Neu im Kino: Der Uranberg

Der UranbergDass eine deutsche TV-Produktion, nachdem sie schon ausgestrahlt wurde, nochmal ins Kino kommt, ist schon ziemlich außergewöhnlich. Das Geschichtsdrama „Der Uranberg“ kann seinen grauen und rauen Bergarbeitercharme nun auch auf der großen Leinwand entfalten. Trotz einiger Abstriche ein recht gelungener Film über die jüngere deutsche Geschichte.

Im Jahr 1947 versuchen die russischen Besatzer im Erzgebirge Uranmineralien zu finden. Das atomare Wettrüsten zwischen den Supermächten hat begonnen und die UdSSR sucht händeringend nach dem Rohmaterial der Macht. Die deutschen Bergleute werden von den Besatzern ohne Rücksicht auf Verluste zu der lebensgefährlichen Arbeit eingesetzt.

Der UranbergDer russische Generaloberst Bursky (Henry Hübchen) leitet die gesamte Operation und ordnet auf Druck von Moskau an, dass der Abbau intensiviert wird, obwohl der Stollen durch einen unterirdischen Bergsee in Gefahr sein soll. Doch die Warnungen des erfahrenen Steigers Gottlieb Meinel (Christian Redl) werden ignoriert, da sie nicht durch Karten belegbar sind. Es bahnt sich eine Katastrophe an.

050_Uran_091029_SJ_7099Meindls Sohn Kurt (Vinzenz Kiefer) kehrt, von den Kommunisten ideologisch geschult, ins Erzgebirge zurück, um Bergbau zu studieren. Zwischen Vater und Sohn gibt es unüberbrückbare  ideologische Spannungen. Untertage lernt Kurt dann die russische Soldatin Lydia (Nadya Bobileva) kennen und verliebt sich in die Tochter des Generaloberst. Doch den Russen ist jeder Kontakt mit Deutschen verboten.

026_Uran_091111_SJ_9622„Der Uranberg“ geht auf ein bislang wenig beleuchtetes Kapitel der deutschen Geschichte zurück. Die SAG (Sowjetische Aktiengesellschaft), später SDAG Wismut, baute tatsächlich von 1946 bis 1990 im Erzgebirge Uran ab. Die Vorlage für den Film lieferte eine Erzählung von Thomas Schulz (über die allerdings keine Informationen zu finden waren).

In „Der Uranberg“ gibt es eine Menge zu erzählen und beizeiten übernimmt sich der Film an seiner Stofffülle. Die Liebesgeschichte, die ein wenig an das Romeo und Julia-Motiv erinnert, kommt selten aus dem Klischee heraus und auch der Katastrophenanteil des Film besticht nicht gerade durch Originalität.

009_Uran_091008_SJ_4601Die angespannte Atmosphäre des Misstrauens und der graue Alltag des Bergarbeiterdorfes nach dem Krieg sind bedrückend gut getroffen. Dabei geht es nicht nur um die Beziehung der Besiegten zu den Siegern, sondern um viel mehr: Familienverhältnisse, Freundschaften und Dorfgemeinschaft sind nach dem Nazi-Regime und dem verlorenen Krieg zerrüttet. Die neuen russischen Machthaber sind da nicht gerade hilfreich.

Trotz des historischen Hintergrunds ist „Der Uranberg“ alles andere als eine Dokumentation und mit genannten Abstrichen sehenswert.Die wechselvolle Bergbau-Tradition im Erzgebirge muss sich nicht hinter dem Ruhrgebiet verstecken. Weniger Action hätte dem Film sicherlich gut getan.

Der UranbergRegisseur Dror Zahavi („Mein Leben“, „Die Luftbrücke“, „Zivilcourage“) liefert eine für das deutsche Fernsehen recht typische Prime-Time-Mixtur ab, die über weite Stecken aber wegen des guten Ensembles funktioniert. So schaffen es die Darsteller auch, den einen oder anderen seichten Dialog zu überspielen. Allen voran die beiden Sturköpfe Bursky (Henry Hübchen) und der alte Meinel (Christian Redl).

Die Ausstrahlung in der ARD ist für den kommenden Winter geplant und weiter Infos und der Trailer zum Film finden sich auf der Verleih-Homepage.

Fazit:
Alles in allem ist „Der Uranberg“ ein sehenswerter Film, der ein Schlaglicht auf eine weitgehend unerforschte Episode der deutschen Nachkriegsgeschichte wirft. Gute Darsteller machen die Drehbuchschwächen allemal wett.

Film-Wertung: 7 out of 10 stars (7 / 10)

der-uranberg-plakat1„Der Uranberg“
Genre: Drama
Regie: Dvor Zahavi
Darsteller: Henry Hübchen, Christian Redl, Vincenz Kiefer, Nadya Bobileva
Länge: 88 Min, D, 2010
FSK: ab 12 Jahren
Vertreib: Saxonia Media, Rekord Film-Vertrieb
Kinostart: 03.02.2011