Das Thriller-Drama „Fesseln der Macht“ hatte alles, was es braucht, um eine Kassenschlager zu werden: Weltstars, Verschwörungstheorien und ein spektakuläre Mordfälle. Aus dem erhofften Leinwandhit wurde dann zu Beginn der 1980er doch nichts und nun hat Justbridge Entertainment die Filmperle über eine spannende politische Weichenstellung in Los Angeles wieder ausgegraben und als Mediabook und DVD neu aufgelegt. Ein Wiedersehen.
Die Brüder Spellacy haben im Los Angeles der 1940er Jahre aus sehr unterschiedlichen Perspektiven ziemlich gute Einblicke hinter die Machtstrukturen der Stadt. Der ältere Bruder Tom (Robert Duvall) untersucht als Polizist den grausamen Mord an einer unbekannten jungen Frau, die in zwei Hälften geteilt am Straßenrand aufgefunden wird. Der erfahrene Cop hat schon die eine oder andere Beförderung verpasst, weil er nicht so gut mit Autoritäten auskommen kann. Als bei der Morduntersuchung auch ein Geistlicher in den Dunstkreis der Verdächtigen rückt, trifft sich Tom häufiger mit seinem jüngeren Bruder Desmond Spellacy (Robert DeNiro).
Desmond hat als junger katholischer Geistlicher eine beachtliche Karriere hingelegt und ist als Monsignore bei der Diozöse zuständig für die Entwicklung der kirchlichen Immobilien. Das schließt auch einige Kontakte zu örtlichen Bauunternehmern ein, die lieber hinter verschlossenen Türen gehalten werden. So etwa Jack Amsterdam (Charles Durning) der nicht nur als korrupt gilt, sondern auch einige Prostituierte laufen haben soll. Man kann nicht behaupten, dass Tom der gesellschaftliche Umgang seine kleinen Bruders gefiele.
Der Romanautor John Gregory Dunne nahm sich für seinen Roman, der die Grundlage des Films ist, zwei reale Vorbilder und verknüpft sie zu einem sehenswerten Gesellschaftsportrait in Gestalt eines Thrillers. Der Black Dahlia Mord, das erste Vorbild, hat auch andere Krimi-Autoren geprägt und die steile Karriere des Geistlichen Benjamin Hawkes, das zweite Vorbild, wurde nicht nur von Journalisten auch kritisch beäugt. Aber das können Filminteressierte auch selbst im ausführlichen Booklet des hervorragend ausgestatteten Media Books nachlesen.
Dunne sorgte selbst für das Drehbuch und macht auch dramaturgisch keine Kompromisse, ebenso wenig wie Regisseur Ulu Grosbard. Vielleicht liegt es daran, dass „True Confessions“ einen so unaufgeregten, beinahe sachlichen Tonfall hat und nicht darauf angelegt ist eine kriminale Spannung aufzubauen. Im Gegenteil, der Vorspann, in dem sich die Bruder Jahrzehnte später in einer abgeschiedenen ländlichen Kirchengemeinde treffen, nimmt allein schon viel der physischen Spannung, die aus der Bedrohung von Leib und Leben entsteht.
Vielmehr scheint es „Fesseln der Macht“ darum zu gehen, Strukturen und Akteure ans Licht zu zerren, die sonst im Hintergrund dafür sorgen, dass ein städtisches Gemeinwesen zu prosperieren beginnt. In diesem Ansatz ist „True Confessions“ den großen Mafia-Filmen wie „Goddfellas“ und vor allem „Der Pate“ sehr ähnlich. Eventuell hat sich das auf die Casting-Entscheidungen ausgewirkt, da sowohl Robert Duvall als auch Robert DeNiro in Francis Ford Coppolas Mafia-Saga mitgespielt haben. Beide waren in „True Confessions“ ursprünglich übrigens auch für die Rolle des anderen vorgesehen.
Ein großer Kinoerfolg wurde „Fesseln der Macht“ aus diversen Gründen nicht und in der Rückschau ist das auch filmisch nachvollziehbar, obwohl das Thriller-Drama in allen Belangen handwerklich überzeugt und die beiden Hauptdarsteller gut harmonieren und in ihren Rollen aufgehen, springt der emotionale Funke, der einen Film ja auch wesentlich trägt, erstaunlich selten über und so bleibt eine Distanz zum Filmgeschehen bestehen, die wahrscheinlich sogar beabsichtig ist, um die dargestellten Machtstrukturen besser analysieren zu können. Aber daher wirkt „True Confessions“ anno 2018 auch etwas aus der Zeit gefallen und eher als Zeitdokument denn als zeitloser Filmklassiker.
Obwohl „Fesseln der Macht – True Confessions“ nicht unbedingt elegant gealtert ist, ist die Romanverfilmung um Verbrechen, Glauben und Korruption großes Darstellerkino und hat mit den Hollywood-Größen Robert Duvall und Robert DeNiro allemal zwei Gründe zu bieten, den Film zu sehen.
Film-Wertung: (6 / 10)
True Confessions – Fesseln der Macht
OT: True Confessions,
Genre: Crime, Drama, Thriller
Länge: 108 Minuten, USA, 1881
Regie: Ulu Grosbard
Drehbuch und Romanvorlage: Darsteller: John Gregory Dunne
Darsteller: Robert Duvall, Charles Durning, Robert DeNiro,
FSK: ab 12 Jahren
Vertrieb: JustBridge Entertainment
Erstveröffentlichung: kein Kinostart in Westdeutschland, Video-VÖ: 14.3.1986
DVD-& Media-Book-VÖ (DVD & BD enthalten): 15.06.2018