Jungen bei sich auf. Mehr als das Wayne alias Batman sieht in dem kindlichen Artisten viel Potential, ein Gefährte für Batman zu werden. Als Team lassen sich Verbrecher schließlich besser jagen.
Doch Dick Grayson ist impulsiv und überambitioniert. Bei seiner „praktischen Übung“ eine Bande von Fleischdieben zu stellen, glaubt Dick alles im Griff zu haben. Doch Batman ist anderer Meinung und greift ein. Frustriert zieht sich Dick zurück und zweifelt an seiner Ausbildung zum Verbrechensbekämpfer.
„Alles bestens. Ich brauchte keine Hilfe.“ (Robin)
Batman wiederum hadert mit sich selbst. Er hat die Fleischdiebe als harmlos eingeschätzt. Doch die Bande klaut für Killer Croc und der hat etwas geplant und seine Leute gut ausgesucht. Die Spur führt in Gothams Untergrund. Dort kommen sich Batman und der eigenwillige Robin in die Quere.
Der ewige Side-Kick Robin war von Batmans Seite Jahrzehntelang kaum wegzudenken. Bis die Verantwortlichen dem ewig-jugendlichen dick eine Weiterentwicklung und ein Erwachsen Werden zugestanden haben. Dem „Robin“-Nachfolger Jason Todd ist bekanntermaßen wenig Fortune und Leser:innengunst zuteil geworden. (Nachzulesen in „Ein Todesfall in der Familie“)
Aber für jüngere Leser:innen ist Robin beileibe keine Selbstverständlichkeit mehr im Batman-Universum. DC hat außerdem gerade erst eine aktuelle „Robin“-Solo-Serie gestartet. Da liegt es durchaus nahe, die Origin-Story des 1940 erschaffenen Robin noch einmal zu erzählen. Starautor Jeff Lemire („Sweet Tooth“, „Superagent Frankenstein“, „Thanos: Megaband 1“) wählt dafür subtile, aber wirkungsvolle Perspektiv-Verschiebungen.
So heißt die Miniserie, die in den USA in drei Heftausgaben erschien und insgesamt schon die Anmutung einer Superhelden Graphic Novel hat, „Robin & Batman“. Nennt den Sidekick zuerst, weil er hier in den Mittelpunkt rückt. Auch die Erzählperspektive ist so gewählt, dass vor allem Robins Sicht und Gedanken in inneren Monologen dargestellt werden.
Während Bruce bzw. Batman als ziemlich strenger, wenig einfühlsamer Erziehungsberechtigter daherkommt, ist Diener Alfred Pennyworth da ganz anders unterwegs. Immerhin hat er den jungen Master Bruce bereits beim Aufwachsen unterstützt und gedenkt dies nun auch bei Dick Grayson zu tun.
„Du wärest fast getötet worden! Du bist noch nicht bereit.“ (Batman)
Lemire peppt die bekannte Story mit einigen spannenden Aspekten auf, etwa der Thriller-Handlung, Killer Croc zu jagen, den Ausflug zur Justice League, wo Dick schon mal die anderen jungen Nachwuchshelden kennen lernt, mit denen er zeitweilig die Teen Titans formt. Auch dass Killer Croc Batman in die Hände bekommt ist eine gelungenen Anspielung an die Mythologie der Batman-Historie.“Robin & Batman“ lässt sich flott lesen.
Der größere Reiz der Miniserie liegt allerdings in der grafischen Umsetzung. Zeichner David Nguyen legt seine Figuren und Szenarien mit leichtem, nahezu flüchtigem Strich an. Stattdessen setzt Nguyen auf aquarell-artige Zeichnungen und dadurch für großartige Schattierungen und Farbverläufe, die für das Medium Superhelden-Comic total unüblich sind. Normalerweise setzt man hier auf klare Konturen.
Das Artwork hebt sich ab und passt sich zugleich der Erzählung an, die in Rückblenden und mit Einschüben fortschreitet. Erinnerungen verblassen, klare Positionen verwässern und eindeutiges verliert sich in Schattierungen von Grau und Farbverläufen. Sofern die Leserschaft mit dieser Art von Zeichnung etwas anfangen kann, ist „Robin & Batman“ meisterlich geraten.
Sicher, Jeff Lemire ist ein großartiger Autor, aber die Geschichte ist ja nun schon bekannt. Daher kann vor allem die Erzählperspektive des jungen Robin punkten. Anders das Artwork: Was David Nguyen in Graphic Novel würdigem Aquarell-Stil auf die Seiten zaubert, gehört wohl zu dem derzeit originellsten im Bereich der Superhelden-Comics. Für Fans und Neuleser gleichermaßen empfehlenswert.
Comic-Wertung: (7 / 10)
Robin & Batman: Der Weg zum Helden
OT: Robin & Batman 1–3, DC Comics, 2022
Genre: Superhelden, Comic
Autor: Jeff Lemire
Zeichner & Kolorist: Dustin Nguyen
Übersetzung: Katrin Aust
ISBN: 9783741628382
Verlag: Panini Comics, Softcover, 140 Seiten
VÖ: 12.07.2022
Robin & Batman bei Panini Comics (mit Leseprobe)