Der Iranische Film genießt hierzulande und in der westlichen Welt schon ein starkes Renomee, das auch aus der häufig regime-kritischen Haltung erwächst. Doch scheinbar gibt es auch eine andere Iranische Filmindustrie. Die hat 2018 den Actioner „Damascus under Fire“ veröffentlicht, in dem es darum geht, dass zwei iranische Piloten bei einer humanitären Aktion in Syrien in die Gewalt des IS gelangen. Busch Media veröffentlicht „Damascus Under Fire“ am 24. Februar 2023 als Video on Demand und Home-Entertainment-Premiere auf DVD du Blu-ray.
Der iranische Militärpilot Ali soll eigentlich nach einer humanitären Luftbrücke in Syrien aus dem Dienst entlassen werden und hat sich bereits bei seiner schwangeren Frau angemeldet. Doch als Ali bereits im Flieger sitzt, bekommt er mit, dass der Einsatzleiter keinen Piloten für den kommenden Flug nach Tadmor zur Verfügung hat. Der Einsatzleiter Younes will die russische Transport-Maschine vom Typ Illjuschin selbst fliegen.
Kurzentschlossen macht Ali kehrt, weil er seinen Vater Younes nicht im Stich lassen will. Es gilt in die von Islamischen Staat umzingelte Stadt Tadmor zu fliegen, um die Bevölkerung zu evakuieren. Tadmor liegt in der Landesmitte neben der historischen Stadt Palmyra. Seit 2011 tobt in Syrien der Bürgerkrieg, Der IS hat den Norden des Landes in seiner Gewalt. Die Bevölkerung leidet und der Iran beteiligt sich an humanitären Hilfsaktionen, wirft Medikamente und Nahrungsmittel in den umkämpften Gebieten ab.
Zuhause wartet die schwangere Frau
Es Gelingt Ali und Younes das Flugzeug nach Tadmor zu bringen und auch wieder zu starten. Doch an Bord sind nicht nur Zivilisten, sondern auch gefangene IS-Kämpfer um den Scheich Mamdooh. Während des Fluges kapern die Gefangenen die Illjuschin. Sie zwingen Ali wieder zurück nach Tadmor zu fliegen. Es sieht nicht gut aus.
Glaubt man Wikipedia, so hat der iranische Außenminister Mohamad Javad Zariv den Actioner „Damascus under Fire“ als „Meisterwerk bezeichnet. Hauptdarsteller Hadj Hejazifar hingegen soll mit seiner Performance nicht zufrieden gewesen sein. Aber das nur am Rande. Als Actioner kann sich das Fliegerabenteuer durchaus sehen lassen und das Publikum muss eindeutig mit einem Exotenbonus an die Sache herangehen.
Im Flieger der Vater ohne Pilotenschein
Denn ehrlicher Weise, hat in der westlichen Hemisphäre kaum jemand je von der iranischen Filmindustrie gehört. Das hat nicht nur Grunde in westlicher Ignoranz, sondern auch in unterschiedlichen Sehgewohnheiten und religiösen Richtlinien, die durchaus dramaturgische Relevanz besitzen können. Umso erfreulicher einmal einen Iranischen Actioner zu Gesicht zu bekommen. Und das ist keineswegs ironische gemeint.
Allein der internationale Titel „Damascus under Fire“ ist irreführend. Besser sieht es da mit der Variante „Damascus Time“ aus, der immerhin mehr Deutungsspielraum offenlässt. (Ich bleibe jetzt mal bei der englischen Schreibweise für Damskus. Eine schlichte Übersetzung des Originaltitels „Be Vaghte Sham“ hätte das Publikum auch nicht weitergebracht. Denn „zum Abendessen“ hatte sich Pilot Ali nach seinem Einsatz bei seiner schwangeren Ehefrau angekündigt.
Aber erstens kommt es anders und zweitens als man denkt. Dramaturgisch ist „Damscus under Fire“ zwar eher schlicht, aber durchaus effektiv. Die Gefangenen IS-Kämpfersorgen für „Con Air“ Flair und es geht sehr wendungsreich und turbulent zur Sache, nicht nur fliegerisch. Das Action ist mehr als solide, aber es gibt schon Unterschiede in der Darstellungsweise zu herkömmlichen amerikanischen Thrillern. Das Publikum sollte nicht erwarten, dass die CGI-Effekte mit Disney, Marvel und Co. mithalten können, aber mit gut gemachten TV-Produktionen hält „Damascus under Fire“ mit.
Die Illjuschin, der Scheich und der Islamische Staat
Wirklich interessant sind dann doch wieder die Setzungen in dem iranischen Thriller. Der IS wird durchgehend als „Die Bösen“ charakterisiert. Da sind europäisch sozialisierte „Freiwillige“ dabei, wie etwa der Propagandist unter den Gefangenen. Die Dschihadisten im IS fühlen sich denen überlegen und dennoch maßregelt der befreite Scheich öffentlich seinen Sohn, weil der nicht anerkennen will, was der Scheich verhandelt hat.
Bisweilen wird es auch derart überzogen, dass die Ablehnung der islamistischen Machenschaften außer Frage stehen. Etwas bei den diversen propagandistischen Inszenierungen, die aus unserer Sicht schon schräg wirken. Absurder Weise sehen ausgerechnet die angeklebten Islamistenbärte so überzogen unecht aus, dass sich ältere oder Sci-fi-gestählte Zuschauer:innen an die 1968er Ausgabe von „Planet der Affen“ erinnert fühlen könnten Aber das nur als Anekdote am Rand.
Die deutshe Synchronfassung ist durchaus hörenswert und gelungen. Allerdings habe ich den Film im Original mit Untertiteln gesehen, weil mir das angesichts des sehr andersartigen Persisch authentischer erschien. Das führt dann dazu, dass erstaunlich oft englisch geredet wird. Als Kommunikation in der Internationalen Luftfahrt. Gelegentlich, wenn sich Syrer und Iraner unterhalten und häufig, wenn die Islamisten untereinander palavern. Das sind dann ja auch europäische Muslime, Mudschahedin und andere Leute dabei.
Letztlich macht „Damscus under Fire“ was etliche Actioner amerikanischer Machart auch tun, sie retten mit großer Bildgewalt die Welt für den Moment. Das ist unterhaltsam und sorgt mit seinen anderen islamischen und kulturellen Setzungen für eine wohltuende Abwechslung. Ballern kann jeder.
Film-Wertung: (6 / 10)
Damascus Under Fire
OT: „Be Vaghte Sham“ =“ به وقت شام“ aka „Damascus Time“
Genre: Action, Thriller
Länge: 113 Minuten, IRAN, 2018
Regie: Ebrahim Hatamikia
Darsteller: Babak Hamidian, Josef Saklameh, Hadi Hejazifar,
FSK: ab 16 Jahren
Vertrieb: Busch Media Group
Kinostart: nicht in Deutschland
DVD- &BD-VÖ: 24.02.2023
V-o-D: 24.02.2023