Gotham City Monsters: Stadt der Monster

Ich habe mich schon gefreut, als Panini Comics ankündigte, demnächst eine weitere Story um Frankensteins schwert- und knarreschwingendes Monster aus dem DC Universum zu veröffentlichen. Schließlich gehört eine gehörige Portion Trash auch zum guten Geschmack, gerade wenn es um die Comic-Adaption einer literarischen Kult-Figur geht. Nun also „Gotham City Monsters: Die Stadt der Monster. Nicht nur, dass Bane Gotham im Griff hat, hier tobt auch noch eine ganz andere Schlacht gegen das Böse.

Wir befinden uns im DC-Superhelden-Universum zeitlich nachdem Leviathan die Geheimdienste vernichtet hat („Leviathan-Event“) und mitten in dem Batman-Event „Bane City“, als in einem Stadtteil von Gotham, der sich völlig zu Recht „Monstertown“ nennt, ein frisch aus dem Knast entlassener Killer Croc einen rechtschaffenen Job suchen will.

Hier in Monstertown hofft er untertauchen zu können, von den Menschen nicht mehr schräg angeglotzt zu werden und eine Arbeit zu finden, die nicht aus Knochenbrechen besteht. Doch es kommt anders. Frankensteins Monster, das nach der Vernichtung von S.H.A.D.E. (Superhumane und absonderliche Devensiv-Exekutive) als Einzelkämpfer mit dem Bösen und der Gerechtigkeit abmüht, ist etwas gefährlichem auf der Spur.

Die Spur führt Frankenstein nach Monstertown, hier wird Melmoth wiederbelebt, der einst den Mars beherrschte und nun die Menschheit auf den rechten Pfad bringen will; sprich: vernichten. Die Reinkarnation klappt und fordert Opfer. Frankenstein braucht Verbündete und findet sie in dem Vampir Andrew Bennet, Red Phantom, Killer Croc, Lady Clay und Orca. Doch die bunte Truppe ist nicht als einziges auf die Gefahr aufmerksam geworden, auch Batwoman taucht in Monstertown auf, um sich in die Schlacht gegen das Böse zu stürzen.

Um es schlicht und fix auf den Punkt zu bringen: „Gotham Monster City – Die Stadt der Monster“ ist kein herausragender Titel. Vielmehr ist das monströse Team-up ein erneuter Versuch von DC die Horror-Element in den Teenie-Mainstream zu ziehen, wie das schon bei „Justice League Dark“ und „Constantine“ in einer magischen Zwielichtzone herumdüpelte.

Eigentlich wäre damit alles gesagt, aber ein bisschen detaillierter soll es dann doch noch werden. Autor Steve Orlando ist kein Jeff Lemire, der 2013 mit „Superagent Frankenstein“ einen eigenen Kosmos aufleben ließ (okay, Lemire hat auch den oben erwähnten Constantine verbrochen), in dem sich Action und absonderliche Ideen zu einem extrem unterhaltsamen Ganzen zusammenfügten.

Die Story in „Gotham Monster City“ erzählt von einem missgestalteten, einsamen Wolf, der sich als gesellschaftlicher Außenseiter trotzdem für das Gute einsetzt. Vom Ansatz klassische Gothic Novel um die vorletzte Jahrhundertwende, also „Frankenstein“-Revier und „Jekyl & Hyde“, aber eben ohne deren Überraschung und Tiefgang.

Stattdessen typisches „Wir bringen die Band zusammen“ – und das Team funktioniert nicht, weil es außer Frankensteins Monster zu belanglose Mitglieder auffährt. Dann überzeugt auch der Bösewicht nicht: das Alien kommt vom Mars, versteckt sich aber in humanoider Hülle und redet gestelztes Zeug, während die Armeen von Hirntoten und intelligenten Mandrill-Primaten Befehle ausführen. Die Apokalypse sieht anders aus – und ist hoffentlich turbulenter.

Stilistisch ist das Artwork auf ähnlich austauschbarem Niveau. Die Hintergründe sind zwar allesamt düster und lichtscheu, aber abgesehen vom stimmungsvollen Auftakt, geht das Gruseln spätestens bei der Team-Bildung flöten. Killer Crocs Intro ist stark und Bennetts Kampf mit den Mönchen sieht auch mehr als solide aus. Aber wer auch immer sich das Charakterdesign von Orca überlegt hat, hat es gründlich verbockt, selbst wenn die mutierte Walfrau mal menschlich war, einen Busen braucht die aufrecht gehende Mutation definitiv nicht und es sieht einfach dämlich aus. Nu je, das Artwork hat auch schöne Momente, aber die Story reißt es letztlich nicht raus.

Schade, die monströse Mini-Serie „Gotham Monster City – Die Stadt der Monster“ versprach ein kultiges Wiedersehen mit Superagent Frankenstein, aber letztlich hält sich die Spannung ebenso in Grenzen wie die Küchenpsychologie beim Aufbau dieses Monster-Teams. Netter Versuch, gute Anlagen, aber wie schon Douglas Adams in „Per Anhalter durch die Galaxis“ unseren Planeten beschrieb: Größtenteils harmlos.

Comic-Wertung: 5 out of 10 stars (5 / 10)

Gotham City Monsters: Stadt der Monster
OT: Gotham City Monsters 1 – 6, 2019 – 20, DC Comics
Genre: Comic, Superhelden, Horror
Autor: Steve Orlando
Zeichner: Amancay Nahuelpan
Farben: Trish Mulvihill
Übersetzung: Carolin Hidalgo
Verlag: Panini Comics, Softcover, 148 Seiten
VÖ: 11.08.2020

Gotham City Monstes bei Panini Comics