Die „Eternals“ jene unsterblichen Gottwesen aus dem Marvel Universum, die Comic-Gott Jack Kirby schuf, sind eine gewöhnungsbedürftige Angelegenheit. Das hochkomplexe Sci-Fi-Konzept hatte immer wieder so seine Probleme vom der Leserschaft angenommen zu werden. Etwas verspätet zum „Eternals“-Film hat Panini Comics hierzulande eine lesenswerte „Eternals-Anthologie veröffentlicht.
Ehrlicherweise kommt diese Comic-Vorstellung etliche Wochen zu spät. Der Blockbuster „The Eternals“ im Marcel Cinematic Universe (MCU) flimmert längst nicht mehr über die Leinwand und das Einspielergebnis war pandemiebedingt sicher in Ordnung, aber vielleicht hatten sich die Verantwortlichen auch mehr erhofft. Zum Kinostart sind bei Panini Comics noch andere „Eternals“-Titel erscheinen, Neben der aktuellen „Eternals“-Serie von Kieron Gillen und Esad Ribic wurden auch die Miniserie von Charles und Daniel Knauf und Zeichner Daniel Acuna von 2008 (als deutsche Erstveröffentlichung) auf den Markt gebracht und die herausragende Miniserie von Neil Gaiman und John Romita jr. , die bereits 2007 und 2015 schon auf dem Markt war.
Bis auf die aktuelle Serie sind Auszüge der anderen auch in dieser Anthologie enthalten. Vor allem Aber müssen die „Eternals“ zunächst einmal in das Superheldenkontinuum bei Marvel überführt werden. Den Autor und Erfinder Jack Kirby hatte seine „Eternals“ komplett losgelöst und eigenständig entworfen. Das ist angesichts einer Story, die mit der Entstehungs- und Evolutionsgeschichte der Menschheit spielt auch nachvollziehbar.
Kirby entwarf in „Eternals 1“ (1976) die Grundzüge einer ganz eigenen Mythologie. So wie er das zuvor bei der Comic-Konkurrenz von DC auch mit den „New Gods“ versucht hat. Seinerzeit wurde die Serie abgesetzt, bevor Kirby sie beenden konnte. Tom King hat in „Miracle Man“ seinerzeit eine großartige Fortführung der „New Gods“ geschaffen. Die „Eternals“ erlitten bei _Marvel ein ähnliches schicksal und die Serie lief immerhin 19 Hefte bevor sie 1978 eingestellt wurde.
Allerdings legen die Autoren Christian Endres und Thomas Witzel in ihren einleitenden Texten zu den jeweiligen „Eternals“-Geschichten dar, dass es einige Versuche gab, die „Eternals“ stimmig in den Marvel Kosmos einzubinden. Zunächst trifft Thor auf die gottgleichen Wesen und bekommt von Autor Roy Thomas (wie die damaligen Leser) gleich nochmal die Entstehungsgeschichte erklärt.
Anschließend gab es nochmal eine ganze Serie von Kurzgeschichten, die sich mit den „Eternals“ beschäftigen und der damaligen Leserschaft erklären sollten, wo die Helden nun herkommen und wie sie in das Marvel-Universum passen. Die „Inhumans“ sind auch irgendwie in das Ganze verwoben.
Später treffen die „Avengers“ dann auf die „Eternals“ und in der dreiteiligen Geschichte von Autor Roger Stern spielt nicht nur US-Präsident Ronald Reagan kurz mit, sondern „She-Hulk“, die afro-amerikanische „Captain Marvel“ und „Starfox“ sorgen für eine ziemlich exotische Avengers-Zusammensetzung.
Die aktuelleren Stories von Neil Gaiman und Daniel Acuna haben es da deutlich leichter und sie wissen auch inhaltlich und in Sachen Action eher zu überzeugen. Das liegt eventuell an der Tatsache, dass die Kreativen zuvor zuviel Energie auf verschwurbelte Integrations-Stories verschwenden mussten. Es liegt aber grafisch auf jeden Fall am eher antiquierten Zeichenstil. Während Kirbys Artwork einfach einzigartig bleibt, setzen Walt Simpson und Ernie Chan einfach komplett auf Action setzen und gewinnen damit.
Anders die Short Stories von Ron Wilson und Co., die einfach an Kriby angelehnt sind, aber durchschnittlich bleiben, so wie Allen Milögroms Illustrationen des Avengers Runs in diesem Band. Zwingend ist das nicht. Anders als Daniel Acunas über der San Francisco Bay schwebender Celestial.
Die „Eternals“ beziehungsweise diese Art von Science-Fiction-Comic bleibt sicherlich auch Jahrzehnte nach ihrem Erscheinen speziell und nicht für die Leserschaft herkömmlicher Superhelden-Stories geeignet. trotz des großen Einflusses, den Kirbys Ideenwelten und Mythologien haben und hatten, sind die Comics doch im Grunde philosophische Annäherungen an Metawesen an sich. Das muss die Leserschaft auch wissen wollen.
Die gottgleichen „Eternals“ haben es nach wie vor schwer, sich in den regulären Superhelden-Betrieb im Hause Marvel einzufügen. Insofern war die Verfilmung eine mutige Idee. Vielleicht aber auch nur perspektivisch sehr weit gedacht? Diese Comic-Anthologie ist vor allem für Fans, die wissen wollen, woher ihre Helden kommen und für Leser:innen, die an Comic-Historie interessiert sind. Es wird bei Marvel nie erwähnt, aber Kirby machte einfach mit derselben Idee weiter, die schon bei DC Comics mit den „New Gods“ nicht auf Gegenliebe stieß. Im Nachhinein stellen sich beide Ansätze als extrem einflussreich heraus. Insofern sollten Leser:innen einen Blick in die wieder einmal herausragend editierte Anthologie wagen.
Comic-Wertung: (8 / 10)
Eternals: Die Unsterblichen – Die Eternals Anthologie
OT: Avengers 361, The Eternals (1976) 1, The Eternals (1985) 1(II), The Eternals (2006) 1, The Eternals (2008) 1-2, Thor: The Deviants Saga 2, Thor Annual 7
Genre: Comic, Superhelden
Autor: Jack Kirby, Roger Stern, Roy Thomas et al.
Zeichner: Al Milgrom, Jack Kirby, John Romita Jr., Walt Simonson
Farben: Glynis Wein, Yomtov, Daniel Acuna
Übersetzung: Carolin Hidalgo, Matthias Wieland
ISBN: 9783741618802
Verlag Panini Comics, Hardcover, 324 Seiten
VÖ: 09.11.2021