Schiff der lebenden Toten: Arktische Angst

Autor Joe Hill braucht sich längst nicht mehr hinter der Familientradition zu verstecken. Der Sohn von Stephen King ist selbst ein Garant für starken Horror und Bestseller. Mit „Lock & Key“ schuf er auch eine packende Comic-Serie, die unlängst als TV-Serie verfilmt wurde. Mit der abgeschlossenen Miniserie „Schiff der lebenden Toten“ gelingt Joe Hill zusammen mit Zeichner Stuart Immonen und Kolorist Dave Stewart eine stilvolle Hommage an den klassischen Alien-Horror. Was sollten Leser:innen auch anderes erwarten wenn drei Könner zu Werke gehen. Panini Comics veröffentlichte das „Schiff der Lebenden Toten“ hierzulande Ende Mai 2021.

Nach einer riesigen Flutwelle taucht ein lange verschollenes Schiffswrack am Rand der Arktis wieder auf. Nach Meinung der Experten hat sich das Wrack gedreht, so dass das das Notsignal wieder in den Äther senden kann. Weil die „Derleth“ seinerzeit zu Forschungszwecken unterwegs war, ist der Ölbohrgesellschaft daran gelegen, die Daten zu sichern und die Leichen der Crew zu bergen.

David Lacome soll die Bergungsaktion für die Gesellschaft leiten. Er heuert das kleine Team von Captain Carpenter an, weil das Wrack streng genommen in russischem Hoheitsgebiet liegt. Carpenter und seine beiden Brüder willigen ein und die Meeresbiologin Moriah Lamb und ihr Assistent begleitet die Bergungsmission.
Doch also Carpenters Trupp am Sinnikik Ungayagagata Atoll eintrifft zieht ein Unwetter auf und auf der Insel finden die Retter die Leiche eines Seemannes. Beim Tauchgang macht die von Captain Carpenter gesteuerte Drone Bekanntschaft mit einem riesigen wurmartigen Seeungeheuer, das aus dem Wrack auftaucht.

„Schiff der Lebenden Toten“ macht keinen Hehl daraus, dass die Geschichte sich an Lovecrafts Chutullu-Mythos und dem Alien-Horror-Film „Das Ding aus einer anderen Welt“ von Regisseur John Carpenter orientiert. Allerdings hat Autor Joe Hill durchaus Variationen im Sinn und reichert die klassische Story mit stimmungsvoll düsteren Details an.

Der Erzählfluss ist ebenso packend wie das Artwork zielsicher die Horrorwelten erwachsenerer Leser:innen anpeilt. Sowohl Zeichenr Stuart Immonen („Empress“) als auch Dave Stewart („The Magic Order“) haben schon mit Mark Millar gearbeitet und so sind die Zeichnungen stimmig und souverän und die Kolorierung ist stimmungsvoll düster und sorgt immer wieder für stimmige Wettereffekte.

Im Original heißt die sechsteilige Geschichte „Plunge“ was soviel wie Eintauchen oder Tauchgang bedeutet. An dieser Stelle sag ich nur, das bezieht sich nicht nur auf die Tauchfahrten der Drone. Bei DC erschien „Plunge“ von Hills eigenem Verlag Hillhouse Comics unter dem Black Label, das in der Ausrichtung ja etwas finsterer ist als der herkömmliche Mainstream-Comic und Joe Hill liefert entsprechend ab und liegt damit in derselben Richtung wie Alan Moores „Providence“ oder Garth Ennis „Caliban“.

Wer sich im Genre auskennt, mag sich an den eingebauten Verweisen freuen, aber die Hauptsache ist, dass „Schiff der lebenden Toten“ eine souveräne und packende Horror-Story ist, die einfach Spaß macht. Zwar erfinden Hill, Immonen und Stewart das Genre nicht neu, aber für kurzweilige Schauer und Schrecken ist die Mini-Serie allemal gut.

Comic-Wertung: 7.5 out of 10 stars (7,5 / 10)

Joe Hill: Schiff der lebenden Toten
OT: Plunge 1-6, DC Black Label, 2020
Genre: Comic, Horror
Autor: Joe Hill
Zeichner: Stuart Immonen
Farben: Dave Stewart
Übersetzung: Gerlinde Althoff
Verlag: Panini comics, Softcover, 172 Seiten,
VÖ: 25.05.2021

„Schiff der lebenden Toten“ bei Panini Comics