Trespass: Hinter der Tresortür…

Ok, Nicholas Cage mag seine besten Tage vielleicht hinter sich haben und „Trespas“ ist kein Kleinod der Filmgeschichte, aber der Thriller von 2011 hat so seine Momente, weswegen ich die Film-Besprechung anlässlich einer bevorstehenden TV-Ausstrahlung aus dem Archiv geholt habe. Mit der DVD-Premiere „Trespass“ inszeniert Regisseur Noel Schumacher 2012 eine Variante jener Urangst, einen gewaltsamen Überfall in den eigenen vier Wänden erleben zu müssen. Dabei ist wenig so, wie es auf den ersten Blick scheint. Mit Nicole Kidman, Nicholaas Cage und Ben Mendelsohn.

Im Haus der Millers scheint eitel Sonnenschein zu herrschen. Hausherr Kyle (Nicolas Cage) flitzt als Juwelenhändler im offenen Porsche dauertelefonierend auf das gesicherte Anwesen der Familie zu, während Gattin Sarah das gemeinsame Abendessen bereitet und Tochter Avery (Liana Liberato) beleidigt auf ihrem Zimmer sitzt, da sie nicht zu einer Party gehen darf. Doch aus dem Abendessen wird nichts, da Kyle sofort wieder in die Stadt muss und Avery heimlich auf die Party geht.

Doch gerade im Moment des Gehens brechen als Sicherheitspersonal verkleidete Gauner in die Villa ein, überwältigen das Ehepaar und wollen den Safe ausrauben. Kyle versucht die Familie zu beschützen, indem er tut, was er am besten kann – reden. Er überzeugt die Einbrecher, dass sie die Diamanten nicht einfach so klauen und verkaufen können. Dabei scheinen sich die Diebe auch nicht gerade einig zu sein, was die Vorgehensweise angeht und auch bei den Millers offenbaren sich Risse in der Fassade der heilen Welt.

Für einen Thriller ist Hausfriedensbruch eine dankbare Grundlage, da er an die archaischen Sicherheitsinstinkte eines jeden appelliert und die Horrorvorstellung nährt, in den eigenen vier Wänden überfallen zu werden. Aber es ist eben auch ein verbreitetes Thriller-Motiv. Mit einem geschickten Drehbuch variiert Autor Karl Gajdusek das Thema, indem er die Motive und Absichten der einzelnen Figuren ans Licht holt und zu erstaunlichen, aber nachvollziehbaren Wendungen im Script verarbeitet.

So ist Kyle einfach pleite und seine Angst, den Safe zu öffnen, liegt auch darin begründet, dass er das vor seiner Frau eingestehen müsste. Auf Einbrecherseite ist Elias (Ben Mendelsohn, „Killing Them Softly“) keineswegs der unumstrittene Boss, sondern vielmehr darauf bedacht, seine Schulden zu bezahlen, und er steht unter enormem Druck, da er einen Aufpasser mit dabei hat. Auch das heimliche Verschwinden und überraschende Auftauchen der Tochter ist ein unberechenbares Element in dieser ständig wechselnden Konstellation von extrem kurzfristigen und fragilen Allianzen.

Trotzdem gelingt es Joel Schuhmachers („Falling Down“, „Nicht auflegen“) Thriller nicht, die Spannung dauerhaft zu halten. Immer wieder patzen oberflächliche Dialoge in die sorgsam aufgebaute Tiefe der Charaktere und das wendungsreiche Script. Die Darsteller liefern durchweg solide, wenn auch keine herausragenden Leistungen ab. Dennoch haben Nicole Kidman („Bombshell“, „Australia“) und Nicolas Cage („Birdy“, „Mandy“) genügend Starqualitäten um für einen unterhaltsamen Fernsehabend zu sorgen.

Überstrapaziert sind die immer wieder plötzlich auftauchenden Unterbrechungen, die der Lage eine neue Wendung verliehen. Gegen Ende des Films sind diese beinahe so kalkulierbar, dass der Zuschauer förmlich damit rechnet. Selbstredend geht es jedem Actioner und Thriller auch immer um eine Metaebene, die hat auch „Trespass“ aufzuweisen und das Grundgerüst der Geschichte wie auch ihr symbolgehalt hat durchaus gesellschaftskritisches Potential, aber aus dem Gros der Thriller-Genres hebt auch das den Film nicht hinaus.

„Trespass“ bietet starbesetzte Thriller-Unterhaltung, die die Urängste in uns schürt und mit einer wendungsreichen Geschichte aufwartet. Über weite Strecken weiß der Thriller zu packen. Solide Genrearbeit.

Film-Wertung: 6 out of 10 stars (6 / 10)

Trespas – Auf Leben und Tod
OT: Trespas
Genre: Thriller, Action,
Länge: 91 Minuten, USA, 2011
Regie: Joel Schumacher
Darsteller:innen: Nicholas Cage, Ben Mendelsohn, Nichole Kidman
FSK: ab 16 Jahren
Vertrieb: Ascot Elite Entertainmen
DVD- & BD-VÖ: 28.02.2012