Hangtime – Kein leichtes Spiel: Präsentkörbe

Für mich gehört zu den Wohlfühlfilmen auch immer was Sportliches. Die Dramaturgie ist oft genremäßig überschaubar, aber Dynamik und Action kommen selten zu kurz. Für deutsche Filmverhältnisse ist „Hangtime – Kein leichtes Spiel“, der 2009 in die Kinos kam, ziemlich ungewöhnlich: normalerweise kommen Sportdramen eher aus den USA und sind häufig genug nur filmischer Durchschnitt. Die Story um den begnadeten Basketballer Vinz Berg verhält sich zum normalen amerikanischen Sportfilm wie Dirk Nowitzki zur NBA.

Basketballfans wissen jetzt, dass der Gang ins Kino beziehungsweise das Glotzen zuhause sich lohnt, dabei steht der Sport gar nicht so sehr im Mittelpunkt der klassischen Entwicklungsgeschichte. Es geht vielmehr darum, dass ein junger Mann seinen eigenen Weg im Leben findet.

Vinz Berg (Max Kidd) verliert seine Eltern als er noch ein Kind ist. Durch den tödlichen Unfall wird der ältere Bruder Georg (Misel Maticevic) zu Vinzs einziger Bezugsperson. Eigentlich hatte Georg eine hoffnungsvolle Basketball-Karriere vor sich, doch durch den Existenzdruck kehrt er dem geliebten Sport den Rücken und geht malochen, um sich und seinen kleinen Bruder durchzufüttern.

Die beiden Brüder wohnen in einer Sozialwohnung in einem Hagener Hochhaus-Ghetto und trotz aller Widrigkeiten steht Vinz kurz davor sein Abi zu machen. Als Basketballer hat er seinen Bruder längst überflügelt und ist der Star und der Hoffnungsträger der Mannschaft von Phoenix Hagen. Sportlich steht ihm also die Welt offen und Georg hofft durch seinen begabten Bruder auf eine zweite Chance als Sportmanager.

Vinz fühlt sich Georg zwar verpflichtet, hat aber eigene Pläne. Wenn er mal nicht Basketball spielt hängt er mit seinen beiden Kumpels ab: Samy (Ralph Kretschmar), der ebenfalls Basketballer ist, und Ali (Max Fröhlich), der von einer Rapper-Karriere träumt, sind die besten Freunde von Vinz und haben vollstes Verständnis, dass er aus dem Hagener Hochhausmief heraus will. Doch so richtig kann Vinz sich nicht lösen. Eines Tages lernt er im Internetcafé, von wo aus er heimlich seine Bewerbungen verschickt, Kathi (Mirjam Weichselbraun) kennen, die neu in der Stadt ist und hier jobbt. Vinz verliebt sich in die Neue.

Die schwerste Prüfung für Vinz steht noch aus: Er muss seinen eigenen Weg suchen. Der Konflikt mir Georg ist vorprogrammiert und als die ersten Profi-Vereine ihr Interesse bekunden, muss Vinz eine Entscheidung treffen.

Die Story von „Hangtime“ ist zwar nicht so außergewöhnlich, bietet aber das Spielfeld für einen mitreißenden Film, der etliche Punkte macht. Neben gut eingefangenen Bsketballszenen und der dazugehörenden Action, kommt auch die Story nicht zu kurz. Das Szenario des Films ist in Hagen treffend angesiedelt und die soziale Enge, die Perspektivlosigkeit der heutigen Jugend ist stimmig eingefangen. Vinz hat ein Ticket, aus diesem Umfeld herauszukommen, doch er zögert, denn der Junge ohne Eltern sieht in dem bekannten Umfeld auch das stabile Element.

Wirklich großartig sind die Darsteller. Das Misel Maticevic ein guter Mime ist, der konstant unterbewertet wird, weiß ich schon länger. Doch auch die junge Riege macht eine extrem gute Figur. Dass die Darsteller so überzeugen, liegt zum Teil daran, dass die Autoren nicht auf Plattitüden setzen, sondern den Charakteren der jungen Leute eine gewisse Tiefe zubilligen.

Ralph Kretschmar als Samy hinter lässt als Buddy und bester Kumpel von Vinz einen nachhaltigen Eindruck, während Max Fröhlich als Ali eher für die Jokes zuständig ist, gerne auch auf seine Kosten. Die Hauptrolle ist mit Max Kidd perfekt besetzt und es sollte mich nicht wundern, wenn hier ein neues Teenie-Idol über die Leinwand dribbelt. Doch der Vinz ist vor allem überzeugend gespielt.

Es sind viele Kleinigkeiten, die den rotzigen Underdog-Charme von „Hangtime- Kein leichtes Spiel“ ausmachen. Der Soundtrack ist perfekt ausgewählt und geht gut nach vorne, die Mischung zwischen Leichtigkeit und Drama stimmt. Pfiffige lebensnahe Dialoge treffen sich mit stimmungsvoll gefilmten Momenten der Einsamkeit. Mit ein bisschen Glück sollte „Hangtime“ ein großer Erfolg werden, zumindest bei der jugendlichen Zielgruppe. Dazu gehöre ich zwar nicht mehr, aber ich fühlte mich überraschend kurzweilig unterhalten.

„Hangime“ kein leichtes Spiel“ ist eine mitreißende Entwicklungsgeschichte (neudeutsch: „Coming-of-Age“), die im Gewand des Sportfilms temporeich und stilecht rüberkommt.

Film-Wertung: 7.5 out of 10 stars (7,5 / 10)

Hangtime – Kein leichtes Spiel
Genre: Sport, Drama,
Länge: 92 Minuten, D, 2009
Regie: Wolfgang Groos,
Darsteller: Max Kidd, Misel Maticevic, Mirjam Weichselbraun,
FSK: ab 12 Jahren
Vertrieb: 3L Vertriebs GmbH, Ascot Elite
Kinostart: 15.10.2009
DVD- & BD-VÖ: 22.07.2010