Diesen Fantasy-Horror-Streifen mit Paul Bettany wollte ich schon lange aus der Rumpelkiste kramen, eine aktuelle TV-Ausstrahlung gibt nun den Anlass her. Aus dem Archiv die Kino-Rezension zu „Priest“: Vampire sind zwar kein Dauerhype mehr, hatten aber ihre Hochphase. Comic-Verfilmungen waren zum Kinostart 2011 das große Ding: „Priest“ bedient beide Trends und bleibt doch eher auf der Strecke, während der Zug mit der Vampir-Armee auf Kathedral City zurast. Mehr als nette Action bekommen die kämpferischen Priester nicht zustande.
Die Comic-Serie „Priest“ war von 1998 bis 2007 ein Dauerbrenner und der koreanische Autor Hyung Min-woo hat es geschafft übersinnliche Horror-Action in den Wilden Westen zu verlegen und dabei ein eigenes dichtbevölkertes Universum zu erschaffen. Das Filmprojekt „Priest“ war lange in der Mache und krankt letztlich wohl an demselben kreativen Reibungsverlust, der auch das Remake „The Tourist“ zu einer Inszenierung des kleinsten gemeinsamen Nenners gemacht hat. Regisseur Scott Stewart („Legion“) versucht bei „Priest“ das Beste draus zu machen und setzt auf das, was er am besten kann, visuelle Effekte umsetzten. Dafür reicht das minimale Drehbuch durchaus.
Die Verfilmung „Priest“ dampft die Comic-Handlung nun auf einen Helden ein, den namenlosen Priest (Paul Bettany) und verlegt die Handlung in ein postapokalyptisches Setting. Die letzte große Schlacht zwischen den Vampir-Horden, die kaum Menschliches an sich haben, und den Priestern, jener Krieger-Kaste, die im Auftrag der Kirche die Menschheit beschützt, ist geschlagen. Während die letzten Vampire in Reservaten in der Einöde ein klägliches Dasein fristen, hat die Kirche ihren Machtstatus ausgebaut und die Menschen werden Big Brother-mäßig freudlos gemaßregelt. Abseits der wenigen Städte gibt es einige verlassenen Außenposten in der Wüste, in deren Umkreis sich Farmer, Gesetzlose und Glücksritter angesiedelt haben.
Dann wird eine Farm von Vampiren überfallen und Lucy, die Nichte des Priest, wird entführt. Um seine Nichte zu retten, muss der Kämpfer gegen den Befehl der Kirche vorgehen, die die Bedrohung leugnet. Zusammen mit Sheriff Hicks (Cam Gigandet) macht sich der Priest auf die Suche nach den Vampiren, während die Kirche gleichzeitig andere Priester ausschickt, um den Abtrünnigen aufzuhalten.
Während sich die Vampire unter der Führung des Ex-Priesters Black Hat (Karl Urban) in einer Art Geisterzug sammeln und sich zielsicher auf Kathedral City zusteuern, findet Priest in Priestess (Maggie Q.) eine Verbündete.
Actionmäßig ist „Priest“ gefällig, wenn auch eher solide als originell. Doch die Story ist ein wenig dünn ausgefallen und die Charaktere bleiben leider genauso im Klischee stecken wie ihre charakterisierende stereotype Namenlosigkeit. Das Westernelement der Comicvorlage bleibt zwar erhalten, aber die Bilder wirken häufig bekannt. Das lässt sich über viele Elemente der Verfilmung sagen und so ist „Priest“ letztlich nicht sehr überzeugend ausgefallen. Da hilft auch die nachträgliche 3D-Fassung nicht viel. Die vielen dunklen Passagen des Films werden dadurch noch lichtloser und wahrscheinlich ist die normale Kinofassung vorzuziehen, wenn man dem Vampir-Actioner genießen will.
Auch Charakterdarsteller Paul Bettany kann aus „Priest“ nicht mehr machen, als der Film hergibt: Solide Action ist drin. Das Spektakel bleibt aus. Der kultigen Comic-Vorlage wird „Priest“ auch nur in wenigen Aspekten gerecht.
Film-Wertung: (5 / 10)
Priest
OT: Priest
Länge: 87 Minuten, USA, 2011
Genre: Action, Fantasy,
Regie: Scott Stewart
Darsteller:innen: Paul Bettany, Karl Urban, Lily Collins, Maggie Q,
FSK: ab 16 Jahren
Vertrieb: Sony
Kinostart: 12.05.2011
DVD- & BD-VÖ: 06.10.2011