Neu im Kino: Nowhere Boy

Rechtzeitig zum 30. Todestag von John Lennon startet das Biopic „Nowhere Boy“, das die rebellischen Teenager-Tage des späteren Beatles porträtiert. Der Film ist vor allem eine Geschichte über das Erwachsenwerden – mit einer gehörigen Portion Rock’n’Roll – und weniger ein Beatles Film. Wie heißt es am Ende des Films doch so schön: „Off to Hamburg“ – der Rest ist Legende.

Der junge John Lennon (Aaron Johnson) wächst bei seiner Tante Mimi (Kristin Scott Thomas) und seinem Onkel auf. Seine Mutter ist seit Jahren verschwunden und John leidet sehr unter dem Verlust. Als dann sein Onkel überraschend stirbt, bleibt John mit der strengen Mimi allein. Das Zusammenleben gestaltet sich zunehmen schwieriger und John hat Besseres zu tun, als brav in der Schule zu sitzen.

04-Nowhere-Boy-Aaron-Johnson-Anne-Marie-DuffEines Tages verrät ihm sein Cousin, dass seine Mutter Julia (Anne-Marie Duff) mit ihrer neuen Familie nur wenige Straßen entfernt lebt. John besucht seine Mutter und versucht, den Kontakt wieder zu erneuern. Die lebenslustige Julia freut sich übermäßig, ihren Sohn zu sehen, und eröffnet ihm eine ganz neue musikalische Welt. John beginnt Musik zu machen und entdeckt die Welt des Rock’n’Roll.

Doch die wieder erwachte Beziehung zu seiner Mutter bleibt nicht stressfrei. Julia vernachlässigt ihre neue Familie, vor allem die kleinen Kinder, und Tante Mimi fühlt sich zurückgesetzt und fürchtet um Johns Wohlergehen. Der junge Mann stürzt sich – inspiriert von Elvis – in ein Leben als Musiker und mit seiner Skiffle-Band „The Quarrymen“ gibt es erste Erfolge. Außerdem lernt er zu dieser Zeit den begabten Gitarristen Paul McCartney kennen, der in die Band einsteigt.

02-Nowhere-Boy-Aaron-Johnson-Thomas-SangsterDer Regie-Erstling der Konzeptkünstlerin Sam Tayler-Wood ist die gelungene Verfilmung eine jugendlichen Rebellion im konservativen England der 1950er. Der junge John Lennon ist auf der Suche nach sich selbst. Aaron Johnson („Kick-Ass“) spielt Lennon mit Charme, Charisma und jugendlichem Übermut. Er macht seine Sache ebenso überzeugend wie die beiden starken Frauengestalten in Lennons frühem Leben. In England räumt der Film daher einen Filmpreis nach dem nächsten ab und auch auf dem Filmfest Hamburg herrschte große Begeisterung.

01-Nowhere-boy-Aaron-JohnsonDrehbuch und Inszenierung fallen allerdings recht bieder aus. Auch wenn Yoko Ono den Film ausdrücklich lobt und sogar erlaubte, dass ein Lennon-Song neu eingespielt wurde. Matt Greenhalgh (Drehbuch zum Joy Division-Film „Control“) entwickelt das Script auf der Grundlage der Memoiren von Julia Baird, Lennons Halbschwester. Der Zeitgeist wird treffend eingefangen, wirkt aber gelegentlich etwas plakativ. Gleiches gilt für die familiären Konflikte. Vieles wird auf Schlüsselszenen reduziert und der Film kratzt häufig genau dort nur an der Oberfläche, wo es an Lennons Innenleben gehen könnte. An der Ikone wird nicht gekratzt. Das ist für gute Unterhaltung absolut genug, für eine herausragende Filmbiografie allerdings nicht.

Fazit: „Nowhere Boy“ zeigt John Lennons rebellische Teenager-Jahre zwischen jugendlichem Überschwang und familiärem Drama. Wer Aufschlüsse über die frühe Entwicklung des späteren Beatles sucht, sollte nicht zuviel erwarten. Gute Unterhaltung mit gelungenem Soundtrack ist das allemal.

Film-Wertung: 6 out of 10 stars (6 / 10)

Nowhere-boy-plakatTitel: „Nowhere Boy“
OT: „Nowhere Boy“
Genre: Musikfilm, Biografie,
Länge: 97 Minuten
Regie: Sam Taylor-Wood
Darsteller: Aaron Johnson, Kristin Scott Thommas, Anne-Marie Duff
DVD-Extras: Verleih: Senator
FSK: ab 12 Jahren
Kino-Start: 08.12.2010
DVD- & Blu-rayVÖ: 20.05.2011

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