Triptonus: Soundless Voice – Album Review

Es gibt definitiv zuviel Musik da draußen. Von dem Wiener Outfit „Triptonus“ hatte ich noch nie gehört bis der Noisolution Promo-newsletter kam. Dabei veröffentlicht das Sextett aus Wien bereits das dritte Album. Mit „Soundless Voice“ beackern die virtusosen Musiker das weite Feld psychedelischen Hard Rocks mit einem ganzen Haufen genrefremder Einflüsse. Das ist nicht nur gefällig zu hören, sondern macht auch Lust auf mehr.

Wahnwitzig experimentell kommt das Sextett aus Wien nicht gerade daher. Triptonus musizieren aber in der ein oder anderen Besetzung bereits seit mehr als einem Jahrzehnt. Die drei Alben der Band („Sprout“, 2013, „Triptonus“,2016, und „Soundless Voice“, 2021) sind alle im Selbstvertreib erschienen und über Bandcamp in allen Spielarten zu beziehen. Mit Infos ist das Musikerkollektiv eher spärlich unterwegs und so konzentriere ich mich auf die Musik des aktuellen Longplayers.

„Soundless Voice“ bietet in knapp einer Stunde Spielzeit neun Songs. Der typische Triptonus-Song ist zwischen sechs und zehn Minuten lang. Alles was deutlich kürzer ist, ist beileibe kein straighter Rocker, sondern wie „Telpericon“ in der Albummitte eher als Interlude zu verstehen.

Mit „Ikaros“ geht es stilvoll und atmosphärisch los: nach einem kurzen Intro etablieren sich Groove und schwere Riffs, über denen sich dann die Höhenflüge Richtung Sonne erheben. Mit dem zweiten Song „B-Har“ hat „Soundless Voice“ gleich ein weiteres Highlight zu bieten und zeigt, was an der Band so außergewöhnlich ist: der Drang vielschichtige Instrumente und Musikstile in das Gerüst aus psychedelischem Rock einzubauen. Hier in Gestalt eines Digeridoos, das den Gitarrenschichten eine wabernde Rhythmik verleiht. Nach einem funky Endteil geht es vermeintlich ruhiger weiter. „Mycel“ beginnt ruhig, explodiert dann aber, bevor es zu meditativ wird.

„Tourwreck“ zitiert dann einerseits keltische Fiedeln und andererseits afrikanischen „Wüstenrock“. Mit ein bisschen Fantasie kann man dem Titel durchaus die Tuarek-Einflüsse entnehmen, wenn die Hörerschaft erst einmal geschnallt hat, wohin der Hase läuft. „Tourwreck“ erinnert stimmungstechnisch an das großartige All-Star-Projekt „Afro-Celt-Sound-System“, das aus folkloristischen Wurzeln beinahe technoide Trance-Music zustande brachte.

Weiter geht es mit Variationen hinreißender Soundscapes und riffiger Schallwände. Das erinnert an die Kollegen von Maserati, manchmal auch an klassischere Rockbands und mich persönlich gelegentlich – und verstärkt beim Titeltrack – an „The God Maschine“, die erste Band von Robin Propper-Sheppard, der heute mit seiner Band „Sophia“ eher ruhigere und akustischer Terrains beackert.

„Soundless Voice“ ist von Anfang bis Ende ein stimmiges Album, das mit ausgefeiltem, komplexem Songwriting punktet, variablen Zusammenspiel und einer hohen musikalischen Dynamik. Laute und leise Parts ergänzen sich perfekt, ohne die Grundausrichtung als hart rockendes Outfit zu untergraben.

Triptonus kommen ohne Vocals wunderbar klar und wissen mit pfiffigen Arrangements und unerwarteten Elementen zu überraschen. Anspieltipps zu verteilen erscheint mir reichlich subjektiv, aber neben dem elegischen Titeltrack, gefallen mir vor allem „B-Har“ und „Tourwreck“ ausnehmend gut. Insgesamt ein starkes, abwechslungsreiches Album, das seine Qualitäten garantiert auch live entfaltet.

Album-Wertung: 8 out of 10 stars (8 / 10)

Soundless Voice
Genre: Psychedelic Rock, Post-Rock, Instrumental
Länge: 59 Minuten, AUT, 2021
Interpret: Triptonus
Label: Eigenvertrieb
Album-VÖ: 30.07.2021

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