Last Ride: Outback Outlaws

„Unerwartete Reisepläne sind die Tanzstunden Gottes“, wusste Bokonon, der von Kurt Vonnegut erfundene Prophet, in „Katzenwiege“. Aktuell ist Urlaubszeit, was liegt da näher, als die Leserschaft mittels Archivanregungen auf cineastische Reisen schicken. Dabei wird es fantastisch, urban, brutal, exotisch und abwegig. Den Auftakt einer losen Reihe von Reise-Filmen macht das unterschätzte australische Drama „Last Ride“. Die Vater-Sohn-Geschichte mit Hugo Weaving kam hierzulande gar nicht in die Kinos, sondern erschien 2009 gleich als DVD-Premiere für das Home Entertainment.

Da ist ein Vater mit seinem zehnjährigen Sohn unterwegs und von Anfang an ist klar, die beiden sind auf der Flucht. In dem australischen Drama, beeindrucken neben der großartigen Landschaft vor allem zwei großartige Darsteller als Vater und Sohn: Hugo Weaving und Tom Russel.

Nur mit dem Nötigsten ausgestattet sind Kev (Hugo Weaving) und sein Sohn Chook (Tom Russel) unterwegs. Die beiden gehören nicht eben zu den Gewinnern der Gesellschaft. An einer Tankstelle stutzt sich Kev erstmal das Haar und den Bart. Essbares wird unterwegs ebenso geklaut wie fahrbare Untersätze und um sich durchzuschlagen ist Kev sich auch nicht zu schade, verflossene Liebschaften auszunutzen und zu bestehlen.

Langsam wird klar, dass aus der Schrottplatzidylle, die Vater und Sohn mit Knastkumpel Max geteilt haben, ein Drama mit tödlichem Ausgang geworden ist. Seither versucht Kev alles, dem Gesetz zu entkommen, und schleppt Chook dabei in herrischer Art und Weise mit. Doch als die beiden sich im Outback in die Wildnis schlagen, beginnt der Junge an seinem Vater zu zweifeln.

Glendyn Ivens Spielfilm-Debut basiert auf dem Roman von Denise Young, der hierzulande nicht erschienen ist. Das australische Vater-Sohn-Drama „Last Ride“ ist voll und ganz auf die beiden beeindruckenden Hauptdarsteller abgestimmt. Die Story selbst hat zwar einige Längen, überzeugt aber, ohne allzu überraschend zu sein. In Australien wurde „Last Ride“ mehrfach für en wichtigsten Filmpreis nominiert.

Das Vater-Sohn-Drama lebt von der seltsam kruden Beziehung der beiden zueinander. Und Hugo Weaving („Herr der Ringe“, „Matrix“, „Priscilla“) entpuppt sich als wandlungsfähiger Darsteller. Er gibt seiner White Trash Figur einen derart verlebten Charme und eine glaubhafte Neigung zum Jähzorn mit auf den Weg, die völlig im Kontrast zu dem nachdenklichen, stillen Jungen steht, den er aus der vertrauten Umgebung reißen musste.

Das Erstaunliche und Gelungenen an „Last Ride“ ist eben jene Beziehung zwischen Vater und Sohn, die sich im Laufe des Films verändert und schließlich umkehrt. Die Inszenierung setzt das Milieu und die Getriebenheit der Figuren stimmungsvoll um und nimmt sich Zeit. Mit ruhigen, eindrucksvollen und zugleich alltäglichen Bildern nimmt das Drama seinen unausweichlichen Lauf.

Film-Wertung: 6 out of 10 stars (6 / 10)

Last Ride – Manche Fesseln können gelöst werden
OT: Last Ride
Genre: Drama
Länge: 90 Minuten, AUS, 2009
Regie: Glendyn Ivin
Darsteller: Hugo Weaving, Tom Russel, Anita Hegh,
FSK: ab 12 Jahren
Vertrieb: Great Movies GmbH, Dtp films,
Kinostart: kein Kinostart
DVD-VÖ: 24.09.2009
Reissue BD-VÖ: 26.09.2014