Nachdem die Eternals nun im „Marvel Cinematic Universe“ (MCU) über die weltweiten Leinwände flimmern, komme ich auch endlich dazu die Comics zu besprechen, die Panini Comics begleitend zum Kinostart auf den Markt bringt. „Eternals: Alte Götter“ ist eine abgeschlossene Mini-Serie, die Autor Neil Gaiman zusammen mit Zeichner John Romita Jr. im Jahr 2006 erschuf, um Marvels Überwesen neues Leben einzuhauchen. Die Comic-Serie hat nichts von ihrem Charme eingebüßt.
Mark Curry bekommt als Arzt im Praktikum eindeutig zu wenig Schlaf. Er träumt von seltsamen monströsen Gestalten und Lichtwesen, die fliegend die Geschicke des Planeten Erde beschützen. Als dann ein seltsamer Patient mit goldenen Augen auftaucht und Mark davon überzeugen will, dass der angehende Arzt eigentlich ein unsterbliches Wesen ist, diese Tatsache aber nur vergessen hat, will Mark nur seine Ruhe haben.
Einige Zeit später lernt Mark die Eventmanagerin Sersi kennen und fühlt sich auf mysteriöse Weise zu der attraktiven Frau hingezogen. Sersi veranstaltet gerade eine Party für eine ehemalige Sowjetrepublik. Deren Abgesandter Druig will die einflussreichen Leute in New York treffen. Derweil forscht die Wissenschaftlerin und Mutter Thena bei Stark Industries an neuen Waffensystemen und ein Kinderstar sorgt im Fernsehen ordentlich für Trubel.
Doch die Erde ist in Gefahr, weil ein mächtiges Wesen zu erwachen droht und Ikaris, der Mann mit den goldenen Augen, versucht unermüdlich die „Eternals“ wieder zu erwecken. Denn deren Gegenspieler, die formwandelnden „Deviants“, leben ebenfalls unerkannt auf der Erde und erwarten die Rückkehr ihres Herrschers.
Ok. Soviel zur anfangs etwas unübersichtlichen Handlung in „Alte Götter“. Die Verwirrung ist großteils meiner gestümperten Zusammenfassung zuzuschreiben. „Eternals: Alte Götter“ wird wie immer kompetent von Christian Endres eingeführt, so dass Leser:innen schnell wissen, worum es geht. Auch der Einstieg in die Geschichte ist alles andere als holprig, es braucht beim Lesen nur etwas Geduld, bis sich die „Eternals“ auch zeigen.
Geschaffen wurden die gottähnlichen Wesen in den 1970ern von Comic-Altmeister Jack Kirby. Der hatte schon diverse Superhelden erfunden und sich, nach einem Wechsel von Marvel zu DC Comics, dort göttlicheren Überwesen zugewendet, den „The New Gods“. Dafür entwarf Kirby eine eigene in sich geschlossene Mythologie. Nach Kirbys Rückkehr zu Marvel Comics sind die „Eternals“ also in gewisser Weise ein ähnlicher Versuch eine eigene Mythologie zu erschaffen.
Grundsätzlich geht die Entstehung des Kosmos nach Kirby so, dass es ewige Celestials gibt, diese haben zwei Geschlechter unsterblicher Wesen geschaffen, die Eternals und die Deviants, welche ständig um die Vorherrschaft ringen. Dabei begleiten die unsterblichen Wesen die Evolution der Menschheit und die Eternals sind zu Beschützern der Erde berufen. Doch die Eternals sind verschwunden…bis Neil Gaiman sie wieder hervorholt zu Zeiten als bei Marvel gerade „Civil War“, also Superhelden-Bürgerkrieg herrscht.
Insofern ist „Eternals: Alte Götter“ ein Neuanfang, der sich ohne Vorwissen lesen lässt, und gleichzeitig eine Fortführung der alten Idee. Übrigens ist die aktuelle Ausgabe von „Alte Götter“ keine deutsche Erstveröffentlichung: bereits 2007 erschien die Serie in der Reihe 100% Marvel. Zum Kinostart des „Eternals“-Films erscheinen bei Panini noch weitere „Eternals“-Titel, etwa eine umfassende Anthologie, ein galaktisches Abenteuer namens „Kosmischer Konflikt“ und der Auftakt einer aktuellen „Eternals Serie“.
„Eternals: Alte Götter“ ist sehr souverän erzählt und Autor Neil Gaiman nimmt sich die Zeit die Charaktere einzuführen und die Handlung in ein modernes Setting einzubinden und die Geschichte voranzutreiben. Vieles ist nicht wie es scheint und die Geschichte hält etliche Überraschungen bereit.
Das Artwork von John Romita Jr. („Kick Ass“) ist zwar typisch für den Star-Zeichner, zeigt aber bisweilen auch eine Kantigkeit, die als Hommage an Jack Kirbys Stil angelehnt ist. Bisweilen, etwa in der Antarktischen Heimstatt der Eternals wirkt es fast als wäre Moebius am Werk. Seitenaufbau und Paneling sind oft eher ruhig, weil es viel Dialog gibt. Doch immer wieder reißen Action-Sequenzen die Dynamik auf und sorgen für Superheldenspaß. Die Farbgebung von Mark Hollingsworth lässt gleichfalls nichts zu wünschen übrig und passt sich der Atmosphäre der Erzählung sehr gut an.
„Eternals: Alte Götter“ ist ein Klassiker des modernen Superhelden-comics. Eine erstaunliche Coming of Age Geschichte über unsterbliche Wesen, die ihre Identität vergessen haben. Das Kreativteam Gaiman und Romita jr. Ist auf der Höhe seines Schaffens. Und schickt die Eternals wieder ins Rennen.
Comic-Wertung: (9 / 10)
Eternals: Alte Götter
OT: Eternals (2006) 1-7, Marvel Comics,
Genre: Comic, Superhelden
Autor: Neil Gaiman
Zeichner: John Romita Jr.
Farben: Matt Hollingsworth et al.
Übersetzung: Reinhard Schweizer
Verlag: Panini Comics, Softcover, 228 Seiten
ISBN: 9783741618765
VÖ: 04.10.2021