Abserviert: Angst und Schrecken im Urlaubs-Resort

Was tut man bloß als erwachsenes Kind, wenn die alternde Mutter vom Vater abserviert wird? Man oder in diesem Fall frau versucht, Trost zu spenden und neuen Lebensmut zu vermitteln. Das kann durchaus mal etwas übergriffig werden – so wie in der flotten französischen Sommerkomödie „Abserviert“ die nun bei Alamode als Videopremiere für das Home-Entertainment erscheint.

Da haben sich die Schwestern Rose (Camille Cotin, „Call My Agent“) und Alice (Camille Chamboux) etwas Nettes zu Muttis 60. Geburtstag ausgedacht und fliegen mit ihrer alleinstehende Mutter Francoise (Miou-Miou) in den Urlaub nach Reunion. Ein bisschen Abwechslung, mal was anderes. Mal raus aus dem Alltag, der trostlos sein muss, seit der Vater von Rose und Alice ihre Mutter für eine Jüngere verlassen hat. Und wie Rose im Flieger als erste erfährt, ist Papas Neue schwanger. Alice glaubt das unbedingt vor Mutter verheimlichen zu müssen, und Rose beschließt den Barkeeper und Gigolo des Resorts auf Francoise anzusetzen.

Er soll mal ein bisschen nett sein, mehr nicht. Aber was der charmante Thierry (Johan Heldenberg) dann abliefert geht Rose entschieden zu weit. Auch deshalb, weil Rose selbst mit Thierry in der Kiste war, wie sie von dem alleinerziehenden Vater des Jungen Felix aufs Brot geschmiert bekommt. Der Vater sorgt sich nämlich um die Abenteuer die sein Filius in Roses Schlepptau so erlebt.

Mit ihrem zweiten Spielfilm liefert die belgische Regisseurin Eloïse Lang („Harry Me! The Royal Bitch of Buckingham“) einen knackigen Frauen- und Familienfilm hin, der unterhaltsam ist und durchaus zu gefallen weiß. Die Charaktere der Schwestern sind so unterschiedlich angelegt, dass es zu Reibereien und Rivalitäten kommen muss. Hier die wilde und unabhängige Musikerin Rose, dort die fürsorgliche Übermutter Alice. Großartig von den beiden Camilles dargestellt.

Auch die dramaturgische Aufgabenstellung, der Mutter wieder zu Lebensglück zu verhelfen, birgt Einiges an komischem und dramaturgischem Potential. Miou-Moiu, die schon seit Jahrzehnten erfolgreich und charmant vor der Kamera steht und daher zum cineastischen Kulturgut Frankreichs gehört, weiß in der Rolle der Mutter zu gefallen. Francoise ist keineswegs so betrübt und trostbedürftig wie ihre Töchter das annehmen.

So weit, so gut. Allerdings ist „Abserviert“ das Remake einer dänischen Komödie namens „All Inclusive“ von 2014. Nicht zu verwechseln mit der gleichnamigen Hollywood-Klamotte von 2009 mit Vince Vaughn, die auch unter dem Alternativtitel „Couples Retreat“ firmiert. Die dänische Komödie, die ich nicht kenne, fiel international auch kaum auf. Da es sich nicht sagen lässt, wie stark die französische Variante am Original ist, lässt sich auch kaum sagen, wie originell die Adaption ist. Die Grundhandlung zumindest ist nach Papierform fast identisch.

Solcherlei Mehrfachverfilmung einer Handlung jenseits von Hollywood gab es ganz aktuell ja auch mit den diversen Komödie mit Mannschaftssport im Schwimmbad. Nun ja, „Männer im Wasser“, „Swimming with Men“, „Ein Becken voller Männer“ tun so – wie Männer das eben tun – als hätten sie sich das Komödiensetting jeweils ganz alleine ausgedacht. „Abserviert“ tut das nicht.

Abschließend sei noch auf die hinreißenden, kleinen Urlaubswitze hingewiesen, die einfach ohne weiteres Trara in die Handlung eingestreut werden. Das asiatische Hochzeitspaar ist mit seinen Hochzeitsfoto-Versuchen als Running Gag hinreißend. Die unbeobachteten Ressortangestellten und Urlauber sind von so verzweifeltem Humor, dass es einfach Spaß macht und schon wieder subversiv ist.

Viel zu viele Worte für eine gelungen Frauen-Komödie mit sommerlichem Flair, deren Pointen auf den Punkt kommen. Ob bei dem Gedanken, mit Mutti zu verreisen, Freude oder Panik aufkommt, muss jeder selbst entscheiden.

Film-Wertung 6 out of 10 stars (6 / 10)

Abserviert
OT: Larguées
Genre: Komödie
Länge: 91 Minuten, F, 2018
Regie: Eloïse Lang
Drehbuchvorlage: Film „All Inclusive“ (2014) von Hella Joof
Darsteller: Miou-Miou, Camille Chamoux, Johan Heldenbergh, Thomas cimeca, , Camille Cottin,
FSK: ab 12 Jahren
Vertrieb: : Alamode /Alive
DVD-& BD-VÖ 26.07.2019