Schmerzhaft romantisch: New Moon, der zweite Twilight-Teil

Aus dem Arciv in den #FantasyFebruar: „New Moon – Biss zur Mittagstunde“ von 2009. „New Moon“ der zweite Teil der „Twilight“-Saga ist im wahrsten Sinne romantisch. Und zwar nicht nur wie sich der moderne Teenie das so vorstellt, sondern der Epoche der Romantik bis aufs Blut verbunden. Also Entwarnung für alle Fans: Die Fortsetzung ist gelungen und sollte allen Erwartungen gerecht werden.

Und genau da starten die Probleme der ernsthaften Auseinandersetzung mit „New Moon“. Doch dazu später mehr. „Twilight“ ist im Wesentlichen ein Teenager-Phänomen, das sich von aus Amerika weltweit verbreitet hat, und das aus gutem Grund. Die überaus erfolgreichen Roman-Bestseller von Stephenie Meyer werden nun nach und nach verfilmt und man kann davon ausgehen, dass der Erfolg nicht geringer werden wird, sondern sich von Ausgabe zu Ausgabe steigert.

Schon jetzt hat „New Moon“ den Vorgänger „Twilight“ in Punkto Einspielergebnis getoppt und es fast bis an die ewige Spitze der Filmcharts geschafft. Dabei geht es wie bei den meisten Teenie-Themen gar nicht um cineastische Qualität, ebenso wie beispielsweise in Disneys „High School Musical“-Serie, sondern darum den Nerv des Publikums zu treffen. Das ist bei einer Romanverfilmung nicht sonderlich schwierig und alle etablierten Trademarks werden ausgebaut und noch einmal in die Waagschaale geworfen. In dieser Hinsicht ist „New Moon“ absolut gelungen.

Die Handlung ist schnell umrissen: Bella wird volljährig und wünscht sich nichts sehnlicher, als dass Edward sie zum Vampir macht. Doch Edward weigert sich nicht nur, sondern verlässt Bella, nachdem es auf ihrem Geburtstagsfest zu einem Zwischenfall kam. Bella leidet und zieht sich zurück, bis sie einen Weg findet, wie sie Edward nahe sein kann. Gleichzeitig freundet sie sich mit Jacob Black an, der sich in Bella verliebt. Nur ist Jacob ein Werwolf und ein Erzfeind der Vampire. Bella findet sich in einer mehrfachen Zwickmühle wieder.

Romantische Zerrissenheit

„New Moon –Biss zur Mittagsstunde“ steht symbolisch auch für die dunkelste Stunde in Bellas Leben und damit verbundenen Herzeleid. All das ist wirksam und plakativ in Szene gesetzt und mit Musik versehen. Moderne Hits und getragene Streicher-Arrangements wechseln sich wirkungsvoll ab. Doch wirklich viel passiert eigentlich nicht in dem zweiten von vier Twilight-Teilen. Vielmehr geht es um das hochemotionale, wahre Gefühl – und davon gibt es in „New Moon“ reichlich.

Besser als „Twilight“ ist „New Moon“ aber nicht, kann auch gar nicht. Schließlich sind die wichtigen Charaktere schon eingeführt und es ist von vorneherein klar, dass die Geschichte nach dem Ende von „New Moon“ weitergehen wird. Eine undankbare Aufgabe, die Regisseur Weitz, ganz den Fans verpflichtet, meistert.

So, und nun zur kritischen Betrachtung. Regisseur Chris Weitz („About a Boy“) inszeniert den „Twilight“-Nachfolger als durchgehenden Cliff-Hanger zu Teil drei. Der aufmerksame Zuschauer erkennt das überstrapazierte Prinzip des Hingehalten-Werdens spätestens nach 30 von 130 Minuten und schleppt sich so denn auch etwas unruhig durch die restlichen Kinominuten. Wie schon erwähnt, es passiert nicht viel: Aktion kommt kaum vor und kann dann nicht gerade überzeugen, die Special Effekts sind keinesfalls „State of the Art“ und die Bildsprache ist der Romanvorlage entprechend plakativ.

Vampire, Werwölfe und die Unschuld

Thematisch ist ja schon das Vampir-Thema an sich vollständig romantisch, doch „New Moon“ verstärkt die Überhöhung von Tod und Eros noch durch tiefe emotionale Zustände. Dabei werden Gefühl, Leidenschaft und Seele als romantische Themen im Wesentlichen durch Liebesqual und einen völlig übersteigerten Selbstaufopferungstrieb, ja eine Todessehnsucht ausgedrückt. Für Menschen, die die Pubertät erfolgreich überlebt haben, ist das bisweilen etwas zuviel des Guten.

Vor allem, wenn die romantische Verbindung von Tod und Erotik mit einem gänzlichen Mangel an Erotik dargeboten wird. Das dargestellte Liebesideal ist extrem stilisiert und vollig unkörperlich. Es läuft auf ein puritanisches Weltbild hinaus, das mit dem Thema Sex ein echtes Problem hat und körperliche Liebe total ignoriert beziehungsweise ablehnt.

Umso erstaunlicher, dass die Werwölfe (als Indianerstamm!), extrem physisch und kraftstrotzend sind und mit nackter Männerbrust das High-School Quarterback-Ideal amerikanischer Teenager bedienen. Die blassen und blasierten Blutsauger können da kaum mithalten. Werwolf Jake im Speziellen soll wohl symbolisch für die „dunkle Seite“ in Bellas Leben stehen. Dabei gerät die holde und trübe Schöne zwischen zwei Fronten und in ein unauflösliches Dilemma: Das Tier im Manne umwirbt sie, während das Ätherische, aber prinzipiell verdammte, moralisch Böse sie verstoßen hat.

Die holde und trübe Schöne

Zur cineastischen Totalverwirrung zwischen all diesen unentschiedenen Bildsprachen und Moralvorstellungen, kommt dann noch eine Besetzungspersonalie dazu. Wer hatte denn die Idee ausgerechnet Michael Sheen („Frost/Nixon“) als Ober-Vampir zu besetzten? Durchaus unglücklich, da er aus dem erfolgreichen „Underworld“-Franchise als Lucien, der Chef der Lykaner, sprich Werwölfe, bekannt ist.

„Bad Moon“ ist wie die gesamte „Twilight“-Saga ein Phänomen der Pop-Kultur, das sich nicht um cineastischen Maßstäbe schert und insofern auch gut mit der Kritik wird leben können. Der dritte Teil „Eclipse“ ist unter der Regie von Horror-Filmer David Slade („Hard Candy“, „30 Days of Night“) schon fertig gedreht.

„New Moon“ ist eine gelungene Fortsetzung der „Twilight“-Saga, aber packendes Kino ist das nur für Fans.

Film-Wertung: 5 out of 10 stars (5 / 10)

New Moon – Biss zur Mittagstunde
Twilight: New Moon
Genre: Fantasy, Romanze
Länge: 130 Minuten, USa, 2010
Regie: Chris Weitz
Vorlage: gleichnamiger Roman von Stephenie Meyer
Darsteller:innen: Kristen Stewart, Robert Pattinson
FSK: ab 12 Jahren
Vertrieb: Eurovideo
Kinostart: 26.11.2009
DVD-VÖ: 26.07.2010