Brandon Sandersons „Der Dunkle“: Der öde Planet

Einige Monate später als ursprünglich geplant erscheint bei Panini Comics Ende April die deutsche Fassung von „Der Dunkle“. Die Graphic Novel von Bestseller-Autor und Vielschreiber Brandon Sanderson war lange in Arbeit und in mancherlei Hinsicht hat sich das Warten gelohnt. Fans sollten allerdings wissen, dass eine Trilogie geplant war – oder ist.

Der junge Paul Tanasin hat mit seiner alleinerziehenden Mutter einen Deal gemacht: Er darf ausziehen und alleine leben, wenn er sich im Gegenzug bei einem Psychiater auf die Couch legt. Das wäre auch nötig, was Paul aber nie zugeben würde. Denn der junge Mann sieht Gespenster und unterhält sich mit seiner toten Schwester, die er nie hatte.

Die Story

Pauls Mutter ist eine erfolgreiche Anwältin, die gerade einen Serienmörder zu verteidigen gedenkt. Während die erfolgsverwöhnte Juristin ihren Mandanten frei bekommen will, drängen die Partner der Kanzlei auf einen Deal, und ihr Mandant benimmt sich auch ziemlich durchgeknallt.

Doch Geoff, einer der Kanzlei-Inhaber, hat ganz andere Sachen zu erledigen. Auf der Welt Mirandus ist Geoff der große „Auserwählte“. Hier wird das Leben der Bewohner von den so genannten Narrativ geprägt. Einer Schicksalskraft, die bestimmt, dass die Rasse der Drull in den dunklen Landen leben und jede Generation wieder auf einen Anführer warten, „der Dunkle“ genannt.

Sobald sich der Dunkle und die Drull erheben, tritt der Auserwählte gegen jenen an, der das Schicksal herausfordert; und immer wieder wird der Dunkle besiegt. Nun jedoch wird ein anderer Dunkler prophezeit und Geoff muss sich sputen, seinen Nachfolger vorzubereiten. Währenddessen wird Paul auf der Erde von einem mordlüsternen Irren mit Schwert angegriffen. Die Attacke öffnet ein Portal auf eine andere Welt – Mirandus. Paul nähert sich seiner wahren Bestimmung.

Die Entstehung

Also, das Offensichtliche zuerst: die Story ist einsteigerfreundlich und funktioniert ohne Vorwissen. Die grundsätzliche Geschichte ist recht schlicht gehalten und Brandon Sanderson sagt selbst, dass ihn die Fantasie-Welt „Narnia“ inspiriert habe. Vielschreiber Sanderson hat die Graphic Novel schon seit 2013 in der Mache.

Zunächst sollte die geplante Trilogie unabhängig von seinem epischen „Cosmere“-Universums angelegt sein. Später gliederte Sanderson die Welt Mirandus in Cosmere ein. Die Geschichte bleibt aber unabhängig und als Comic konzipiert. Von einer TV-Serien-Adaption ist auch immer wieder mal die Rede, aber aktuell gibt es da nichts Konkretes zu berichten. Und letztlich sind die Kreativen beim Vault Comic-Verlag für die Ausformulierung der Geschichte zuständig. Und da von einer Trilogie die Rede war: zur deutschen Veröffentlichung sechs Monate nach Original-VÖ ist noch keine Fortsetzung angekündigt.

Die Geschichte in „der Dunkle“ ist von den Autoren Jackson Lanzing und Collin Kelly relativ simpel gehalten, es gibt Magie und Unterdrückung, es gibt eine Prophezeiung und eine Prinzessin und die Reittiere auf Mirandus können wohl auch als Drachen-Ableger durchgehen. Das wird immer wieder kontrastiert durch eine Erd-Handlung, die von Familienproblemen bestimmt ist. In welche Richtung sich das entwickeln mag, bleibt abzuwarten. In sich erreicht die Handlung in diesem Band zunächst ein Etappenziel.

Das Artwork als Leseargument

Das Artwork hingegen kann sich wirklich sehen lassen. Düster, actionlastig, mit hinreißend atmosphärischer Farbgebung auf Mirandus und detailverliebten Schattierungen auf der Erde sorgen Zeichner Nathan Gooden und Kolorist Kurt Michael Russel für ein mehr als überzeugendes Fantasy-Abenteuer. Es macht Spaß einfach nur die Illustrationen zu genießen und immer neue Details der fantastischen Ödlande auf Mirandus zu entdecken.

Wäre „Der Dunkle“ optisch und erzählerisch nicht so überzeugend ausgefallen, man könnte das Projekt leicht für Etikettenschwindel halten. Immerhin hat der Starautor Sanderson „nur“ die Idee zur Geschichte beigesteuert. Letztlich wird die fantastisch öde Welt Mirandus aber von anderen Künstlern zum Leben erweckt. Die machen ihre Sache überzeugend und mit gutem Gespür für die richtige Mischung aus Finsternis und Teenage Angst, aus Fantasy und Realismus, aus Lesefreundlichkeit und Bedeutungsschwere. Wir bleiben gespannt.

Comic-Wertung: 7 out of 10 stars (7 / 10)

Brandon Sandersons Der Dunkle
OT: Brandon Sandersons Dark One Vol.1, Vault Comics, 2021
Genre: Comic, Fantasy
Story: Brandon Sanderson
Autoren: Jackson Lanzing, Collin Kelly
Zeichner: Nathan Gooden
Farben: Kurt Michael Russel
Übersetzung: Oliver Hofmann
ISBN: 9783741628023
Verlag: Panini Comics, Softcover, 224 Seiten
VÖ: 26.04.2022

Der Dunkle bei Panini Comcis

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